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Sechs Fakten: Wie ticken News-Sender in den USA?

Heute werden in den USA die Fahnen geschwenkt: Am Unabhängigkeitstag feiern die Vereinigten Staaten sich selbst. Quotenmeter.de blickt deshalb auf die Sender mit den wirklich wichtigen Themen und präsentiert sechs Fragen und Fakten zu den amerikanischen Nachrichtensendern.

Woher holen US-Amerikaner ihre Nachrichten?
Die Reichweite der reinen Newssender ist in den vergangenen Jahren klar geschrumpft. Gemäß einer Studie von 2014 ist das Fernsehen aber immer noch die Hauptnachrichtenquelle. Über 85 Prozent nutzen die Glotze mindestens einmal pro Woche, um sich zu informieren. Das Internet, Zeitungen und Zeitschriften sowie das Radio liegen mit Werten zwischen 60 und 70 Prozent deutlich dahinter. Im TV-Programm genießen dann lokale Stationen den meisten Zuspruch, danach die Newssendungen der großen Networks. Die Nachrichtensender werden von rund 60 Prozent mindestens einmal in der Woche eingeschaltet. Das Vertrauen in diese ist aber geringer als bei den meisten anderen Angeboten – hier liegen wieder die lokalen Stationen, aber auch das Radio und Zeitungen vorn. In Sachen Quote liegt Fox News mit durchschnittlich 1,6 Millionen Zuschauern an der Spitze der drei großen US-Newskanäle. Weit abgeschlagen dahinter liegen CNN und MSNBC mit jeweils 0,5 Millionen Durchschnittszuschauern.

Gibt es regierungstreue Sender?


Jein. Als einziger Sender ist Fox News offensichtlich parteiisch. Der Kanal steht den republikanischen Kräften in der amerikanischen Politik nahe. Mit seinen Meinungsmachern wie Bill O'Reilly berichtete man äußerst regierungstreu, als George Bush bis 2008 an der Regierung war. Programme des demokratischen Präsidenten Barack Obama torpedierte man regelrecht – vor allem die Gesundheitsreform. Als die radikale Tea-Party-Bewegung gegen Obama aufmarschierte, war Fox News sehr gern mit Kameras dabei und berichtete ausführlich. Moderatoren des Senders dürfen außerdem Spendengelder an Parteien verteilen – bei MSNBC ist ein solches Vorgehen beispielsweise verboten und kostete dem großen Newsanchor Keith Olberman 2011 den Job. Bei Fox News wird Unabhängigkeit dagegen weniger groß geschrieben.

Und was ist mit CNN?
Als internationaler Newssender kennen deutsche Fernsehzuschauer den Namen CNN viel besser als die beiden anderen großen US-Nachrichtenkanäle Fox News und MSNBC. Fakt ist aber: In den USA hat CNN vor allem in den vergangenen Jahren deutlich an Relevanz verloren. Lange Zeit lag man hinter Mitbewerber MSNBC sogar nur noch auf dem letzten Platz unter den Newskanälen. Der 2013 angetretene CEO Jeff Zucker bringt das Schiff aber derzeit wieder auf Kurs – mit eigenproduzierten Inhalten abseits der Nachrichten. Im vergangenen Quartal steigerte man die Zuschauerschaft um mehr als ein Fünftel, in der Zielgruppe sogar noch stärker. Reality-Formate über Kriminalfälle oder über Startup-Unternehmer mit Titeln wie «The Hunt» oder «Somebody's Gotta Do It» gehören mittlerweile zum Programm. Auch berichtet man verstärkt über Gossip-Themen. Der neuerliche Erfolg geht aber auf Kosten der Qualität – und der Relevanz im Nachrichtengeschäft.


Wer sind die wichtigsten Köpfe im US-Newsgeschäft?


