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Die Kino-Kritiker: «The Expendables 3»

Mehr Stars, weniger Härte: «The Expendables 3» bietet ein vergnügliches Finale, ist sonst aber recht blutleer.

Hinter den Kulissen

  • Regie: Patrick Hughes
  • Produktion: Avi Lerner, Kevin King-Templeton, Danny Lerner, Les Weldon und John Thompson
  • Drehbuch: Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt und Sylvester Stallone
  • Musik: Brian Tyler
  • Kamera: Peter Menzies, Jr.
  • Schnitt: Sean Albertson und Paul Harb
Das erklärte Ziel eines «The Expendables»-Films sollte denkbar geradlinig sein: Packe möglichst viele altgediente Haudegen in eine simple Handlung, die der kompromisslosen, brutalen Action und den kernigen Sprüchen nicht in den Weg kommt. Garniere dies mit vereinzelten Referenzen auf das Alter und diverse Karrierestationen der versammelten Testosteronbolzen. Fertig! Der Film ist bereit, von Freunden der alten, harten Action-Schule genossen zu werden.

Bereits Teil eins hielt aber nicht ganz das, was er versprach. Die 2010 gestartete Regiearbeit Sylvester Stallones zieht sich dank eines trägen Erzähltempos und eines Plots, der mindestens so unwichtig wie undurchschaubar ist, wie Kaugummi. Teil zwei kam 2012 glücklicherweise flotter, humorvoller und selbstironischer daher, ohne dabei softer zu werden. Mit «The Expendables 3» hätte sich das von Stallone ins Leben gerufene Raufbold-Stelldichein also zu einem Franchise entwickeln können, das mehr Kracher als Rohrkrepierer bietet.

Aber mit dem dritten Einsatz der wild durcheinandergewürfelten Legionärstruppe geht ein erneuter Tonwechsel einher, wie unter anderem die US-Werbezeile verrät: „New team. New attitude. New mission.“ Mit besagter neuer Attitüde und einem neuen Team will «The Expendables 3» seine Zielgruppe vergrößern. Stattdessen beraubt sich der von Patrick Hughes inszenierte Actioner über weite Strecken seiner Existenzgrundlage. Es ist fast so, als wolle «The Expendables 3» keine Fortsetzung der 2010 und 2012 produzierten Actionveteranentreffen sein, sondern eine hemdsärmelige Kopie eines «Mission: Impossible»-Abklatsches.

Wie es bloß dazu kommen konnte? Aus Storysicht benötigte es dazu eine Reihe unglücklich gelaufener Einsätze für den Spitzensöldner Barney Ross (Stallone) und seine Gefolgschaft. Als dann noch bei einer Begegnung mit Barneys skrupellosen, ehemaligen Wegbegleiter Conrad Stonebanks (Mel Gibson) eines der Expendables-Crewmitglieder schwer verletzt wird, spricht der Gruppenführer ein Machtwort: Die in die Jahre gekommene Truppe hat gefälligst ihr Tagwerk aufzugeben. Barney selbst will allerdings weitermachen und heuert daher vier Jungspunde an, um ihm nun bei Seite zu stehen. Und die bringen ihre jugendliche, ungestüme und technikaffine Arbeitsweise mit zu den Expendables …

Zugegeben: Das Autoren-Trio Stallone, Creighton Rothenberger & Katrin Benedikt hat nicht gänzlich aus den Augen verloren, weshalb die «Expendables»-Reihe es überhaupt bis zum dritten Part gebracht hat. Und so kommt es wenig überraschend im Schlussakt zur triumphalen Rückkehr der alten Garde. Auf eine berechtigte Revolte der Anhänger von Dolph Lundgren, Randy Couture und Co. lässt es «The Expendables 3» also nicht ankommen. Jedoch überschätzen die Verantwortlichen gewaltig die Ausstrahlung der Neuankömmlinge Kellan Lutz, Ronda Rousey, Glen Powell und Victor Ortiz. Das Quartett verblasst im Vergleich zu den Gewaltfilmveteranen, so dass die ausgedehnte Einführung der vier Jünglinge keineswegs als Selbstläufer durchgeht – im Gegensatz zu den Szenen, in denen zum Beispiel Stallone, Schwarzenegger und Ford interagieren und eine sichtbar gute Zeit miteinander haben.

Während also Arnold Schwarzenegger auch mangels Plotrelevanz in diesen Film gehört, weil es amüsant ist, ihn im Zusammenspiel mit langjährigen Kollegen und Kontrahenten zu sehen, haben Lutz und Konsorten keinen solchen Freifahrtschein. Da aber unter den vier Newcomern nur einer nach seiner Einführung auffällig bleibt, sind ihre Szenen bloßer Ballast. Der Pseudoplot würde mit einem neu engagierten Söldner genauso gut funktionieren wie mit einem Quartett: Barney ist von seinem eingerosteten Team erschüttert und holt daher ein Greenhorn dazu, das genau die Kenntnisse hat, die es für die nächste Mission braucht. Die alte Truppe ist genervt, eilt aber zur Rettung, sobald sie gebraucht wird. Der entscheidende Unterschied zwischen dieser Idee und dem, was «The Expendables 3» macht: Es wäre bloß nötig, eine einzelne neue Figur vorzustellen. Schon wäre die Laufzeit des Films gestutzt, sein Tempo verbessert und die Darsteller, für die das Publikum ins Kino eilte, hätten einen höheren Anteil der Leinwandzeit für sich gepachtet.

