Mit «Eichwald, MdB» kommt eine serielle Politsatire ins ZDF. Quotenmeter.de sprach mit Regisseur Fabian Möhrke und Showrunner Stefan Stuckmann über Inspirationen, der Vorbeugung vor Schleichwerbe-Vorwürfen und den Einfluss der «heute-show».
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War es der Erfolg von «House of Cards» auch, der dieses Projekt ins Laufen brachte?
Fabian Möhrke: Nein, unsere Serie entstand tatsächlich unabhängig davon. Stefan, du kannst das besser erläutern.
Stefan Stuckmann: Ja, es war tatsächlich nicht «House of Cards», sondern die «heute-show», die beim ZDF Interesse an einer Politserie weckte. Ich war damals in der Aufbauphase der Sendung mit dabei, und das war ein glücklicher Zufall, dass genau dann, als ich zum ersten Mal einem ZDF-Redakteur die Idee vorstellte, sich mit einer Comedyserie dem Thema zu nähern, auch die «heute-show» langsam zu einem Quotenhit wurde. Da hat man dann gemerkt, dass dank dieser guten Zahlen es jedem beim ZDF total logisch erschien, das, was die «heute-show» leistet, in einem seriellen Format weiterzuspinnen. Das war alles noch vor «House of Cards», wobei wir uns natürlich in dem Moment, in dem das Format aufkam, in dem bestätigt gefühlt haben, «Eichwald, MdB» zu machen.
Wann bist du dann zu «Eichwald, MdB» hinzu gestoßen, Fabian?
Fabian Möhrke: Es muss Oktober oder November 2013 gewesen sein, als sich Stefan in seiner Funktion als Showrunner mit einigen Regisseuren getroffen hat. Und wir haben uns einfach auf Anhieb richtig gut verstanden, einige Zeit später hieß es dann, ich sei mit dabei. Ab Februar 2014 haben wir gecastet. Vor rund einem Jahr wurde es dann richtig arbeitsintensiv für uns.
Stefan Stuckmann: Es war so, dass mir schon in dem Moment, in dem ich Fabian zum ersten Mal getroffen habe, bewusst wurde: Das ist der richtige Mann für diese Serie. Wir haben sofort festgestellt, dass wir genau denselben Humor haben und dass wir dieselbe Vision haben, was aus der Serie werden wollte. Mir war es auch wichtig, dass jemand die Serie inszeniert, der eigentlich mehr im Drama verortet ist, so dass er mich ergänzt, da ich ja mehr von der reinen Comedy herkomme. Die Grundidee dahinter war es, so sicherzustellen, dass die Serie glaubwürdig bleibt – und Fabian bringt hinsichtlich der Umsetzung immer eine andere Sichtweise mit als ich oder die Produzenten, was ein sehr gutes Zusammenspiel ergeben hat.
In der Serie orientieren sich einige Plotpunkte ja an Themen, die aus den Schlagzeilen entliehen sind – wie etwa die Debatte um die Nährwertampel. Führte der Umstand, dass ihr eine sehr lange Entwicklungszeit hattet, dazu, dass ihr euch zwischendurch geärgert habt: Mist, diese oder jene Schlazeile wäre viel spannender für «Eichwald, MdB» gewesen?
Stefan Stuckmann: Das ist tatsächlich nicht passiert. Uns waren die politischen Themen eher zweitrangig, eigentlich könnte man sogar sagen, dass die austauschbar sind. Unser Augenmerk lag nicht auf solchen Dingen wie der Nährwertampel, sondern darauf, wie in der Politik mit Streitfragen umgegangen wird.
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Uns hat interessiert: 'Wie kommen Politiker im Alltagsgeschäft zu Entscheidungen? Was beeinflusst sie?' Da spielen so viele Faktoren rein, so viele unterschiedliche Interessen. Das ist dann in der Realität mitunter so absurd, dass da oft fast zwangsläufig Komik entsteht.
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Fabian Möhrke über «Eichwald, MdB»
Fabian Möhrke: Uns hat interessiert: 'Wie kommen Politiker im Alltagsgeschäft zu Entscheidungen? Was beeinflusst sie?' Da spielen so viele Faktoren rein, so viele unterschiedliche Interessen. Das ist dann in der Realität mitunter so absurd, dass da oft fast zwangsläufig Komik entsteht. Trotzdem muss ich sagen: Es ist wirklich nicht schlecht, wenn man während der Produktion einfach aufhört, fernzusehen. Man sollte beim Dreh einfach bei dem bleiben, wofür man sich vorher entschieden hat. So sehe ich das wenigstens …
Stefan Stuckmann: Ja, auf jeden Fall. Bei jedem Projekt kommt diese Phase, wo man das Gefühl hat, man müsste immer mehr tolle Ideen hinzufügen, und einen Einfall auf den nächsten zu türmen, so dass man Gefahr läuft, die Grundidee zu verwässern. Man muss da einfach lernen, dass weniger mehr ist.
