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Die glorreichen 6: Kurz und knapp - Filme unter 90 Minuten (Teil I)

Abseits der Überlänge stehen sie im Schatten dreistündiger Epen und fünfteiliger Filmreihen, dabei haben auch kurze Filme mindestens genauso viel zu sagen. Die neue Staffel von "Die glorreichen 6" befasst sich mit Geschichten unterhalb der Standard-Spielfilmlänge von 90 Minuten. Den Start macht «Blair Witch Project».

Filmfacts: «Blair Witch Project»

  • Buch und Regie: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez
  • Produktion: Robin Cowie, Gregg Hale
  • Darsteller: Heather Donahue, Michael C. Williams, Joshua Leonard, Bob Griffin, Jim King, Sandra Sánchez, Ed Swanson
  • Musik: Antonio Cora
  • Kamera: Neal Fredericks
  • Erscheinungsjahr: 1999
  • Laufzeit: 81 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren

Die Handlung


Am 21. Oktober 1994 brechen die drei Filmstudenten Heather Donahue, Michael Williams und Joshua Leonard in den Blackhill Forest in Maryland auf. Dort wollen sie einen Dokumentarfilm über eine legendäre Spukgestalt drehen, die sogenannte Hexe von Blair. Man hört nie wieder von ihnen ... Ein Jahr später wird ihr Filmmaterial gefunden. Die erhaltenen Filmaufnahmen sind ihr Vermächtnis. Sie zeigen die letzten Tage der Filmemacher, ihre quälende fünftägige Wanderung durch den undurchdringlichen Wald und die grauenerregenden Vorgänge, die zu ihrem Verschwinden geführt haben...

Kurz und knapp - Warum «Blair Witch Project» nicht länger sein darf


Trotz seiner 81 Minuten, wovon gerade einmal 78 zur eigentlichen Filmhandlung gehören, gelang es den Regisseuren Daniel Myrick und Eduardo Sánchez im Jahr 1998 mit diesem Film nicht bloß, einen einmaligen, grotesken Albtraum zu kreieren, sondern obendrein auch einen neuen Trend im Horrorkino zu setzen, der dank der «Paranormal Activity»-Reihe Mitte der Zweitausender erst so richtig anfing, das Genrekino zu prägen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des «Blair Witch Project» wiederum, hatte sich bei vielen Zuschauern anfangs noch nicht herumgesprochen, dass das Videomaterial im Film in Wirklichkeit nachgestellt war. Wer zu den Glücklichen gehörte, den mittlerweile zum Klassiker aufgestiegenen Horrorfilm vollkommen ohne Vorwissen zu sehen, der wähnte sich tatsächlich darin, dass sich das, was den drei Studenten im Film widerfährt, so tatsächlich zugetragen hat.

Das Grauen definiert sich dabei nicht über spektakuläre Jumpscares, riesige Blutfontänen oder eine allgemeine Eskalation; einen klassischen dramaturgischen Aufbau gibt es gar nicht. Wir werden einfach nur Zeuge der unwirtlichen Ereignisse, denen sich das Trio einst ausgesetzt sah. Dank der knackigen Laufzeit ergeben sich trotz der insgesamt sehr unaufgeregten Inszenierung überhaupt keine Längen, jede Minute ist vollgepackt mit Informationen, die für uns als Zuschauer relevant sind - sei es, um die Charaktere besser zu verstehen oder die Bedrohlichkeit des Szenarios einzuordnen. Da der Film seine volle Beklemmung aber erst schleichend entfaltet, hätte eine längere Inszenierung das Grauen in seiner Wirkung verwässern können. 81 Minuten sind für diesen Film genau richtig - schon, um unsere Nerven nicht über zu strapazieren.



Die 6 glorreichen Aspekte von «Blair Witch Project»


1999 schockte das vermeintlich echte Filmmaterial einer Gruppe verschollener Filmstudenten die Horrorwelt. Konsequent zogen die Macher – allesamt Laien – ihre PR-Strategie durch. Bei den bewegten Bildern aus «Blair Witch Project» sollte es sich allen ernstes um Videobänder handeln, die nach dem Verschwinden einer Gruppe von Studenten, die zusammen einen Film über die sagenumwobene Hexe von Blair (ebenfalls nur ein Mythos) drehen wollten, gefunden wurden. In Zeiten, in denen jedes Jahr ein neuer Wackelkamera-Streifen in die Kinos kommt, wird über den Vermerk, das Videomaterial sei real, allenfalls noch geschmunzelt. Damals hingegen funktionierte dieser Clou. Und katapultierte die Pseudo-Dokumentation ganz nebenbei ins Guiness-Buch der Rekorde: Bei Kosten von 25.000 Dollar spielte der Streifen über 600 Millionen Dollar ein. Rekord!

Und wie gut ist das Sequel?

Wenn die Hexe von Blair erscheint, ist's wieder wie 1999.
Klickt Euch in unsere Kritik zu «Blair Witch»
Abgesehen davon, dass die Intensität von «Blair Witch Project» sicher dadurch verstärkt wird, wenn man davon ausgeht, das Videomaterial sei nicht fiktiv, funktioniert der Film auch als klassischer Spielfilm. Mehr noch: Durch die Drehweise, die die beiden Regisseure an den Tag legten, ist der Film einer der authentischsten aller Zeiten. Die Schauspieler bekamen keine Rollen zugeteilt sondern blieben ganz sie selbst. Ein Drehbuch gab es nicht, nur vage Anweisungen, was an jedem der einzelnen Drehtage abgeliefert werden musste. Ebenso wie im Film gab es auch für die Darsteller keine Möglichkeiten der Orientierung, die einzige Möglichkeit, Kontakt mit der Außenwelt zu halten, waren Walkie-Talkies. Unter diesen Voraussetzungen entstand eine bedrückende Studie über die menschliche Urangst vor Orientierungslosigkeit und Einsamkeit.

Eigentlich passiert kaum etwas. Stattdessen wird der Zuschauer Zeuge, wie die drei Hauptpersonen erst nach und nach Wahnsinn und Angst zum Opfer fallen und sich später mit einer realen Bedrohung auseinandersetzen müssen. Derart angsteinflößend kann ein Film offenbar nur dann sein, wenn er so simpel wie möglich gestrickt ist. Denn nur dann ist der Zuschauer hautnah an der blanken Furcht der Figuren, die sich zwangsläufig auf ihn übertragen muss. Schlussendlich gipfelt diese nervenzerrende Tour de Force in einem markerschütternden Ende, das jedoch ebenfalls ohne Effekthascherei daherkommt – und dadurch nur umso intensiver ist.

«Blair Witch Project» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie bei Amazon Prime, iTunes, Maxdome, Watchever, Wuaki, Google Play und Videoload als Stream abrufbar.
13.11.2016 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/89327
Antje Wessels

super
schade


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Tags

Blair Witch Project Paranormal Activity

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