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Die Kino-Kritiker: «Love, Rosie - Für immer vielleicht»

Mit der Romanverfilmung «Love, Rosie - Für immer vielleicht» liefert der deutsche Regisseur Christian Ditter nicht bloß sein internationales Leinwanddebüt ab, sondern widmet auch all jenen hoffnungslos Verliebten einen Film, die nicht viel auf einen realistischen Blick auf Leben und Liebe geben.

Filmfacts: «Love, Rosie»

  • Kinostart: 30. Oktober 2014
  • Genre: Tragikomödie
  • FSK: 6
  • Laufzeit: 103 Min.
  • Kamera: Tony Cranstoun
  • Musik: Ralf Wengenmayr
  • Buch: Juliette Towhidi
  • Regie: Christian Ditter
  • Darsteller: Lily Collins, Sam Claflin, Art Parkinson, Tamsin Egerton, Christian Cooke, Suki Waterhouse, Lily Laight
  • OT: Love, Rosie (D/UK 2014)
Die Young-Adult-Verfilmungen des neuen Jahrtausends haben sich zu einem echten Phänomen gemausert. Angefangen mit Zauberlehrlingen und glitzernden Vampiren über Kampfamazonen in dystopischen Zukunftsphantasien bis hin zu romantischen Geschichten über die erste Liebe: «Harry Potter», «Die Tribute von Panem» und «Das Schicksal ist ein mieser Verräter» haben die Helden einer ganzen Jugendgeneration hervorgebracht. Nach dem Formen verschiedener Fantasywelten und dem damit einhergehenden Flop von Filmen wie «Die Chroniken der Unterwelt», «Beautiful Creatures» und Co. konzentrieren sich die Filmemacher nach dem übermäßigen Erfolg von Romanverfilmungen wie «Wenn ich bleibe» sowie besagtem «Schicksal» nunmehr auf die klassische Teenie-Romanze. Auch Cecilia Aherns Weltbestseller „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ schlägt in dieselbe Kerbe dieser in die Seele der Protagonisten blickender Liebes- und Lebensgeschichten und verlässt sich dabei einmal mehr bewusst auf die Zugkraft seines Ensembles.

Trotz der nahezu überbordenden Bandbreite an Themen, die «Love, Rosie» in seiner nicht einmal zwei Stunden umfassenden Laufzeit anschneidet, erreicht der Streifen nie die Nachhaltigkeit ähnlich gelagerter Publikumsmagnete, kommt trotz ernster Themen wie innerfamiliärer Todesfälle, ungewollter Schwangerschaften und allgegenwärtiger Existenzängste jedoch um einiges leichtfüßiger daher und kreiert ein dynamisches Kinoerlebnis, das gerade aufgrund seines Spielens mit offenen Dramaturgie-Karten unterhält und in mancherlei Hinsicht tatsächlich überraschen kann. Den größten Spaß an dem Film werden trotzdem eindeutig all jene Zuschauer haben, die sich selbst gerade als frisch verliebt bezeichnen können.

Rosie (Lily Collins) und Alex (Sam Claflin) sind beste Freunde. Seit ihrer Kindheit. Schon allein deswegen können sie niemals ein Paar werden – oder doch? In Sachen Liebe stehen sich die beiden mal selbst, mal gegenseitig im Weg. Ein gescheiterter Annäherungsversuch hier, eine verpasste Gelegenheit da, und schon sendet das Schicksal die beiden in völlig unterschiedliche Richtungen. Können verschiedene Kontinente, Schwangerschaften, desaströse Liebesaffären, Ehen, Untreue und Scheidungen das Band dieser Freundschaft zerreißen? Können Männer und Frauen überhaupt beste Freunde sein? Und gibt es wirklich nur eine Chance für die große Liebe?

Was «Love, Rosie – Für immer vielleicht» so besonders macht, ist in erster Linie die ehrliche Art, mit welcher die RomCom an ihr Publikum herantritt. Ohne Umschweife macht der deutsche Regisseur Christian Ditter («Vorstadtkrokodile») deutlich, dass er die Grundsätze der romantischen Komödie aus dem Effeff beherrscht. Doch anders als diverse Vertreter dieses oftmals belächelten Genres verschleiert «Love, Rosie» den ewig gleichen Ablauf nicht mit etwaigen Pseudo-Überraschungen, sondern konfrontiert den Zuschauer direkt mit seiner Erwartungshaltung. Wenngleich dieser ab der ersten Szene über den Ausgang der Happy-End provozierenden Story Bescheid weiß, macht der Film gerade hieraus nie einen Hehl. Ditter hält sein Publikum für intelligent genug, um es nicht mit vermeintlichen Plottwists in die Irre zu führen, gleichzeitig variiert er beliebte Handlungsabläufe so geschickt, dass der Zuschauer dem Geschehen gebannt folgt. «Love, Rosie» erzählt nicht etwa von der simplen Liebesgeschichte zweier Jugendlicher, sondern direkt vom ganzen Leben der beiden Protagonisten. Im Film umfasst dieses die zwölf Jahre zwischen dem 18. und dem 30. Lebensjahr. Und leider ist dies wiederum auch der große Schwachpunkt des Films.

