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Die Kritiker: «Los Ángeles»

Das gibt es auch nicht alle Tage: Ein US-Amerikaner dreht mit deutschem Geld einen authentischen Film über Mexiko.

Filmfacts: «Los Ángeles»

  • Regie und Drehbuch: Damian John Harper
  • Darsteller: Mateo Bautista Matías, Marcos Rodríguez Ruíz, Lidia García, Daniel Bautista, Donaciano Charmoy Bautista, Valentina Valentina Ojeda
  • Schnitt: Lorna Hoefler Steffen
  • Kamera: Friede Clausz
  • Musik: Gregor Bonse
  • Produktionsfirma: Weydemann Bros.
Globalisierung in ihrer filmgewordenen Form: Die deutsche Produktionsfirma Weydemann Bros., Cine Plus und 'ZDF Das kleine Fernsehspiel' verwirklichen die neue Regiearbeit des US-Amerikaners Damian John Harper – einen komplett in spanisch gedrehten Film, der von einem jungen Mexikaner handelt. Dieser hört auf den Namen Mateo, ist 17 Jahre alt und, will nach Los Angeles auswandern, um dort gutes Geld zu verdienen und so seine Familie zu unterstützen. Doch eine örtliche Gang, deren Hilfe er benötigt, drängt ihn dazu, für sie einen Mord zu begehen. Da Mateo dies nicht übers Herz bringen kann, schwört die Gang, dies ihm heimzuzahlen und ihn zu töten …

Laut Autor und Regisseur Damian John Harper basieren die Handlung sowie die vielen, kleinen Beobachtungen, die sein Film über arme Mexikaner aus ländlichen Regionen macht, auf wahren Begebenheiten. 13 Jahre lang gewann er dank Freundschaften Einblick in dieses Milieu und sog die gemachen Erfahrungen auf, um sie nun mittels einer plausiblen, aber aus realen Ereignissen neu zusammengesetzten Geschichte zu einem Film zu formen. Gedreht wurde in dem kleinen Dorf Santa Ana del Valle; vornehmlich wurden Laien engagiert, die ihre Figuren unter Zuhilfenahme eigener Lebenserfahrungen dargestellt haben.

Im Gegensatz zu den zahllosen deutschen Nachmittags- und Vorabendformaten, in denen Laienschauspieler hölzern und ohne Esprit vor der Kamera herum stolpern, zeigt «Los Ángeles», inwiefern unerfahrene Mimen einen Gewinn bedeuten können. Mateo Bautista Matías spielt schüchtern und zurückhaltend, was jedoch seiner hilflosen Figur zugutekommt, genauso, wie die etwas forcierten Chauvi- und Harter-Kerl-Attitüden der Gangmitglieder den Eindruck erwecken, als übernehme sich die Gang. Dadurch büßt sie zwar an Einschüchterungspotential ein, gewinnt aber eine dramatische Note, weil Harper somit eine Aussage über das Poser-Gehabe ländlicher Kleingruppierungen aus Teilzeitganoven tätigt.

Der sehr spärliche Gebrauch von Filmmusik, hauptsächlich bilden Hintergrundgeräusche die Klangkulisse dieses in staubig-bleichen Bildern eingefangenen Dramas, unterstreicht mit immenser Kraft die karge, betrübliche Ausgangssituation Mateos. Die sich nahezu durchweg bewegende Kamera, die den Figuren in einem unausgeglichenen Tempo folgt, verleiht «Los Ángeles» obendrein einen dokumentarischen Charakter, der zwar etwas dafür sorgt, dass dies mehr wie ein Einzelschicksal wirkt, und weniger wie ein wiederkehrendes Problem – jedoch lässt es den Betrachter noch näher an Mateo und sein desolates Dilemma rücken.

Fazit: Ein kleines, ruhiges Drama, das für rund 90 Minuten ein Fenster ins betrübliche, ländliche Mexiko öffnet.
«Los Ángeles» ist am 2. Mai 2016 ab 23.55 Uhr im ZDF zu sehen.
01.05.2016 12:12 Uhr Kurz-URL: qmde.de/85305
Sidney Schering

super
schade


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Los Ángeles

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