In wenigen Wochen stehen die alljährlichen Upfronts an, spätestens dann entscheidet sich das Schicksal vieler US-Serien. Wir zeigen in unserem ausführlichen Season Report vorab, wo es spannend wird und welche Fan-Lieblinge abgesetzt werden könnten.
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ABC
Im Gegensatz zu allen anderen Networks hat ABC bislang kaum Vollzug bezüglich neuer Staffeln vermeldet. Lediglich «How To Get Away With Murder» (Foto) hat bereits eine definitive Bestellung für ein weiteres Jahr erhalten. Aufgrund der starken Performance in Staffel eins könnte diesmal eine volle Bestellung über 22 Episoden erfolgen – dies war in diesem Jahr aufgrund des Terminkalenders von Hauptdarstellerin Viola Davis nicht möglich. So gut wie sicher werden die großen Drama-Eckpfeiler von ABC verlängert: «Scandal», «Grey's Anatomy» und «Once Upon a Time». «Nashville» erreicht zwar keine guten Quoten, könnte mit Staffel vier aber in die Syndication gehen. Außerdem wird das Format auch von ABC selbst produziert, Marketing-Einnahmen über die Musikverkäufe sind garantiert. Möglicherweise ist Staffel vier von «Nashville» dann gleichzeitig die letzte. Bei den Absetzungen sind die Vorzeichen ähnlich klar: «Revenge», «Forever» und «Resurrection» haben kaum eine Chance, auch die Midseason-Starts «Galavant» und «American Crime» stehen äußerst schlecht da. Letzteres fand zwar immensen Anklang bei Kritikern, angesichts der sehr schwachen Quoten dürfte dieses Argument allein jedoch nicht ausreichen.
Schwieriger vorherzusagen ist das Schicksal der beiden Marvel-Serien, die ebenfalls inhouse produziert werden.
«Agents of S.H.I.E.L.D.» verlor in diesem Jahr rund ein Drittel seiner Zuschauer gegenüber der ersten Staffel, dennoch dürften die weiterhin akzeptablen Zielgruppenquoten eine Verlängerung rechtfertigen. ABC will das große Marvel-Serienprojekt nicht schon so früh aufgeben. Eine dritte Staffel würde aufgrund der Syndication-Gegebenheiten quasi gleichzeitig eine vierte Staffel sehr wahrscheinlich machen – insbesondere bei diesem Format, da Marvel als Marke hohe Verwertungsgelder einbringen würde. Fraglich ist nur, ob auch das zweite Marvel-Flaggschiff
«Agent Carter» eine zweite Season erhält. Die Chancen stehen hier 50/50, und es kommt wohl auch darauf an, wie viele Piloten ABC im Herbst in Serie schicken will. «Agent Carter» war ein Kritikerhit und hatte eine loyale Zuschauerbasis, allerdings auf niedrigem Niveau. Alles wird wohl davon abhängen, wie ABC mit dem geplanten neuen Marvel-Format verfahren und ob man eventuell zwei der Serien an einem Abend zeigen will: Denn derzeit befindet sich ein Spin-Off von «Agents of S.H.I.E.L.D.» in der Entwicklung. Etwas schlechtere Chancen auf eine Verlängerung als «Agent Carter» hat
«Secrets & Lies», das derzeit noch ausgestrahlt wird. Die finalen Wochen werden Aufschluss über eine Verlängerung geben, die derzeit keineswegs ausgeschlossen ist. Zuschauer darf man dann allerdings nicht mehr verlieren. Ziemlich gut sieht es für
«Castle» aus, das gegenüber dem Vorjahr nur leicht verlor und beständig über acht Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten versammelt. Ähnlich wie bei FOX' «Bones» dürfte eine Verlängerung höchstens an Vertragsverhandlungen mit den Hauptdarstellern scheitern, die derzeit geführt werden.
