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Der Kampf ist eröffnet: Warum der 19-Uhr-Slot so wichtig wird

In einer Woche startet Sat.1 «Newtopia» - und das auf einem der am härtest umkämpften Sendeplätze. 19 Uhr. Nicht nur der Bällchensender will dort wieder was reißen, auch Das Erste, RTL, VOX und RTL II geben Gas.

Darum geht es in «Newtopia»

Eine Gruppe von 15 ganz verschiedenen Menschen, alle mit unterschiedlichen Vorstellungen von der idealen Gesellschaft, lässt ihr jetziges Leben hinter sich. Ein Jahr lang bauen diese Pioniere eine völlig neue Existenz auf, eine neue Gemeinschaft, an einem Ort, wo es noch keine Regeln, keine Gesetze und keine Machtverhältnisse gibt … und sie beginnen mit fast nichts. Alles, was sie haben, ist eine leere Scheune auf
einem unkultivierten Stück Land, einen bescheidenen Viehbestand, nur Anschlüsse für Wasser und Strom, ein Telefon und etwas Startgeld, um die ersten Monate überleben zu können. Ab dem Moment, zu dem die Teilnehmer «Newtopia» zum ersten Mal betreten, müssen sie beschließen, wie ihr neues Leben aussehen soll. Sie treffen alle Entscheidungen selbst.
Quelle: Pressetext Sat.1
An kaum einem Sendeplatz wird im deutschen Fernsehen gerade so viel gebastelt wie auf dem um 19 Uhr. Ab dem 23. Februar mischt auch ein Kanal mit, der zuletzt zu dieser Zeit die weiße Fahne gehisst hatte und auf kostengünstiges Programm setzte. Weit mehr als eineinhalb Jahre setzte Sat.1 am Vorabend auf Wiederholungen der Krimiserie «Navy CIS», die zuletzt in aller Regelmäßigkeit unter dem Senderschnitt lagen. Im groben Mittel holte die Krimiserie mit Mark Harmon in tragender Rolle um die sieben Prozent bei den Werberelevanten. Das wird für «Newtopia», die neue Reality-Show von «Big Brother»-Erfinder John de Mol, beim besten Willen nicht ausreichen. Auch wenn man sich in Unterföhring bedeckt hält, was Quotenvorgaben angeht.

Das Erreichen der Zweistelligkeit ist wohl das Mindestmaß. Besser wären schon zwölf oder gar 13 Prozent. Dass das Konzept dazu in der Lage ist, hat man beim kleinen holländischen Kanal SBS6 bewiesen, wo «Utopia» die Marktanteile in der Zielgruppe verfielfacht hat. Wie kein anderer Slot ist der um 19.00 Uhr Einstieg in die Primetime. Immer wieder zeigte sich: Wer um diese Uhrzeit erfolgreich ist, hat auch um 20.15 Uhr weniger Probleme. Ein starkes «Utopia» würde nicht nur die seit Monaten lahmenden «Sat.1 Nachrichten» zumindest quotentechnisch anschieben, sondern könnte auch die 20.15-Uhr-Sendungen um ein paar Zehntel stärken.

Mit dem Start des TV-Experiments verschärft sich die Konkurrenz-Situation am Vorabend aber enorm. So ziemlich jeder Sender hat derzeit ein Auge auf den Sendeplatz um 19.00 Uhr. Da wäre zu allererst RTL zu nennen. Die Kölner schneiden ab 19.05 Uhr unter ihren Möglichkeiten ab. «Alles was zählt» wurde daher einem krassen Umbruch unterzogen. Ende Januar starben bei einem fiktiven Busunglück zahlreiche Figuren – seit der Neuausrichtung erzählt die Soap auf zwei Zeitebenen. Im heute und in den 90er Jahren. Das von UFA Serial Drama produzierte Format generierte im Januar im Schnitt 13,9 Prozent bei den Umworbenen, steigerte sich jüngst aber in Richtung der 14,5 Prozent. Es sieht derzeit so aus, als könnten die Kölner auf hartem Terrain etwas an Boden gut machen.

