Seit Montag ist Steffen Henssler offizieller Rach-Nachfolger bei RTL - er ist jetzt «Der Restauranttester»: Schafft es der TV-Koch dem Format neues Leben einzuhauchen?
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Ich habe mir angeguckt, wie Christian Rach an die Sache rangegangen ist und einiges gesehen, das ich übernehmen kann. Natürlich habe ich eine andere Persönlichkeit – ich bin etwas lauter und gerne auch emotional. Dadurch wird das Ganze einen anderen Dreh bekommen.
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Steffen Henssler über sein neues Format «Der Restauranttester»
Schon länger schien Christian Rachs Herz nicht mehr an dem Format gehangen zu haben, das ihn einst bekannt machte. Stattdessen versuchte er sich an der Eröffnung von Ausbildungsrestaurants oder als Ernährungsaufklärer. Sicher zum Unmut von RTL, denn schließlich war es stets seine Hilfe für in Not geratene Gaststätten, die für die besten Sehbeteiligungen sorgte. Eine Trennung der beiden Parteien schien daher kaum vermeidbar gewesen zu sein. Als es Christian Rach dann zum ZDF zog, warb sein ehemaliger Arbeitgeber als Ausgleich Steffen Henssler von dort ab, der am Montag seinen ersten Einsatz in «Der Restauranttester» feierte.
Der Ablauf war nach über 60 Ausgaben mit seinem Vorgänger vorhersehbar. Erneut benötigte ein kleines Lokal, das von unerfahrenem Personal geführt wird – diesmal das „Piccolino“ in Remscheid - die Hilfe eines erfahrenen Fernsehkochs, um den drohenden Ruin abzuwenden. Erneut umfasste dies Beschwerden über mangelnde Hygiene, die Reduktion von überflüssigen Gerichten aus einer überfüllten Speisekarte und die Verbannung von Fertiggerichten zugunsten frischer Zutaten. Erneut galt es, den altbackenen Gastraum umzudekorieren, bevor die Wiedereröffnung dank der Anwesendheit des Fernsehens zu einem großen Erfolg werden konnte. Inhaltlich vermochte die Episode damit wenig neues zu liefern.
Die Show basiert auf einem soliden Konzept mit festen Bestandteilen, die unabhängig vom jeweiligen Coach funktionieren. Nicht ohne Grund laufen ähnliche Versionen ebenso erfolgreich im In- und Ausland. Insofern bestand weder für RTL noch für Henssler ein allzu großes Risiko für eine Fort- bzw. Umbesetzung.
Das neue Gesicht am Montagabend konnte damit nur gewinnen und tat es letztlich auch. Schon in seiner ersten Ausgabe gab Henssler derart Vollgas, dass kaum Zeit blieb, Christian Rach zu vermissen. Dabei war er in allem extremer als sein Vorgänger. Er steigerte sich mehr in die Aufgabe hinein, war schockierter über die vorgefundenen Verhältnisse und freute sich nach der geglückten Wiedereröffnung überschwänglicher. Dadurch wirkte er insgesamt deutlich emotionaler und engagierter.
Henssler schrie die Belegschaft an, schimpfte und fluchte, ging selbst die Zutaten einkaufen, bewarb das Lokal im örtlichen Einkaufszentrum persönlich und kochte beim Opening tapfer mit. Christian Rach übernahm sein Amt im Vergleich viel distanzierter und zurückhaltender. Er delegierte die Aufgaben mehr an die Mitarbeiter. Welche Methode am Ende nachhaltigere Veränderungen bewirken mag, sei dahingestellt, denn es geht schlussendlich nur um den Unterhaltungsfaktor. Hier hatte der quirlige Henssler einen deutlichen Vorsprung vorm spröden, aber seriöseren Rach.
Dieser unterhaltende Mehrwert geht jedoch zu Lasten der Gaststättenbetreiber. Schon bei Rach lag der Fokus deutlich stärker auf dem Coach als auf dem tatsächlichen Problemfall. Dies wurde nun noch einmal verstärkt. Die Eigentümer des „Piccolinos“ blieben unter Steffen Henssler nur noch notwendige Statisten, während die eigentliche Beratung weniger eine Herausforderung als vielmehr eine Bühne für den neuen Restauranttester darstellte. Ähnlich verhielt es sich bei seinen früheren Sendungen «Topfgeldjäger» und «Grill den Henssler», wo das eigentliche Kochen ebenfalls zur Nebensache verkam.
Henssler ist die Show. Zu recht, denn der Mann verfügt über ein außerordentliches Entertainment-Talent, das beim reinen Zwiebeln schneiden und Nudeln kochen verschwendet wäre. Insofern war es absolut die richtige Entscheidung, ihm bei seiner neuen Tätigkeit mehr Freiraum und Präsenz zu überlassen, die er mit Leichtigkeit ausfüllen konnte. Das ist eine Fähigkeit, die er sogar vielen „echten“ Moderatoren voraus hat. Mit seiner frechen, leicht überheblichen, aber dennoch sympathischen Art wird selbst das Teig kneten zum witzigen Spektakel.
Im Grunde ist das Format daher viel zu klein und piefig für ihn. Das merkte man ihm auch etwas an. Der Mann will auf die Bühne vor ein Publikum, wo er eher hingehört, als in eine heruntergekommene Kneipe mit Kellerküche. Dies wurde bei der ersten Begehung des Restaurants ersichtlich, als seine pointierten Sprüche („Wenn das Parmaschinken ist, bin ich Christian Rach.“) im leeren Gastraum versandete. Hier fehlten Zuschauer, ein Sidekick oder irgend ein Gegenüber, das reagierte. Es ist doch gerade der Schlagabtausch mit ihm vertrauten Kollegen, der ihn zu Höchstleistungen auflaufen lässt.
Nichtsdestotrotz geriet der erste Auftritt von Steffen Henssler in «Der Restauranttester» zu einer äußerst amüsanten und kurzweiligen Ausgabe. Aus dem Coaching-Programm ist dabei jedoch die Steffen-Henssler-Show geworden. Umso unerklärlicher ist es daher, wieso sein Name im Titel der neuen Sendung nicht auftaucht.