Im Comedy-Bereich sind die Claims bei ABC relativ eindeutig abgesteckt. «black-ish» ist einer der erfolgreichsten US-Comedy-Neustarts und dürfte ziemlich sicher eine zweite Staffel erhalten. «Modern Family» als stärkste ABC-Serie wird ebenso weitergehen wie «The Goldbergs», das in seiner zweiten Season überraschend Zuschauer gewinnen konnte. Mit Zugewinnen von mehr als 30 Prozent gehörte das Format zu den Überfliegern des Jahres. «The Middle» zeigte sich in seiner sechsten Staffel extrem beständig und wird in eine weitere Runde gehen, bereits eingestellt wurden dagegen die Neustarts «Selfie» und «Manhattan Love Story». Kaum Chancen auf eine zweite Staffel hat dagegen «Cristela», das freitags deutlich schwächer aussah als «Last Man Standing». Die Tim-Allen-Sitcom hat gute Chancen auf weitere Folgen, sie gewann in dieser Staffel sogar ein paar Zuschauer hinzu – und dies auf dem wenig begehrten Freitags-Sendeplatz. Spannend wird es lediglich beim kürzlich gestarteten
«Fresh Off the Boat». Zwar büßte man in der 13-teiligen ersten Staffel viele Zuschauer ein, legte aber eine quotenmäßigen Endspurt ein und gewann ein paar jüngere Fans. Außerdem ist das Format bei Kritikern beliebt. Die Chancen für eine zweite Staffel sind hoch; fraglich ist eher, ob ABC eine Full-Season- oder lediglich eine Midseason-Order tätigt.
NBC
Das Network ist in seinen Planungen bezüglich der kommenden Season bereits weit fortgeschritten. Die erfolgreichsten Formate, namentlich «The Blacklist», «Chicago Fire» und dessen Spin-Off «Chicago P.D.», sind verlängert worden, ebenso der Klassiker «Law & Order: SVU». Alle dieser Serien bis auf «The Blacklist» können beim jungen Publikum sogar leichte Zugewinne gegenüber dem Vorjahr vorweisen. Weiter geht es außerdem für «Grimm», das nur leicht schwächer performte als in der vorherigen Staffel. «Grimm» wurde zusammen mit dem Freshman «Constantine» gezeigt, der allerdings am Freitagabend nicht überzeugen konnte – das DC-Format wird mit großer Sicherheit eingestellt. Ein klares Anzeichen dafür ist, dass NBC nicht mehr als 13 Episoden bestellte. Im Drama-Bereich endet auch «Allegiance», eine Absetzung von «State of Affairs» mit Katherine Heigl sowie «American Odyssey», das beim jungen Publikum ignoriert wird, ist nur noch Formsache. Besonders die schwachen «State of Affairs»-Quoten enttäuschten auf dem beliebten Sendeplatz nach «The Voice».
Diesen Sendeplatz nahm der letztjährige Sommer-Überraschungshit
«The Night Shift» ein; Staffel zwei zeigt sich in der Zielgruppe derzeit deutlich erfolgreicher als «State of Affairs». Eine dritte Runde ist realistisch, möglicherweise ebenfalls nur als erneutes Backup oder als Sommer-Ausstrahlung. Spannend wird die Entscheidung zum bereits in Deutschland gestarteten
«The Mysteries of Laura» (Foto) mit Debra Messing. Die Serie hat im Laufe ihrer ersten Staffel rund 40 Prozent der Premierenzuschauer verloren – eigentlich ein zu starker Absturz für eine Fortsetzung. Aber zuletzt hat man wieder minimal zulegen können und beweist sich generell auf einem extrem schwierigen Sendeplatz für NBC (mittwochs um 20 Uhr). Die Chancen auf Verlängerung liegen trotz allem niedrig, zumal Kritiker das Format verrissen haben. Für das Historiendrama «A.D. – The Bible Continues» ist eine Prognose zu früh; nach erst einer (sehr erfolgreichen) Episode sollte die weitere Entwicklung abgewartet werden.