Mit dieser Änderung wären wohlgemerkt längst nicht alle Probleme von «The Expendables 3» aus der Welt geschafft. Denn ganz gleich, ob sich nun das nichtssagende Quartett Lutz, Rousey, Powell & Oritz im Einsatz befindet oder die alte Garde: Hughes' Inszenierung ist (wortwörtlich wie sprichwörtlich) blutarm. Wo in den beiden Vorgängerfilmen Schurken noch der Unterleib zerfetzt wurde, stolpern hier die Handlanger über schneidend scharfe Drahtseile. Dieser Produktion wurden nämlich die Klauen gestutzt, um in den USA eine kommerziell attraktivere PG-13-Jugendfreigabe zu erhalten. Nicht, dass allein Blut und bloße Härte zählen. Selbstredend gibt es auch großartige Actionfilme mit niedriger Altersempfehlung. Diese verfügen aber über eine ganz andere Gangart. Würde «The Expendables 3» Jason Statham, Wesley Snipes und Anhang in ein rasantes, bildgewaltiges, explosives Abenteuer stürzen, das sich an furiosen PG-13-Actionfilmen orientiert, könnte dieses Experiment vielleicht aufgehen.

Stattdessen ist «The Expendables 3» aber zwischen den Welten gefangen. Vor allem dem Prolog lässt sich ansehen, dass Hughes sich zurücknimmt, die von «Expendables»-Fans erhofften Gewaltspitzen auslässt, dabei aber auf einen neuen Impuls verzichtet – und so die Lücke spürbar macht. Wenn im Mittelteil dann das neue Team das Ruder übernimmt, nähert sich Hughes kurzzeitig aktuellen Agentenfilmen, inklusive technischen Gadgets und einem zu infiltrierenden, stylischen Wolkenkratzer. Das ist dann immerhin neu. Es ist ein Ersatz für das, was im Opening fehlt. Diese Szene will sich aber, weil sie gar nichts mehr mit dem ursprünglichen Versprechen der Filmreihe gemein hat, nicht in die «Expendables»-DNA fügen.

Erst ganz zum Schluss zeigt «The Expendables 3» auf, was aus diesem Film hätte werden können: Das gewaltige Team rund um Barney Ross kämpft zwischen Schutt und Asche gegen eine von Gibsons blassem Fiesling geleitete Armee anonymer Schurken. Und jedes Mitglied der Heldentruppe bekommt seinen eigenen Moment. Da darf der schnell choreographierte Faust- und Messerkampf für Jason Statham ebenso wenig fehlen, wie eine Parcours-Einlage mit Wirbelwind Antonio Banderas. Zwar gibt es auch verschenkte Elemente im großen, lauten, launischen Showdown (wer auch immer beschlossen hat, Martial-Arts-Meister Jet Li regungslos hinter ein Maschinengewehr zu stellen, gehört geohrfeigt), dennoch wird «The Expendables 3» zum Abschluss endlich seinem Anspruch gerecht, zahlreiche Actionstars in ihrem jeweiligen Element zu zeigen – auch wenn der letzte Schuss Härte fehlt.

Sofern es einen vierten Teil gibt, sollte er sich auf genau diese Maxime beruhen. Denn wann immer sich «The Expendables 3» vorübergehend auf die Stärken der jeweiligen Akteure einschießt, geht die Gleichung auf. Es ist urkomisch, wenn Stallone und Ford ohne jeglichen Rückhalt über den medienwirksamen Zwist mit Bruce Willis herziehen, der dazu führte, dass seine Rolle Mr. Church gestrichen wurde. Antonio Banderas ist köstlich, wann immer er die Gelegenheit bekommt, seinen Stand in Hollywood zu verballhornen. Und wenn sich Stallone mal wieder das kernigste Duell des ganzen Streifens zuschustert, ist auch das sehenswert. Es ist aber unsinnig, einigen der mimisch schwächsten «Expendables»-Jungs zentrale Dialogzeilen zu geben. Ebenso will niemand Statham oder Snipes harmlose Schlachten schlagen sehen – diese Kerle sind für harte Action gemacht. Und vor allem braucht ein «Expendables»-Film keine ausdruckslosen Novizen.

Fazit: «The Expendables 3» ist kraftlos und lässt jene Art von Gewaltspitzen aus, die in den Vorläufern noch zelebriert wurden. Allein das Finale und vereinzelte Anflüge von Selbstironie sorgen für Unterhaltung – dies sollte aber nur hartgesottenen Fans den Preis einer Eintrittskarte wert sein.

«The Expendables 3» ist ab dem 21. August 2014 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
16.08.2014 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/72468
Sidney Schering

super
schade

64 %
36 %

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Expendables Impossible Mission Mission: Impossible The Expendables The Expendables 3

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