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TV-Sender auf Twitter: Zwischen #Grexit und #Wurst

TV goes Online: Wie Fernsehsender Twitter für sich nutzen. Ein Bericht über Zusatznutzen für den User, unverblümte Eigenwerbung und unkritische PR.

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Wok-WM: Vergleich der Werte

Die Wok-WM verzeichnete 2015 1,97 Mio. Zuschauer und damit 140.000 weniger als im Vorjahr. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum war ebenfalls rückläufig. Die Reichweite in der jungen Zielgruppe ging ebenfalls zurück. Aufgrund der Lage am TV-Markt an diesem Abend stieg der Markanteil bei den 14- bis 49-jährigen minimal von 13,9% (2014) auf 14,1% (2015) an. Die von @ProSieben ins stark ins Positive gerückte Quote entspricht nicht den Fakten.
Kritik: Zwischen interessanten Facts und unverhohlener PR
Die Präsenzen der deutschen Fernsehsender auf Twitter stellen in vieler Hinsicht ein ergänzendes Informationsangebot zur Verfügung, jedoch sind sie in erster Linie eines: Eine riesige Werbe- und PR-Maschinerie. Ist das ein Problem? Nicht unbedingt, denn die meisten Nutzer wissen aber durchaus, dass sie hier mit Werbung konfrontiert werden. Problematischer stellt sich die Situation dar, wenn die Sender sich selbst in gutem Licht darstellen.

Zwischen den großen PR-Abteilungen der Sender standen früher Journalisten als Gatekeeper, die Pressemitteilungen selektierten und richtig einordneten. Heute haben alle Mediennutzer vielmehr einen direkten Zugang zu den Veröffentlichungen der Sender. Das ist ein Traum für die Unternehmen, die hierdurch ohne Hindernis ihre Botschaften unter den Konsumenten verbreiten können. Dadurch fehlt jedoch die kritische Einordnung bestimmter Informationen.

Besonders beliebt ist auf Twitter die Veröffentlichung der eigenen Quoten. Selbstverständlich nur, wenn diese positiv sind. Und selbst wenn nicht, kann man die Zahlen noch problemlos ins Positive verdrehen. Festmachen kann man das an einem konkreten Beispiel aus der Timeline von @ProSieben. Vor einiger Zeit freute sich der Sender in einem Tweet über die „starken“ Quoten der Wok WM 2015 und lobte die im Vergleich zum Vorjahr besseren Zahlen: „Stark. Die #WOKWM legt im Vergleich zum Vorjahr klar zu - und erzielt sehr schöne 14.1 % Marktanteil (14-49)“. Man zeichnete also ein sehr positives Bild von der eigenen Quote und vermittelte dies direkt an seine Leser. Knapp 500 Mal wurde der Tweet favorisiert und geteilt. Die Zahlen zeigen aber ein anderes Bild: Im Vorjahr erreichte die Sendung 13,9 Prozent Marktanteil – also fast dieselbe Quote. Im Vergleich zur letzten Ausgabe verlor die Sendung sogar an Reichweite. Das erwähnte @ProSieben natürlich nicht.

Es lässt sich konstatieren, dass die Fernsehsender den Zuschauern auf Twitter durchaus einen Mehrwert bieten: Starttermine, Sendehinweise, Backstage-Informationen. Es ist dabei aber wichtig, mit den geteilten Inhalten und Informationen der Sender auf Twitter immer kritisch umzugehen. Die Social Media-Präsenzen von Unternehmen im Allgemeinen und Medien im Speziellen sind keine unabhängigen Informationslieferanten. Sie dienen in erster Linie einem bestimmten Zweck: Werbung und PR.
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20.06.2015 14:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/78950
Robert Meyer

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