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'Du bist als Schauspieler immer abhängig von den Entscheidungen anderer'

Wir sprachen mit «24»-Darsteller Branko Tomović vor dem Deutschland-Start von «24: Live Another Day» über das Leben als Schauspieler, seine Zeit bei «24» sowie über den «Tatort» mit Helene Fischer.

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Mit «24: Live Another Day» warst du erstmals Teil einer großen amerikanischen Fernsehserie. Der Stellenwert einiger amerikanischer Serien ist ja in letzter Zeit enorm gestiegen. Gibt es eines oder mehrere Formate aus den USA, die dich zuletzt beeindruckt haben? Du hast ja bereits erwähnt, dass du schon länger «24»-Fan bist. Bist du da drin in der Materie?
Absolut. Wie du es gerade schon gesagt hast, es ist zurzeit super spannend. «House of Cards» finde ich wundervoll. Super intelligent, gespielt und inszeniert. «Damages» mit Glenn Close mochte ich auch sehr. Das war super spannend. Auch von «American Horror Story» war ich ein großer Fan. Die letzte Staffel fand aber ich nicht so gut. «The Good Wife» hat einen super Humor, finde ich. Manchmal wundert es mich, wenn Serien, die in den USA und England super erfolgreich laufen, dann in Deutschland im Nachtprogramm gezeigt werden oder so.

Ich glaube, dass es sich gerade ein bisschen ändert. Mir kommt es so vor, dass deutsche Produktionen oft nicht für den internationalen Markt geeignet sind, was ich sehr schade finde. Man sagt ja: Deutschland ist Krimiland. Das ändert sich gerade etwas.
Branko Tomović über deutsche Produktionen
Das Problem dabei ist oft, dass Serienfans hierzulande sich bereits für die Formate interessieren, wenn sie in den USA gerade erst angelaufen sind. Viele schauen sie dann vorher bereits über das Internet oder Pay-TV, weshalb die Serien im Free-TV oft kaum Quote machen.
Genau. Ich habe es gerade erst noch gelesen: «24» war scheinbar die erste Serie, die das ‚Binge-Watching‘ losgetreten hat.

Deutlich weniger war in den letzten Jahren von deutschen Serien zu hören. Wie beurteilst du den derzeitigen deutschen Serienmarkt oder Fiction aus Deutschland generell? Kriegst du davon viel mit?

Da ich ja noch in Deutschland arbeite, auf jeden Fall. Ich glaube, dass es sich gerade ein bisschen ändert. Mir kommt es so vor, dass deutsche Produktionen oft nicht für den internationalen Markt geeignet sind, was ich sehr schade finde. Man sagt ja: Deutschland ist Krimiland. Das ändert sich gerade etwas. Zum Beispiel war «Generation War» (orig.: «Unsere Mütter, unsere Väter», Anm. d. Red.) auch sehr erfolgreich im Ausland. Aber sonst ist es schwierig. Ich weiß ganz ehrlich nicht, woran es liegt. Ich denke, oft fehlt der Mut etwas Neues – sowohl neue Geschichten und Ideen als auch neue Schauspiel-Talente und Regisseure - auszuprobieren, anstatt immer nur auf die beliebte Masche zu setzen. Die Risikobereitschaft ist wahrscheinlich das größte Problem.

