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Es war einmal ein Supermann…

Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht eine Serie oder ein Film um Superhelden startet. Über die Entwicklung des Genres, über den jüngsten Neustart «The Flash» – und über die Frage, was der Erfolg der Superhelden mit dem 11. September zu tun hat.

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Der Held als Projektionsfläche?


Die Frage bleibt: Warum sind die maskierten Helden seit Jahren so erfolgreich – und mittlerweile aus dem ganz großen Entertainment-Business nicht mehr wegzudenken? Zwei Argumente werden oft in den Raum gestellt: Einerseits sind mittlerweile die technischen Möglichkeiten vorhanden, um die Charaktere und ihre übermenschlichen Heldentaten beeindruckend darzustellen – und nicht mehr lächerlich oder cheesy. Damit können Superhelden erstens durch die günstigeren Special-Effekt-Kosten auch großflächig in Fernsehproduktionen scheinen, und zweitens können weltenumspannende Geschichten dargestellt werden, die vormals nicht möglich waren – beste Beispiele sind hier die Filme um «Thor», «Green Lantern» oder zuletzt «Guardians of the Galaxy».

Andererseits argumentieren viele Hollywood-Beobachter mit einer neuen Sensibilität für große Helden seit dem 11. September 2001 und dem damit verbundenen Knacks des westlichen Selbstbewusstseins. Das darauffolgende Kinojahrzehnt war geprägt vom simplen Eskapismus in Fantasy-Welten («Harry Potter», «Herr der Ringe») und von Superhelden-Figuren, die eine einfachere Realität heraufbeschwören: Selbst in anspruchsvollen Produktionen wie «The Dark Knight» bleibt die Prämisse immer gleich, es ist der Kampf gut gegen böse, der Kampf eines übermenschlichen Helden, durch den die sonst hilflose Welt vor dem Chaos (personifiziert durch den Bösewicht) gerettet wird.

Superhelden bringen uns auch einen gewissen Eskapismus, indem sie die komplizierte Weltprobleme herunterbrechen auf recht einfache Parameter, sie sind in ihrer oft düsteren Auslegung aber auch verdeckte Kommentierung der Ereignisse nach dem 11. September: Viele Filme fragen nach den Kosten eines Krieges, reflektieren, welche Opfer der kompromisslose Kampf gegen das Böse nach sich zieht. Es sind Fragen, die die westliche Welt seit Jahren intensiv beschäftigen. Kaum wird dieses Thema besser als in «The Dark Knight» aufgegriffen: Hier wird danach gefragt, ob die Allmacht Batmans nicht gerade provoziert hat, dass Gegenspieler wie Joker oder Scarface entstehen, um eine Art weltliches Gleichgewicht herzustellen. Es ist ein altbekanntes Rätsel: Gäbe es den Joker ohne Batman überhaupt?

Der Erfolg von «Arrow» und anderen Heldenstoffen im Fernsehen wird – wie im Kino der letzten Jahre – vielleicht auch zu einer Inflation von Superhelden-Serien kommen. In Entwicklung befinden sich derzeit rund ein Dutzend Projekte, von denen viele bereits feste Starttermine haben. Allein Netflix, das einen Megadeal mit Marvel geschlossen hat, bringt ab Mai 2015 gleich fünf Serien in sein Angebot. Den Auftakt macht «Daredevil» – und damit der erste Charakter, der vom Kino ins Fernsehen herüberwechselt. Drei weitere Serien um einzelne Marvel-Figuren wird es geben, alle kulminieren schließlich in der finalen Serie «The Defenders», in der sie gemeinsam auftreten. Netflix will hier eine Art Event-Charakter heraufbeschwören und damit ein stilbildendes Element moderner Comicstoffe ins Fernsehen bringen: In den Comics selbst sind serienübergreifende Events, in denen beispielsweise Batman, Superman und Wonder Woman gemeinsam gegen eine Übermacht kämpfen, fast schon an der Tagesordnung. Auch Comicstoffe, die Heldenelemente nur am Rande einfließen lassen, erfreuen sich bei Fernsehmachern immer größerer Beliebtheit: Die Geschichten liegen – meist abgeschlossen – bereits vor, sie sind gut und oft preisgekrönt, und sie lassen sich im Falle von DC oder Marvel ohne große Lizenzkosten entwickeln.

Erfolgreichster Vorreiter dieser Entwicklung ist «The Walking Dead», bald erwarten uns Formate wie «iZombie», «Preacher», «DMZ» oder «Scalped», die teils hochkomplex-anspruchsvolle Geschichten erzählen. Es ist eine vielleicht willkommene Abwechslung zu all den Flashs, Batmans, Captain Americas, Supermans, Thors, Iron Mans…
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18.10.2014 12:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/73877
Jan Schlüter

super
schade

73 %
27 %

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Adventures of Superman Agents of S.H.I.E.L.D. Arrow Austin Powers Batman Buffy DMZ Daredevil Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann Der unglaubliche Hulk Die Abenteuer von Lois & Clark Gotham Green Lantern Guardians of the Galaxy Harry Potter Hercules Heroe

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
18.10.2014 12:32 Uhr 1
Wie ich diese Super - Helden - Filme hasse!! Ausser Iron Man können mir alle gestohlen bleiben... :roll:
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