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Adieu, «The Muppets»? Oder lieber: Eine Chance habt ihr noch!

Eltern waren wegen der Gags geschockt, ABC wegen der Zuschauerzahlen deprimiert: Wir blicken auf die erste (und vielleicht letzte) Staffel «The Muppets» zurück.

Seite 2

Die inhaltliche Entwicklung


Déjà-vu

Bereits in den 90er-Jahren gab es eine ABC-Fernsehserie mit den Muppets zu sehen, die davon handelte, wie die Chaoten eine Latenight-Show auf die Beine stellen. «Muppets Tonight!» scheiterte ebenfalls am Quotendruck und wurde vom Network an den Disney Channel weitergereicht. Nach Season zwei war Schluss - laut den Serienmachern genau dann, als sie endlich den richtigen Tonfall gefunden haben.
Die Staffelpremiere versprach immenses Potential für den weiteren Serienverlauf: Der Auftakt zeigte, wie Kermit und Miss Piggy versuchen, ihre berufliche Beziehung aufrecht zu halten, obwohl ihre private Beziehung zusammengebrochen ist. Außerdem wurden weitere Mitglieder der kultigen, von Generationen von Fans geliebten Filz-Chaotenbanden beim Dating gezeigt sowie in ihrem Element: Beim tumultartigen Planen einer Show – nur im modernen Kontext, statt wie in «Die Muppet Show» nahezu losgelöst von allen Mediengesetzen. Die Aktualisierung des Muppet-Schemas erfolgte so, dass die Einbindung von Social Media und gewagteren Zwischentönen den ursprünglichen Kern der Figuren nicht verraten hat. Dass die Muppets schon in ihrer 70er-Kultserie und in einigen ihrer Filme über Sex und andere Erwachsenenfragen geulkt haben, und dabei stets explizit genug waren, um das ältere Publikum direkt anzusprechen, aber vage genug, um Kinder im Dunkeln tappen zu lassen, schienen viele US-Zuschauer aber vergessen zu haben: Die Premiere spaltete mit ihren riskanteren Gags die Gemüter, für jede Lobeshymne folgte auch eine Schelte. Dennoch: Das Konzept der neuen Serie wurde verständlich eingeführt, mögliche episodenübergreifende Storyfäden begonnen und mit einer kessen Mischung aus Albernheiten und kernigerem Witz wenigstens für etwas Aufmerksamkeit gesorgt.

In den Folgewochen offenbarte sich jedoch ein Aspekt von «The Muppets», der ein potentiell größeres Problem darstellte als der Teile des Publikums verwundernde, hohe Grad an erwachsenenorientiertem Humor: Obwohl das eingangs von Bill Prady & Bob Kushell geleitete Format einen seriellen Einschlag hat, wurden viele Episoden diesem Anspruch nicht gerecht. Während der Haupterzählstrang jeder Folge innerhalb der etwas mehr als 20 Minuten Laufzeit abgewickelt wurde, so gerieten diverse ungeklärte Subplots wochenlang in Vergessenheit. Kermits in Folge eins eingeführte neue Flamme Denise etwa waren im Laufe der Season nur eine Handvoll Episoden vergönnt, die über die gesamte Staffel verteilt wurden.

Der liebenswürdige Möchtern-Komikerbär Fozzie wiederum lernt im Serienauftakt die Eltern seiner menschlichen Freundin kennen, woraufhin Fozzies Liebesleben aber erst einmal kein Thema mehr darstellt. Erst in Episode fünf wird Fozzies Freundin zum Plotmotor und beendet die Folge mit einem Cliffhanger beendet, der erst einige Wochen später ganz beiläufig seine Auflösung erhielt.

Diese Vorgehensweise zieht sich durch die gesamte 16-teilige Staffel, wobei sich die ersten zehn Folgen stärker und häufiger schuldig machen als die späteren, nach dem Soft-Reboot produzierten. Doch auch die neue Showrunnerin Kristen Newman, die nach Kushells Weggang zur Muppet-Familie hinzugestoßen ist, sorgte für keine völlig flüssige Erzählweise: Folge zwölf endete mit der Rückkehr einer verloren geglaubten Muppet-Figur, in Episode 13 wird kein Wort über dieses Comeback verloren, bevor der Neuzugang des «The Muppets»-Casts in Folge 14 als vollkommen in den Alltag der Truppe integriert dargestellt wird. Es hätte nichts dagegen gesprochen, «The Muppets» wie «Die Simpsons» in einer „Der Status quo ist König!“-Welt anzusiedeln oder wie in «Modern Family» eine sehr behutsame Progression der Figurenbeziehungen vorzunehmen. Nahezu jede Episode von «The Muppets» wird aber erzählt wie solche „Sitcom mit einem beiläufigen roten Faden“-Formate wie «Scrubs – Die Anfänger» oder «The Big Bang Theory», bloß dass die im Hintergrund der jeweiligen Folgen offen gelassenen Erzählstränge keine kontinuierliche Fortführung erhalten, sondern irgendwann sprunghaft zu einem Ende gebracht werden. Das führt dazu, dass jede einzelne Folge zwar viel Unterhaltung zu bieten hat die Staffel als Gesamtwerk jedoch ernüchternd ausfällt.

Sollte ABC eine zweite Staffel ordern?


Gegen Ende der Staffel ließ die quotentechnische Talfahrt allmählich nach, und unter neuer kreativer Führung wurde das Format etwas zugänglicher: Der kernige Humor ist weiterhin gegeben, und stellenweise sogar frecher geworden, wird aber beiläufiger vermittelt. Zudem hat Newman eingeführt, dass der «The Office»-artige Mockumentary-Blick auf die Arbeit der Muppets durch mehr Sketche aufgelockert wird – diese wiederum haben das Potential, virale Hits darzustellen, sollten sie zukünftig etwas stärker aus dem Kontext der restlichen Episode gelöst werden. Da zudem die Muppets ein alteingesessenes Franchise mit internationalem Appeal sind, würde sich eine zweite Chance lohnen, sollte das Autorenteam die Möglichkeit erhalten, geordneter am Format zu arbeiten. Die Zuschauerzahlen sind jedoch ziemlich dürftig – ähnlich wie beim Fanfavoriten «Agent Carter», der ja auch eine zweite Staffel erhalten hat. Angesichts des Potentials wäre daher eine neue Staffel angebracht, die eventuell nur in der Mid-Season läuft.

Wenn ABC bei den betrüblichen Zahlen jedoch die vorsichtige Route geht und die Serie einstellt, so sollten sich die Produzenten mit Netflix zusammensetzen, das gerüchteweise von Anfang an am Format interessiert war. Die Serie komplett aufzugeben, wäre nämlich die Verschwendung von noch mehr Potential.
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23.03.2016 14:13 Uhr Kurz-URL: qmde.de/84531
Sidney Schering

super
schade

25 %
75 %

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Tags

Agent Carter Die Anfänger Die Muppet Show Die Simpsons Hangover Modern Family Scrubs Scrubs – Die Anfänger The Big Bang Theory The Muppets The Office

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