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Die Kino-Kritiker: «Asterix im Land der Götter»

Mit dem dreidimensionalen Animationsabenteuer «Asterix im Land der Götter» verpassen die Macher der zeitlosen Comicreihe eine moderne Verjüngungskur - mit Erfolg!

«Asterix im Land der Götter»

  • Kinostart: 05. März 2015
  • Genre: Animationsfilm/Komödie
  • FSK: 0
  • Laufzeit: 85 Min.
  • Musik: Philippe Rombi
  • Buch: Alexandre Astier
  • Regie: Louis Clichy, Alexandre Astier
  • Sprecher: Charly Hübner, Milan Peschel
  • OT: Astérix: Le domaine des dieux (FR 2014)
Die Comic-Reihe „Asterix & Obelix“ gehört seit ihrer Entstehung 1959 zu den großen Kulturgütern unserer französischen Nachbarn. Auch hierzulande erfreuen sich die bislang 35 erschienenen Bände einer großen Beliebtheit, wenngleich die vielen Verfilmungen aufgrund von Kultfaktor und Verfügbarkeit noch ein gutes Stück begehrter sind, als gezeichnet auf Papier. Selbst die x-te Free-TV-Wiederholung holt nach wie vor Rekordeinschaltquoten, sodass die Zeitlosigkeit des komödiantisch-actionreichen Stoffes kaum bestritten werden kann. Nach acht Zeichentrickabenteuern und vier Realfilmadaptionen erfolgt in diesem Jahr nun die ultimative Verjüngungskur: Die Regisseure Louis Chlichy und Alexandre Astier, die zum Teil schon an der technischen Gestaltung solcher Meisterwerke wie «Wall-E» oder «Oben» mitwirkten, inszenieren ihre neue, moderne Form der „Asterix“-Comics als knackig-kerniges Animationsabenteuer und transportieren die in der klassischen Fassung noch zweidimensionalen Figuren nahezu 1:1 in ein entschlackendes 3D-Gewand. Auf visueller Ebene ist den Machern dieses schwierige Unterfangen phänomenal gelungen; trotz der neuen Animationsumstände findet sich der klassische Comic-Look vorlagengetreu auch in der CGI-Welt wieder. Ansonsten sind sämtliche Zutaten für ein kurzweiliges Actionvergnügen so ziemlich dieselben wie noch vor rund vierzig Jahren. Doch mehr denn je setzt man in der Leinwandadaption von „Asterix und die Trabantenstadt“ auf eine Geschichte, die insbesondere zu heutiger Zeit mit einem beachtlich tiefsinnigen Aufklärungshintergrund ausgestattet ist. Die welt- und religionsumspannenden Toleranzgedanken sind eben allgegenwärtig.

Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus: Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf wird nicht müde, Widerstand zu leisten. Julius Cäsar kocht vor Wut, aber er hat einen Plan: Römische Lebensart soll den Willen der unnachgiebigen Gallier brechen. Der Kaiser lässt neben dem Dorf eine Luxuswohnanlage für reiche, vergnügungsfreudige Römer bauen: Das Land der Götter. Können unsere gallischen Freunde dem römischen Wohlstand und der Verlockung widerstehen? Wird das wehrhafte Dorf etwa fortan nur noch Erholungsort für Römer? Asterix und Obelix beschließen, alles zu tun, um Cäsars durchtriebene Pläne zu durchkreuzen.

Die im Filmtitel abgeänderte Comic-Verfilmung «Asterix im Land der Götter» greift mit der mutwilligen Entfremdung eines gallischen Dorfes ein Thema auf, das von aktuellerer Brisanz kaum sein könnte. Hier geht es nicht weniger um die Frage nach der eigenen Identität, um das Bevollmächtigen einer ganzen Kultur und darum, ob man anhand der Herkunft die inneren Werte einer Person beurteilen darf. Da geht es bei den Verweisen in Richtung fehlgeleiteter Integrationspolitik zwar nicht immer allzu ernst zu, doch im Kern befasst sich der Animationsfilm nicht weniger mit dem Thema Integration, als es aktuell auch Filme wie «300 Worte Deutsch», «Guten Tag, Ramòn» oder «Heute bin ich Samba» tun. Zwar gab sich die «Asterix & Obelix»-Reihe noch nie vollends mit ihrem Status als ausschließliche Familienbespaßung zufrieden und riss immer mal wieder gesellschaftspolitische Themen an, doch in «Asterix im Land der Götter» stehen all die Töne, die üblicherweise eher zwischen den Zeilen der Geschichten zu finden sind, im Mittelpunkt. Mehr noch: Die Macher geben sich nicht einmal Mühe, die politische Botschaft ihrer Story zu verstecken, weshalb sich «Asterix im Land der Götter» noch einmal ein gutes Stück davon wegbewegt, als selbstlaufendes Filmprogramm für die ganz junge Zielgruppe zu funktionieren. Das nimmt dem Film erwartungsgemäß viel seiner kindgerechten Dynamik – so zünden viele der Gags etwa nur im doppeldeutigen Storykontext – heben den Film jedoch von den reinen Entertainmentbeiträgen der Zeichentrickzeit ab und setzen sich erst recht gegen die nicht ganz so positiv aufgenommenen Realfilme durch.

In Gänze möchten die Macher das vorab zumeist anvisierte Zielpublikum der ganzen Familie jedoch nicht vergraulen. Das Skript von Alexandre Astier gibt auch für das weniger politinteressierte Publikum genug zündende Pointen her, um oberflächlich dennoch als herzliche Komödie zu funktionieren. Zwar büßt «Asterix im Land der Götter» im Vergleich zu seinen Vorgängern etwas von seinem zeitgemäßen Charme ein – so hat sich uns etwa nicht erschlossen, weshalb die moderne Angewohnheit, möglichst viele schlüpfrige Wortspiele in einem Film unterzubringen, nun auch auf sie «Asterix»-Reihe übergreift – hat darüber hinaus aber genug Slapstick- und Actionszenen zu bieten, dass die ohnehin schon kurzen 80 Filmminuten nur so an einem vorbeifliegen. Da ändert auch der magere 3D-Effekt nichts dran, durch den gerade die flotter choreographierten Szenen mehrmals unscharf sind und der Film insgesamt leicht verschwommen daherkommt. Dafür haben die für die deutsche Synchronisation verantwortlichen Macher genau richtig geplant und mit Charly Hübner («Banklady») sowie Milan Peschel («Schlussmacher») zwei Akteure verpflichtet, die zwar bislang nicht unbedingt im Synchronsegment auffielen, in den hier angelegten Rollen jedoch erstaunlich gut funktionieren und trotz eines geringeren Wiedererkennungswertes so sehr zu gefallen wissen, dass man den Sprecherwechsel von den alten Filmen zu «Asterix im Land der Götter» kaum bemerkt.

Fazit: Die Übertragung in ein modernes 3D-Gewand wirkt sich wie eine Verjüngungskur auf die beliebte «Asterix & Obelix»-Reihe aus. Zwar rauben die bisweilen etwas zu austauschbaren Dialoge dem Film etwas seines zeitlosen Charmes, doch so spaßig, originell und mit der richtigen Prise Tiefgang, wie sich «Asterix im Land der Götter» hier präsentiert, überrascht der Streifen als echtes Animationshighlight; bei den Großen vielleicht sogar noch einen Tick mehr als beim ganz jungen Publikum.

«Asterix im Land der Götter» ist ab dem 26. Februar bundesweit in den Kinos zu sehen - auch in 3D!
26.02.2015 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/76574
Antje Wessels

super
schade

84 %
16 %

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Tags

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