Alle Dynamik und Leichtfüßigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der der Verfilmung zugrunde liegende Bestseller und die Art der Inszenierung nicht zusammenpassen. Mit einem ungeheuren Tempo arbeitet Christian Ditter die wichtigsten Stationen im Leben der beiden Liebenden ab und hangelt sich von Höhepunkt zu Tiefschlag zu Höhepunkt. Jedem Lebensabschnitt und -Ereignis kommt dabei nur ein Minimum an Zeit zu. Momente wie die ungewollte Schwangerschaft seitens Rosie werden in wenigen Minuten abgehandelt, Trennungen und Todesfälle teilweise sogar nur angedeutet. Durch diese nur allzu oberflächliche Betrachtungsweise gelingt den Figuren aus «Love, Rosie – Für immer vielleicht» nie die Tiefgründigkeit, mit der Filme wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ auftrumpfen konnten. Zum Mitleiden lädt Ditters internationales Leinwanddebüt entsprechend nicht ein. Auch dramaturgische Fallhöhen können so nur selten entstehen. Das Publikum bleibt somit lediglich Betrachter einer Story, die zwischen Komödie und Drama hin- und herschwankt und oberflächlich hervorragend unterhalten kann, jedoch keinerlei dramaturgische Qualitäten vorweist. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig bedeuten, dass einem das Geschehen auf der Leinwand in Gänze egal ist. Gerade die beiden Hauptdarsteller legen eine solch stimmig-spritzige Chemie an den Tag, dass es einen ungeheuren Spaß macht, den beiden beim sich Finden und wieder aus den Augen Verlieren zuzusehen.

Die Tochter des Weltstars Phil Collins, Lily, sorgte zuletzt in der wenig erfolgreichen Fantasyromanadaption «City of Bones – Chroniken der Unterwelt» für Aufsehen und war trotz ihrer gelungenen Schneewittchen-Performance in «Spieglein, Spieglein» bislang nicht zwingend ein Garant für die Verkörperung echter Sympathie-Rollen. In «Love, Rosie» kann Lily Collins endlich ihren zumeist unterkühlten Charme abstreifen und überrascht mit Natürlichkeit und jeder Menge Esprit. An ihrer Seite glänzt Newcomer Sam Claflin, der momentan auch im britischen Thrillerdrama «The Riot Club» zu sehen ist, dem jungen Publikum aber vornehmlich durch seine Rolle in «Die Tribute von Panem» bekannt sein dürfte. Während die Zusammenarbeit zwischen Claflin und Collins perfekt harmoniert und es den beiden anfangs gelingt, glaubhaft junge Erwachsene zu verkörpern, funktioniert die Transformation in immer älter werdende Versionen ihrer selbst nicht wirklich. Darüber, dass zwischen der ersten und letzten Filmszene allen Ernstes zwölf ganze Jahre liegen sollen, kann das nach logischen Lücken gierende Publikum nur den Kopf schütteln. Äußerlich ist an den beiden tatsächlich keinerlei Veränderung auszumachen. Auch die innere Reifung von den naiven High-School-Teenies zu fest im Leben stehenden Erwachsenden gelingt nur teilweise. Dafür begeistern die beiden mit ihrer Leidenschaft dafür, aus dem bisweilen nur oberflächlichen Skript das Maximum an Tiefgründigkeit herauszuholen.

Dem steht die allzu bemüht auf hip und modern getrimmte Inszenierung leider immer wieder im Weg. Technisch präsentiert sich «Love, Rosie – Für immer vielleicht» beliebiger als es dem Film gut tut. Kameramann Tony Cranstoun («Das hält kein Jahr..!») taucht den Streifen durchweg in äußerst grell-bunte Farben und lässt dem Publikum nie auch nur ansatzweise die Möglichkeit zum Durchatmen. Ähnlich des Skripts von Juliette Towhidi («Kalender Girls») setzt auch Cranstoun auf Kurzweiligkeit und hält sich nur selten lange an einer Szene auf. Dadurch wirkt «Love, Rosie» nicht selten überhastet – gleichzeitig muss man dieser Inszenierungsweise aber auch zu Gute halten, dass sich somit nie ein Gefühl der Langeweile einstellt. Kinobesucher, die Filme bevorzugen, bei denen auf der Leinwand permanent etwas passiert, werden an diesem Film ihre helle Freude haben. Zum äußeren Erscheinungsbild passt schließlich auch die musikalische Untermalung. Ralf Wengenmayr («Der Schuh des Manitu») bedient sich munter an allerhand halbwegs zur Szenerie passenden Popsongs, die das Geschehen mal ironisch, mal treibend untermalen sollen. Manchmal, so wie im Falle von Lily Allens Song „Fuck You“, der als Soundkulisse für eine Trennungsszenerie dient, gelingt dieses Vorhaben tatsächlich ordentlich. In den meisten Fällen übertönen die Musikstücke das Geschehen jedoch eher lärmend und lassen «Love, Rosie – Für immer vielleicht» durchschnittlicher erscheinen als er eigentlich ist.

Fazit: Trotz einiger Schwächen macht «Love, Rosie – Für immer vielleicht» in seiner lebhaften Inszenierung tatsächlich großen Spaß. Die beiden Hauptdarsteller harmonieren großartig und unterstreichen ihren Status als Hollywoods Nachfolge-Generation. Perfekt auf die Zielgruppe der Heranwachsenden abgestimmt, gelingt den Machern ein Abriss an Stationen eines mehr oder weniger durchschnittlichen Lebens junger, moderner Erwachsener. Das ist in seinem überhasteten Tempo nicht tiefgründig genug, um auch Liebhaber des klassischen Drama-Kinos zu überzeugen, macht jedoch Stimmung und regt auch nach dem Abspann noch zum Nachdenken an. Insofern ist «Love, Rosie» doch um einiges unkonventioneller, als man es dem Film zu Beginn noch zugetraut hätte.

«Love, Rosie – Für immer vielleicht» ist ab dem 30. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.
28.10.2014 12:32 Uhr Kurz-URL: qmde.de/74053
Antje Wessels

super
schade


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