Der wohl kontroverseste Kopf in der Branche ist Bill O'Reilly, die Stimme von Fox News. Seit 15 Jahren steht seine Show «The O'Reilly Factor» auf Platz eins der erfolgreichsten Formate bei Newssendern. O'Reilly ist mit seiner konservativen Ausrichtung meinungs- und stilbildend für Fox News. Wichtige Köpfe sind weiterhin Sean Hannity und Megyn Kelly, die jeweils eigene Primetime-Shows mit stark kommentierender Ausrichtung besitzen. Bei CNN steht eindeutig Anderson Cooper an der Spitze. Sein Nachrichten-Rundumschlag «Anderson Cooper 360°» steht für Qualität, auch wenn die wahren Stärken des Journalisten in der Reportagearbeit im Feld liegen. Bei MSNBC liegen Rachel Maddow und Chris Matthews vorn. Maddow moderiert ihr eigenes Meinungsprogramm und ist der liberale Gegenpart zu Bill O'Reilly. Mit seinem schonungslosen Interviewstil talkte sich außerdem Chris Matthews bei MSNBC nach oben.

Gibt es einen amerikanischen Peter Kloeppel?


Es gab einen. Brian Williams war bis 2014 eines der großen Aushängeschilder von NBC News und der große News-Anchor, wenn es um die wirklich wichtigen Nachrichten ging. Staatsmännisches Auftreten und eine Schwere in der Stimme, die vermittelte: Hier geht es um Existenzielles, hier muss man dranbleiben. Doch dann bröckelte seine Glaubwürdigkeit: Oft prahlte Williams mit der Anekdote, als Reporter im Irak-Krieg 2003 in eine lebensgefährliche Situation geraten zu sein. Er habe in einem Helikopter gesessen, der von einer Panzerfaust abgeschossen wurde. Im Februar gestand Williams ein: Er saß nicht in diesem Helikopter, sondern in einem anderen unbeteiligten. Nach dem Vorfall supsendierte NBC seinen wichtigsten Mann. Bald darf er wieder auf Sendung gehen, dann aber nur noch beim hauseigenen Newssender MSNBC. Der Schritt könnte sich vermutlich sogar auszahlen: Aufgrund schwindender Zuschauerzahlen braucht MSNBC dringend Aufmerksamkeit. Diese wird Williams dem Sender mit Sicherheit verschaffen.

Wie wichtig ist der Rücktritt von Jon Stewart?
Mit seiner «Daily Show» etablierte sich Jon Stewart nicht nur als komödiantischer Host im Nachrichtengeschäft, sondern auch als seriöse Informationsquelle. Viele aufgeklärte Zuschauer, die hintergründige Einordnungen der Nachrichtenlage wollten – oder auch schonungslose Ehrlichkeit –, schalteten Stewart ein. Tatsächlich zeigte eine repräsentative Umfrage im Februar, dass US-Amerikaner seiner «Daily Show» als Nachrichtenquelle eher vertrauen als etablierte Angebote wie Bloomberg oder die Zeitschrift „The Economist“. Immer wieder kam Stewart mit seinen stark recherchierten und schonungslos ehrlichen Beiträgen in die Schlagzeilen – zuletzt vor wenigen Wochen, als er Fox News für seine populistische Berichte zu den Charleston Shootings entlarvte. Im August wird Stewart seine letzte Show moderieren, sein Rücktritt hinterlässt eine Lücke, die höchstwahrscheinlich nicht gefüllt werden kann. Es wird spannend sein zu sehen, wo sich seine Zuschauerschaft dann informiert.
04.07.2015 12:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/79282
Jan Schlüter

super
schade

60 %
40 %

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Tags

Anderson Cooper 360° Daily Show Somebody's Gotta Do It The Hunt The O'Reilly Factor

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
taway
04.07.2015 13:08 Uhr 1
Dass nur Fox News parteiisch sei, ist schlichtweg falsch. MSNBC wurde vor einigen Jahren als pro-demokratischer Gegenpol zu Fox News positioniert und strahlt im Vergleich zur Konkurrenz weitaus mehr Kommentar-/Meinungssendungen als Nachrichtensendungen aus, wie eine Studie von Pew Research vor zwei Jahren ergab:



http://www.pewresearch.org/fact-tank/2013/06/05/is-msnbc-the-place-for-opinion/
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