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7 in 2017: Netflix lädt noch einmal nach

Millionenwachstum, gute Kritiken, innovative Ideen: 2017 soll das nächste Netflix-Hitjahr werden. Wir erklären den Erfolg des Streamers – und stellen euch sieben vielversprechende Serien-Neustarts vor.

Wir befinden uns gerade erst am Anfang, im Hinblick darauf, wo Internetvideo stehen sollte.
Netflix-Chef Reed Hastings im Interview mit "WIRED"
Die Marschroute ist klar: „Bis zur Unendlichkeit, und noch viel weiter.“ Auch wenn dieser Satz von Captain Buzz Lightyear aus «Toy Story» stammt – daraus hat Netflix noch keine eigene Serie gemacht –, so ist die Metapher treffend. Spätestens, seitdem der Streaming-Gigant weltweit verfügbar ist, sind der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt. Bis vor einem halben Jahr klang das noch etwas anders: Analysten und Aktionäre waren von der Performance des Unternehmens enttäuscht, die Abonnentenzahlen lagen hinter den Erwartungen zurück. Und das, obwohl Netflix in immer mehr Ländern vertreten war. Mittlerweile herrscht wieder allergrößte Zuversicht: Der Streamer beeindruckt mit immer besseren Zahlen. Man erntet die Lorbeeren der guten Inhalte, die man permanent abliefert.

Rund sieben Millionen Kunden – die meisten davon außerhalb der USA – gewann man allein im letzten Quartal, dem Weihnachtsgeschäft also. Noch im Oktober war Netflix von rund fünf Millionen Neuabonnenten ausgegangen. Noch wichtiger: Das Wachstum schwächt sich im Kernmarkt der USA nur leicht ab. Dort liegt das Kundenplus bei knapp fünf Millionen pro Jahr, in den Vorjahren waren es um 5,7 Millionen. Und dies, obwohl man im Vorjahr die Preise für die beliebteste Abo-Variante erhöht hatte. Zwei Meilensteine werden wohl in diesem Jahr fallen: In den USA wird man die Marke von 50 Millionen Abonnenten durchbrechen, weltweit werden es mehr als 100 Millionen sein. Die Aktionäre sind sehr zufrieden: Im letzten halben Jahr legte die Aktie um mehr als 50 Prozent zu.

Der Grundstein für den Erfolg liegt im exklusiven Portfolio an Serien, das sich Netflix allmählich aufgebaut hat. Man erntet die Früchte als first mover im hart umkämpften Streaming-Markt: Mit massiven Investitionen war Netflix vor einigen Jahren das erste Unternehmen, das im großen Stil eigene Inhalte – oft qualitativ hochwertig – produzierte. Dieser Vorsprung bleibt bestehen, die Konkurrenz kann den einmal entstandenen Nachteil kaum aufholen. Schließlich wird auch der back catalog immer größer: Mit dem Abo kann man schließlich auch die zahlreichen älteren Angebote wie «House of Cards» anschauen, die man eigentlich immer schon einmal entdecken wollte. Diese Angebote sind mittlerweile so groß und vielfältig, dass das Argument für ein Abo immer besser wird.

Sehr wichtig für das starke Neukundenwachstum sind aber sicher auch die neuen Inhalte. Und hier beweist der Streaming-Gigant ein feines Näschen für große Hits, über die man spricht: Im letzten Jahr wurden beispielsweise originale Formate wie «Jessica Jones», «Fuller House» und «Stranger Things» groß abgefeiert. Diese Flut an starken Inhalten – Quartal für Quartal – lassen die Kundenzahlen wachsen. Netflix ist, wenn man darüber spricht.

Ob diese Siegesserie auch in diesem Jahr anhält? Zumindest lässt man nichts unversucht; 2017 wird das Jahr, in dem das Unternehmen mit noch mehr Genres experimentiert. Noch im Februar startet mit «Ultimate Beastmaster» eine Action-Spielshow im Stile des «Ninja Warrior»-Franchises. Man produziert länderspezifische Versionen, in Deutschland stehen als Moderatoren Luke Mockridge und Hans Sarpei vor der Kamera. Der renommierte Wissenschaftler Bill Nye wird noch im Frühjahr eine Talkshow präsentieren, die abseits des medialen Nachrichten-Grundrauschens und der Tagesaktualität über grundsätzliche Fragen von Wissenschaft und Gesellschaft diskutiert. Der Titel verspricht nicht weniger als die Lösung aller Probleme: «Bill Nye Saves the World». Vom Chef der Technologie-Zeitschrift „Wired“ kommt die Doku-Serie «Abstract: The Art of Design», von der jede Folge einen komplett anderen Charakter hat, inhaltlich und stilistisch. Im Zeitalter des Designs als Identitätsmerkmal – man denke nur an die Apple-Produkte – hat diese Show ihre ganz eigene Relevanz.

Auch im klassischen Serienbereich klingen viele Projekte interessant. Da wäre beispielsweise der Thriller «Dark», der noch in diesem Jahr zu sehen sein wird. Das erste deutsche Netflix-Projekt erzählt von vier Familien in einer Kleinstadt. Als zwei Kinder plötzlich verschwinden, führen die Ermittlungen zu immer dunkleren Abgründen und Geheimnissen, die diese Familien Jahrzehnte verborgen haben. Schon Ende März entführt uns Netflix in die Abgründe des Teenager-Mädchens Hanna, das Selbstmord begangen hat: In «Tote Mädchen lügen nicht» («13 Reasons Why») hinterläßt Hannah 13 Kassetten, jede für einen ihrer ehemaligen Mitschüler bestimmt. Es entspinnt sich ein Gedankenpuzzle, das die Jugendlichen lösen müssen. Erst dann kennen sie die wahren Gründe für Hannahs Schicksal.

Marvel-Fans können sich 2017 auf ein furioses Finale freuen: Nach der Serie «Iron Fist» im Frühjahr kulminiert die Geschichte um die vier Superhelden in «The Defenders», das neben Iron Fist Daredevil, Jessica Jones und Luke Cage versammelt. Ein Best-Of sozusagen. Ganz andere Wege geht Netflix im Comedy-Bereich, wo man zuletzt mit zahlreichen Sitcoms («Fuller House», «The Ranch», «One Day At A Time») von sich reden machte. Vielversprechend klingt hier das Projekt «Dear White People». Es basiert auf dem gleichnamigen Crowdfunding-Film aus 2014 und wird beschrieben als komödiantische Satire zwischen Alltagsrassismus und Selbstverwirklichung: Die Comedy begleitet Studenten mit schwarzer Hautfarbe, die ihr Glück an einer traditionsreichen Elite-Universität versuchen.

Ob es genau diese sieben Serien sein werden, über die alle sprechen? Wahrscheinlich nicht unbedingt. Auch «Stranger Things» kam im letzten Sommer aus dem Nichts, ähnlich zuletzt «Eine Reihe betrüblicher Ereignisse». Aber vielleicht gehört auch das zum Reiz des Streaming-Giganten: Man kann kaum abschätzen, wo und wann der nächste Hit kommt: Ist es die große Marvel-Serie, die nächsten Monat online geht? Oder das unbekannte Format, von dem man noch kaum etwas gehört hat und das morgen erscheint?
03.02.2017 18:02 Uhr Kurz-URL: qmde.de/91020
Jan Schlüter

super
schade

87 %
13 %

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Tags

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