Doch auch Das Erste steigt hier in den Kampf mit ein. Zwar wird man wohl auch von den neuen Schmunel-Krimis der Coleur «Unter Gaunern» nicht viel erwarten können, es steht aber noch der Re-Start von «Verbotene Liebe» an. Was eine Weekly leisten kann, hat zuletzt «In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte» eindrucksvoll bewiesen. Nach zwölf Prozent bei Allem zum Start holte die Serie zuletzt konstant um die zehn Prozent. Beim jungen Publikum lag die Serie bei etwa 5,3 Prozent und somit etwa einen Prozentpunkt über den Werten, den Das Erste zuletzt donnerstags ab 18.50 Uhr generierte.

Das 19-Uhr-Ranking

  1. «Alles was zählt»: 13,9%
  2. «Berlin - Tag & Nacht»: 10,9%
  3. «Galileo»: 10,1%
  4. «Das perfekte Dinner»: 7,7%
  5. «Navy CIS»: 6,4%
  6. «Achtung Kontrolle»: 5,1%
Zielgruppen-Durchschnitt im Januar 2015
Zunehmend unter Druck gerät am Vorabend auch ProSieben, das viel Geld und Arbeit in sein Magazin «Galileo» steckt. Oberstes Ziel ist es, die Quoten zumindest auf Höhe des Senderschnitts zu halten. Mit 10,4 Prozent war die Sendung zwischen Montag und Freitag im ersten Monat des Jahres 2015 davon aber ein Stück entfernt. Heißt: Auch «Galileo» sollte mindestens einen halben Prozentpunkt zulegen. Das traf noch vor einigen Wochen auch auf einen anderen Vorabend-Klassiker zu, an dem in den vergangenen Monaten viel geschraubt wurde: VOX‘ «Das perfekte Dinner». Die launige Sendung kam im Januar auf 7,7 Prozent in der klassischen Zielgruppe, was für die Macher ein eindeutiger Erfolg ist. Gegenüber dem Dezember 2014 legte das Format fast einen Prozentpunkt zu, schwang sich somit wieder über den Senderschnitt des kleinen Kölner Senders. Hier gilt es nun, den Standpunkt zu verteidigen und die mühevoll gewonnen Zehntel nicht wieder abzugeben. Im Februar ist dies bis dato nahezu gelungen.

Nicht zu vergessen ist um 19.00 Uhr die vielleicht härteste Konkurrenz für die neue Sat.1-Show: «Berlin – Tag & Nacht», die thematisch ebenfalls auf Emotionen und Gefühle setzt und ähnlich große Stücke auf eine Diskussion im Internet legt, wohl aber ein jüngeres Publikum in ihren Bann zieht. Die Geschichten um die Chaos WG in der Hauptstadt holten im Januar im Schnitt 10,9 Prozent bei den Werberelevanten. Sie schlugen somit also «Galileo» deutlich und übertrafen auch den Senderschnitt des in Grünwald ansässigen RTL II um etwa vier Punkte. Dass das Format zur Zeit aber kein Selbstläufer ist, zeigte ein recht schwacher Start in den Monat Februar. Teilweise rutschte die „authentische Soap“ unter die 10-Prozent-Marke. Das dürfte die Macher von filmpool hellwach gemacht haben, weshalb auch hier sicherlich die Stellschrauben noch einmal überprüft werden.

Und dann bleibt noch kabel eins, das mit seinem «Achtung Kontrolle» ziemlich weit unter dem Rader fliegt. Auf 5,1 Prozent kam die Vorabend-Sendung im Januar. Auf Dauer wird das Format also wohl keine Lösung für die Münchner sein. Verschärfend in das enge Vorabend-Duell eingreifen werden sie aktuell aber nicht, vielleicht auch aus Rücksicht auf Schwestersender Sat.1. Wenn das neue John de Mol-Format «Newtopia» also wirklich drei oder vier Prozentpunkte hinzugewinnen kann, dann werden die woanders fehlen.

Nicht auszuschließen, dass ein Vorabenderfolg des Bällchensenders für ein anderes Format das Aus bedeuten könnte. Denn: Sinkende Quoten können weder «Alles was zählt», noch «Das perfekte Dinner» und auch «Galileo» vertragen.
15.02.2015 12:36 Uhr Kurz-URL: qmde.de/76294
Manuel Weis

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schade

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