Die Academy reagiert auf die #oscarssowhite-Debatte und ändert ihre Mitgliedschaftsregularien, um so den bekanntesten aller Filmpreise an den Puls der Zeit anzupassen.
Die 88. Academy Awards könnten die wichtigsten Oscars der vergangenen Jahre sein. Weniger aufgrund der Frage, wie sich «Mad Max: Fury Road» und «The Revenant» schlagen, sondern eher wegen der Reaktionen auf das Nominiertenfeld: Zum zweiten Mal in Folge wurden ausschließlich weiße Schauspielerinnen und Schauspieler in den Darsteller-Kategorien nominiert, was Filmjournalisten und Branchenmitglieder die Gesichter in Sorgenfalten legen ließ. Will Smith und Gattin Jada Pinkett Smith kündigten an, die Preisverleihung zu boykottieren, ebenso wie die wandelnde Regielegende Spike Lee – und auch «Avengers»-Mitglied Mark Ruffalo twitterte, damit zu liebäugeln, während George Clooney ein sehr kritisches Plädoyer über mangelnde Vielfalt beim Oscar von sich gab.
Und tatsächlich hat sich etwas getan: Wie die Academy of Motion Picture Arts and Sciences mitgeteilt hat, entwirft sie die Regularien für eine Mitgliedschaft vollkommen neu, um so für eine ethnisch diversere Academy zu sorgen, die zudem einen deutlich größeren Anteil an Frauen aufweißt als aktuell. Dies wiederum soll im Oscar-Nominierungsprozess für einen frischeren Blick und eine größere Vielfalt an Blickwinkeln sorgen, wodurch die Academy Awards nicht mehr so einseitig ausfallen könnten. Eine simple, faire Idee – die die Academy wie folgt umsetzen möchte:
Bis 2020 soll eine große Initiative für viel frisches Blut in der Academy sorgen. Zusätzlich zum traditionellen Modus, durch den sie neue Mitglieder erhält, wird eine umfangreiche, weltumspannende Kampagne gestartet, um ethnisch vielfältige, talentierte Filmschaffende zu rekrutieren. Zudem sind Mitgliedschaften in der Academy nicht weiter in vollem Umfang auf Lebenszeit: Wer eintritt, ist zunächst nur für zehn Jahre dazu berechtigt, bei den Oscars abzustimmen. Wer jedoch im Filmgeschäft aktiv bleibt, kann sein Stimmrecht um zehn Jahre verlängern – und wer sie zwei Mal erfolgreich verlängern konnte, hat daraufhin ein lebenslanges Wahlrecht, genauso wie alle Oscar-Gewinner und -Nominierten. Inaktive Academy-Mitglieder werden als Mitglieder ehrenhalber betrachtet und genießen so alle bekannten Vorzüge, abgesehen vom Oscar-Stimmrecht. Nur durch bestimmte Kriterien können für inaktive Mitglieder Ausnahmen gemacht werden.
Somit macht die Academy großen Kehraus. Denn viele über 60 Jahre alte, weiße, männliche Mitglieder der Academy haben sich schon längst vom Filmgeschäft verabschiedet, und drücken ihm nur noch ihren Stempel auf, indem sie ihren markanten (oder: einseitigen) Filmgeschmack in die Oscar-Nominiertenliste pressen. Und noch ein Schritt könnte folgen, um den Oscar zeitgemäßer zu gestalten: Gerüchteweise wird in den nächsten Tagen die Rückkehr zum festen Feld von zehn Nominierungen in der Hauptsparte bekannt gegeben sowie möglicherweise eine Vergrößerung der Nominierungsfelder bei den Schauspielkategorien. Und da muss ich mich wohl nicht wiederholen:
Eine bessere Lösung gibt es nicht!