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5 Genres, die Sat.1 am Vorabend gar nicht erst probieren sollte

Sat.1 braucht dringend einen neuen Vorabend, oder doch nicht? Jedenfalls arbeitet an diesem Punkt nun Kaspar Pflueger. Er könnte aber ähnliche Fehler machen wie zahlreiche seiner Vorgänger. Wir wollen helfen.

Bei Sat.1 ist guter Rat derzeit sicherlich teuer – seit geraumer Zeit liegt der Vorabend brach, sodass man die einstige „Sommerprogrammierung“, bestehend aus zwei Wiederholungen der Serie «Navy CIS» ab 18 Uhr auf die komplette Saison 2013/2014 ausgeweitet hat. Seit einigen Wochen arbeitet in der Geschäftsführung des Senders nun Kaspar Pflueger, dessen Aufgabengebiet es speziell ist, sich um die Daytime und den Vorabend zu kümmern. Quotenmeter.de hilft, nicht zuletzt auch, weil seine Vorgänger sich offenbar nie genau anschauten, was schon versucht wurde und deshalb logischerweise scheiterte. Was Pflueger also eigentlich schon mal getrost von seinem Plan streichen kann.

Ein klassisches Boulevard-Magazin


Der Erfolg des VOX-Formats «Prominent» ließ Sat.1 nicht selten auf die Idee kommen, dass ein eigenes Magazin mit ein bisschen Lifestyle und ein bisschen Promi-Storys die Lösung für jegliches Vorabendproblem sein könnte. Zudem sieht die ganz oberste Chefetage eine solche Programmfarbe gern. Zahlreiche Beiträge lassen sich so in anderen Formaten der Senderkette noch einmal verwursten. Ein Magazin wäre also vergleichsweise billig herzustellen – dann aber wird es nicht funktionieren. Die jüngsten Versuche in dieser Richtung, «pin» oder «push», lieferten klare Ergebnisse. Zudem hat inzwischen auch «Prominent» am Vorabend Probleme. Also: Finger weg!

Scripted-Soap
Man kann mit Recht behaupten, dass die Grundidee von «Patchwork Family» vielleicht nicht unbedingt verkehrt war, die Umsetzung dann allerdings schon. Weil das Format die Extreme scheute, wirkte es im Vergleich zu Genre-Kollegen wie «Berlin – Tag & Nacht» langweilig – und denkt man noch mal ganz genau an die Episoden zurück, wäre Gähnen wohl auch ohne Vergleich zur RTL II-Serie kaum vermeidbar gewesen. «Köln 50667» und «Berlin – Tag & Nacht» sind einfach zu stark. Deshalb: Finger weg von seichten Geschichten mit untalentierten Schauspielern!

Telenovela von Producers at work
Eine alte Fernsehweisheit besagt: Mit kaum etwas kannst Du so viel Geld verdienen, wie mit einer langlaufenden und beliebten Soap. RTL kann davon ein Lied singen und auch Sat.1 hatte einst mit «Verliebt in Berlin» ein ganz heißes Eisen im Feuer. Mit «Anna und die Liebe» ließ sich dieser Erfolg nur eineinhalb Staffeln lang wiederholen, die Runden drei und vier waren Rohrkrepierer. Und trotzdem durfte die damals noch zum Konzern gehörende Produktionsfirma Producers at work sich auch noch an anderen Formaten probieren – dem chronisch schwachen «Hand auf’s Herz» zum Beispiel. Das Grundproblem bei Soaps: Sie kosten zu Beginn eine Stange Geld, weil Sets gebaut werden müssen und weil man eben 40 bis 50 Folgen drehen muss, ehe das Format überhaupt erstmals auf dem Schirm auftaucht. Das Risiko ist zu groß, vor allem weil andere Sender den Vorabend schon erfolgreich mit fortlaufenden Geschichten bespielen. Also: Finger lieber weg lassen!

Gameshow:
Eine tägliche Gameshow für Sat.1 stünde sicherlich auf dem Wunschzettel zahlreicher Fans und Zuschauer, wirklich ratsam wäre aber auch das nicht. Kein klassisches Gameshow-Format erzielte in Deutschland zuletzt über einen längeren Zeitraum wirklich überzeugende Werte. Im Zweiten scheiterte «Die Pyramide», RTLs Wiederbelebung von «Familien-Duell» mit Promis zur besten Sendezeit ging in der zweiten Staffel gnadenlos unter und Sat.1 selbst hatte auch schon einmal einen Versuch in diese Richtung gestartet – das von Daniel Boschmann moderierte «Ab durch die Mitte» hielt es aber nicht lange im Programm aus. Eine solche Spielshow hätte in Sat.1 zwar gute Tradition, «Jeder gegen Jeden» oder «Quizfire» lassen grüßen, aber trotzdem: Lieber erst einmal eine Alternative suchen.

Doku-Soaps


…und zwar jeglicher Coleur: Gerade erst ist man bei Sat.1 mit «Yellow Press» absolut gewaltig auf die Nase gefallen. Über 70 fertig produzierte Folgen der Promi-Doku wanderten dann sogar ins Pay-TV zu Sat.1-Emotions, aber das ist nicht die einzige Produktion gewesen, mit der man massig Geld verbrannte. «Messer, Gabel, Herz» lief nachmittags, aber nur eine Woche lang, «Die Sat.1 Fashion Queen» wurde zuerst unter Verschluss gehalten und dann ebenfalls nur ins Pay-TV abgeschoben. Auch hier gilt – die Konkurrenz ist in diesen Bereichen bereits seit vielen Jahren tätig – und mitunter auch schon auf dem absteigenden Ast, wie «Das perfekte Dinner» zeigt, das nur dank redlicher Bemühungen der Verantwortlichen immer mal wieder für kleine Überraschungen sorgt.

Fazit: Vielleicht fährt Sat.1 mit den leicht unterdurchschnittlichen Quoten der wenig kreativen Programmierung von «Navy CIS» doch gar nicht so schlecht. Auf der anderen Seite ist ein erfolgreicher Vorabend mit 13, 14 oder 15 Prozent ein Türöffner für noch größere Erfolge in der Primetime und ein Garant dafür, den Sendermarktanteil zu steigern. Gute Ideen dafür wachsen nur leider nicht auf den Bäumen.
14.03.2014 10:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/69492
Manuel Weis

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