Bei den Comedys ist die Lage eindeutiger. «Parks & Recreation» und «Parenthood» gehen in den wohlverdienten Ruhestand, eingestellt sind bereits die Flops «A to Z» und «Bad Judge». Wenig Chancen auf weitere Folgen haben zudem «About A Boy» und «Marry Me», die quotenmäßig versagten. NBC hat damit ein wahres Comedy-Seuchenjahr hinter sich. Zuletzt gab es mit
«Undateable» immerhin einen Überraschungshit, der im Sommer 2014 gestartet war. Die zweite Staffel verdoppelte in diesem Jahr ihre Quote, eine weitere Runde ist so gut wie sicher. Darüber hinaus ist das Schicksal der NBC-Comedys davon abhängig, wie das Network im Herbst plant. Mit «Undateable» würde man lediglich eine halbe Stunde im Genre füllen, weitere Bestellungen sind davon abhängig, wie viele Sendeplätze man Comedys zur Verfügung stellen will. Schon 2014 schickte man lediglich zwei Comedyserien in eine weitere Runde, dieses Jahr werden es wohl nicht viel mehr werden. Vermutlich wird neben «Undateable» noch
«One Big Happy» verlängert, sollten sich die Quoten stabilisieren. Die Comedy würde aber einzig vom Umstand profitieren, dass alle anderen NBC-Formate noch schlechter abschnitten. Da NBC viele Piloten in Entwicklung hat, ist aber ebenso gut möglich, dass der Sender lediglich «Undateable» fortführt und darüber hinaus auf frische Ware setzt.
The CW
Mit männlicheren Serien hat das kleine Network The CW sein Image in der jüngeren Zeit verändert. Erfolgreichste Formate sind die Superhelden-Geschichten um «Arrow» und «The Flash», letztere Serie ist der stärkste Neustart seit Jahren. Beständig erfolgreich ist auch «Supernatural», das kaum Quote gegenüber der vorherigen Season verloren hat. Anders als «The Vampire Diaries», das mehr als ein Viertel an Zuschauern einbüßt und derzeit nur noch Mittelmaß ist, allerdings international erfolgreich. Alle vier Formate wurden bereits verlängert. Gleiches gilt für fast alle anderen CW-Serien: «Reign» zeigt sich in Staffel zwei zwar deutlich schwächer als vor einem Jahr, macht auf schwierigem Sendeplatz aber immer noch eine ordentliche Figur. Wie «Beauty & The Beast» dürfte das Format aber nur noch in der Midseason oder im Sommer eingesetzt werden. «The 100» konnte in Staffel zwei seine Werte halten und hat sich eine dritte Runde verdient. «The Originals» stürzte in diesem Jahr zwar quotenmäßig ab, wurde von CW aber ebenso bereits verlängert. Es ist sogar möglich, dass die Serie eine volle Staffel bekommt, damit man mittelfristig mit einer Syndication-Verwertung planen kann – dies ist im Falle von «The Originals» als direktem Spin-Off von «The Vampire Diaries» lukrativ. Überraschend wurde auch «Jane the Virgin» verlängert, das zwar wenige Zuschauer hatte, aber der größte Kritikerhit für The CW seit Jahren ist. Damit bleibt lediglich ein unklares Serienschicksal: das des kürzlich gestarteten
«iZombie» (Foto). Als Lead-Out von «The Flash» ist die Serie eine der erfolgreichsten von CW, dennoch hat das Network einige interessante Piloten (u.a. eine weitere DC-Superhelden-Serie) in Entwicklung und möchte möglicherweise einen freien Sendeplatz mehr als weniger haben. Die restlichen Wochen werden über «iZombie» entscheiden. Die einzige bereits feststehende CW-Absetzung in diesem Jahr ist «Hart of Dixie».
Die US-Upfronts, in denen die US-Networks ihr Herbstprogramm 2015 vorstellen, beginnen am 11. Mai. Quotenmeter.de berichtet wie immer ausführlich.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
18.04.2015 17:40 Uhr 2
"Elementary" wird zu 99,99 Prozent verlängert.
19.04.2015 11:13 Uhr 3
Würde mich freuen, danke.
19.04.2015 12:26 Uhr 4
Genau.