Du warst in vielen deutschen Formaten zu sehen, zuletzt 2013 in «Der Alte», aber wurdest auch schon für viele britische Produktionen gecastet und jetzt für «24» aus den USA. Willst du deine Präsenz in einem der Länder künftig vertiefen, gerade auch als Fan amerikanischer Serien, oder bleibst du weiterhin flexibel? Deine Familie lebt ja beispielsweise noch immer in Münster.
Ich wohne ja inzwischen in London und Berlin, eher in London – seit zehn Jahren schon. Ich habe Agenturen in L.A., in London und Berlin. Ganz ehrlich: Mir ist ganz egal, wo ich wohne. Ich richte mich immer nach der Arbeit. Nach dem Material und dem Drehbuch – damit fängt es an – und natürlich nach spannenden Regisseuren. Ich muss allerdings wirklich sagen,
Als Schauspieler ist man oft abhängig von Sachen, die zu der Zeit eben gerade produziert werden. Es ist so wichtig, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Das hört sich so bescheuert an, aber es ist einfach wirklich so. Auch das richtige Alter zu haben, ist wichtig.
Branko Tomović über das Schauspieler-Dasein
dass ich nie diesen Hollywood-Traum gehabt hatte und auch nicht habe. Ich glaube, das ganze Konzept von Hollywood hat sich genauso wie die Fernsehlandschaft in den letzten Jahren verändert. Viele dieser amerikanischen Serien werden ja gar nicht mehr in L.A., sondern komplett in Kanada gedreht oder sogar in Osteuropa. Das ist eigentlich gut, weil ich L.A. als Stadt überhaupt nicht mag (lacht). Als Schauspieler ist man oft abhängig von Sachen, die zu der Zeit eben gerade produziert werden. Es ist so wichtig, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Das hört sich so bescheuert an, aber es ist einfach wirklich so. Auch das richtige Alter zu haben, ist wichtig. Damals, als «24» angefangen hat, hätte ich wahrscheinlich nicht reingepasst. Nicht vom Gesicht, nicht vom Alter und wegen anderen Dingen. Es ist manchmal so wahllos als Schauspieler. Man ist eigentlich immer abhängig von den Entscheidungen anderer Leute. Das einzige, was man machen kann, ist ‚Nein‘ sagen zu Projekten. Aber ich arbeite auf jeden Fall gern in Deutschland in England und auch in anderen Ländern.

Als Medium, das sich stark mit Einschaltquoten beschäftigt, berichten wir oft über den «Tatort». Was kannst du uns über den «Tatort» mit dir, Til Schweiger und Helene Fischer verraten? Du musst jetzt nicht spoilern, mir geht es eher um generelle Dinge, wie die Arbeit mit ihnen am Set.
(lacht) Also ich war schon immer ein Fan von Christian Alvart, dem Regisseur. Wir haben den «Tatort» im November gedreht, er kommt aber diesen Herbst raus, glaube ich. Ich habe seinen Film «Antikörper» auf dem Raindance Film Festival gesehen und finde seine Arbeit absolut spannend. Christian Alvart hatte ja dann auch einiges in Amerika gedreht, ist jetzt komplett zurück in Deutschland und macht da wirklich spannende Sachen. Das war der Hauptgrund für mich, den «Tatort» anzunehmen. Til Schweigers «Tatort» ist ja auch sehr anders und ich glaube, dass ich gerade dort ganz gut reinpasse, weil es ja actionreicher ist als anderswo.

Zu Helene Fischer: Ganz ehrlich - ich hab vorher von ihr noch gar nichts gehört und wusste gar nicht, wer sie ist und dass sie so ein großes Ding ist in Deutschland. Sie ist ja jeden Tag in der Presse. Ich muss aber echt sagen, dass sie eine wundervolle Kollegin ist. Ich glaube, dass viele Leute von ihrem Spiel überrascht sein werden und auch von ihrer Rolle.

Kannst du uns etwas über deine Rolle verraten? Spielst du wieder einen Osteuropäer, wie in den meisten deutschen Produktionen?
(lacht) Genau, schon. Leider darf ich wirklich nichts vom Film verraten.