Welche Ideen sind dir denn bei «Eichwald, MdB» in dieser Phase gekommen, bevor du dich an dein Prinzip erinnert und sie wieder verworfen hast?
Stefan Stuckmann: Herrje, das waren sicher an die eine Millionen Ideen. [lacht] Es sind bei den Proben Ideen gekommen, beim Dreh, während des Schnitts … Die Ideen würden vielleicht für eine zweite und dritte Staffel taugen, sollte es eine geben. Eine späte Idee war es, eine Folge lang zu erzählen, wie sich Eichwald im Bundestagswahlkampf schlägt. Das haben wir aber wieder verworfen, weil wir uns daran erinnert haben, dass das so ein spezielles und vielschichtiges Thema ist, dass man dafür lieber eine ganze Staffel aufwenden sollte.
Gibt es trotzdem Aspekte an der ersten Staffel, die ihr rückblickend gern verändern würdet?
Fabian Möhrke: Ich muss da ganz ehrlich sagen: Nö.
Stefan Stuckmann: Geht mir auch so.
Fabian Möhrke: Worüber ich höchstens nachdenke, ist, dass ich hier und da den Fokus etwas verändern würde. Es wäre vielleicht schön, etwas mehr über das private Umfeld der Figuren zu erzählen. Aber es ist wirklich so, dass die Drehbücher so gut waren, dass ich daran nichts ändern wollen würde.
Stefan Stuckmann: Wenn es Dinge gibt, die ich bedauere, dann sind die rein finanzieller Natur. Es wäre schon spannend gewesen, ab und zu die Ereignisse aus der Sicht einer anderen Figur zu erzählen – etwa aus der Perspektive von Uwe Bornsen. Ich hätte mich gern gefragt, wie der politische Alltag in seinem Büro aussieht, wie seine Mitarbeiter so ticken, aber das sind Sachen, die wir uns nicht hätten leisten können. Aber vielleicht kann man das ja in einer zweiten Staffel ändern.
Wenn ihr mehr Figuren abdecken wollt, würdet ihr euch für eine zweite Staffel dann auch eine längere Laufzeit wünschen?
Stefan Stuckmann: Nein, die halbe Stunde ist schon super.
Fabian Möhrke: Ja, richtig. Daran würde ich nichts ändern.
Stefan Stuckmann: Eine Sitcom von einer halben Stunde ist für mich das ideale Format, wenn man lustiges Fernsehen erzählen will.
Fabian Möhrke: Das geht mir ähnlich. Eine längere Laufzeit muss nicht sein.
Stefan Stuckmann: Mein beruflicher Werdegang orientiert sich ja ausschließlich an komischen Dingen. Also beschäftige ich mich privat wie auch im Beruf sehr damit, was so alles an Lustigem gemacht wird, und was mich da am meisten reizt, sind großteils Sitcoms. An Filmkomödien finde ich nur eine Handvoll gut, während die meisten eher scheitern. Will man lustig sein, ist für mich die halbstündige Serie daher das sicherste, beste Format.
Zum Abschluss noch eine rasche Frage: Wieso ist Eichwald eigentlich Abgeordneter für Bochum II?
Stefan Stuckmann: Ulkig, gleich haben wir noch ein Interview mit einer Bochumer Zeitung, ich fürchte, du hast denen ihre Frage geklaut … [lacht] Ich kann es dir leider nicht ausführlich erläutern, weil das eine kollektiv getroffene Bauchentscheidung war. Uns war klar, dass Eichwald die alte Bundesrepublik repräsentieren sollte. Und er sollte daher aus einer Gegend stammen, die kurzzeitig sehr wohlhabend war und dann sehr rasch an Geld und Einfluss verloren hat. Bochum war am Anfang ein emotionaler Platzhalter, aber dann hat es sich für alle richtig angefühlt, also haben wir es so gelassen.
Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch! Ich wünsche euch mit «Eichwald, MdB» viel Erfolg!
«Eichwald, MdB» ist ab dem 16. April immer donnerstags um 22.45 Uhr bei ZDFneo zu sehen und ab dem 29. Mai immer freitags ab 23 Uhr im ZDF.
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