Der Unterschied bei solchen Rollen ist, dass noch einmal eine ganz eigene Verantwortung daran hängt und dass man sich als Schauspieler ganz anders vorbereiten muss. Man kann dann nichts wirklich seiner Fantasie überlassen. Du musst so reden wie er und dich so verhalten wie er, um dem gerecht zu werden.
Branko Tomović über seine Rolle als Nikola Tesla
Bald wirst du auch die Titelrolle des Biopics «Tesla» spielen und dort wahrscheinlich noch einmal eine ganz andere Seite von dir zeigen. Wie groß ist die Vorfreude?
Nikola Tesla ist natürlich eine absolute Traumrolle. Der Unterschied bei solchen Rollen ist, dass noch einmal eine ganz eigene Verantwortung daran hängt und dass man sich als Schauspieler ganz anders vorbereiten muss. Man kann dann nichts wirklich seiner Fantasie überlassen. Du musst so reden wie er und dich so verhalten wie er, um dem gerecht zu werden. Aber das ist auch super spannend, genauso wie sein Leben. Mich hat es immer gewundert, dass es vorher nie ein richtiges Biopic über ihn gab.

Es gab ihn schon so als Figur in anderen Filmen. David Bowie hat ihn gespielt (in «Prestige», Anm. d. Red.). Wobei es eben das Problem ist, das ihm oft übernatürliche Kräfte und so etwas zugesagt wurden, obwohl er eben einfach nur ein superintelligenter Erfinder war. Das Witzige ist auch, dass viele gar nicht wissen, wer er ist, obwohl die technologische Welt heute komplett anders ohne ihn wäre. Damals war er der erste, der mit drahtloser Kommunikation gearbeitet hat.

Kannst du uns etwas über die Terminierung der Produktion verraten? Wann es gedreht wird, wann und wo es herauskommt.
Das steckt immer noch in der Finanzierungsphase zurzeit. Mehr weiß ich leider auch nicht. Es steckt immer noch in den Vorbereitungen. Ich wünschte, es würde bald einen Starttermin geben.

Wie kann man denn dann überhaupt flexibel bleiben? Zum Beispiel, wenn du eine Rolle annimmst, bei der dann nach unbestimmter Zeit die Finanzierungsphase abgeschlossen ist und dich die Produzenten zum Dreh rufen, du aber eine andere Rolle in dieser Zeit bereits angenommen hast.
Das ist ständig der Fall, worin dann auch die ganzen Agenten verstrickt sind. Das macht es auch komplizierter, mit drei Agenten alles abzusprechen. Egal welches Angebot du annimmst: Es muss erst überprüft werden, ob du verfügbar bist und ob andere Sachen vielleicht noch ausstehen, die vielleicht spannender wären oder finanziell besser.

Wenn Termine konkurrieren, kannst du also schon selbst entscheiden, welchen du antrittst. Oder ist es manchmal vertraglich geregelt, dass du zu manchen Projekten nicht ‚Nein‘ sagen kannst?

Das kommt immer auf den Vertrag an und welches Projekt du schon angenommen hast. Auch bei «24» war es so, dass ich bei der ersten Episode nur als Gastdarsteller auftreten sollte und nicht für die ganze Staffel. Deswegen war ich eigentlich auch flexibel. Ich hatte ein Angebot für «Autobahn», der auch in Deutschland gedreht wurde, von Eran Creevy mit Ben Kingsley und Anthony Hopkins. Ich sollte erst zum Casting kommen und hatte dann nach der «24»-Premiere das Angebot, ohne überhaupt zum Casting gehen zu müssen. Das war cool, aber ich konnte es leider nicht machen, weil wir zu der Zeit eben leider das Finale gemacht haben. Dann ging es hin und her mit Terminen, aber leider war es dann wirklich so, dass ich hier für das Finale fast jeden Tag gedreht habe und nicht für die paar Tage nach Deutschland konnte, um «Autobahn» zu machen. Deswegen verliert man Projekte eben manchmal wegen solch banaler Sachen wie Termine, was wirklich schade ist.

Vielen Dank Für das Interview, Branko Tomović!

«24: Live Another Day» startet am 18. Mai um 22 Uhr auf ProSieben Maxx.
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18.05.2015 14:23 Uhr Kurz-URL: qmde.de/78206
Timo Nöthling

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