Quotenmeter.de blickt auf die fünf Staffeln umfassende Serie zurück, die nun im Kino ihren Höhepunkt erfährt.
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In Anspielung auf die Beliebtheit der Figur Stromberg genießt das „Büro-Chamäleon“ nun dank dem gehobenen Capitol-Manager Wehmeyer (Simon Licht) Immunität und kann sich als angebliches Aushängeschild der Versicherung allerlei fragwürdige Aktionen erlauben. Während Ernie den Tod seiner Mutter verarbeitet, herrscht bei den anderen Angestellten das Thema Liebe vor: Ulf und Tanja retten mit teils ausgefallenen Methoden ihre Beziehung, Stromberg flirtet mit dem gutherzigen Neuankömmling Jennifer Schirrmann (Milena Dreißig) sowie der etwas einfältigen Nicole Rückert (Angelika Richter) und Erika wird von einem Kunden umgarnt. Gegen Ende der Staffel verliert Stromberg zudem durch immer größere Unachtsamkeiten den Schutz Wehmeyers, weshalb er auf Kampfkurs mit der ihn attackierenden Erika geht – diese aber erkrankt schwer und bringt so eine neue dramatische Intensität in das Format.
Die Brücke zwischen der dritten und vierten Staffel sollte daraufhin zunächst ein Kinofilm schlagen, dessen Finanzierung allerdings nicht zustande kam. Außerdem mussten «Stromberg»-Fans dieses Mal ungewöhnlich lange auf neue Folgen warten, diese aber wurden dafür mit einer bis dahin ungeahnten Werbemaschine begleitet. Diese bereitete unter anderem auch auf einen neuen Handlungsort fort: Ab dem 3. November 2009 ging es in der vierten Staffel unter anderem darum, wie Stromberg aufgrund seiner Dreistigkeiten in die lächerliche Capitol-Außendienststelle des mickrigen Dorfes Finsdorf versetzt wird. Dieser Settingwechsel ermöglicht den Serienmachern in Staffel vier rabenschwarze Seitenhiebe auf die Eigenheiten der gesellschaftlichen Dynamik in ländlichen Gegenden, zudem wird die Figur Strombergs hier komplexer denn je: Gewinnt sie durch ihre ehrlichen Bemühungen um Jennifers Herz einerseits eine neue Menschlichkeit, kämpft sie mit immer härteren Mitteln gegen berufliche Konkurrenz und sabotiert unter anderem Tanjas Status als kommissarische Nachfolgerin, womit Stromberg neue charakterliche Tiefen ausloten durfte. Ulf musst derweil als Macho damit klarkommen, dass er der erfolglosere Partner in seiner Ehe ist, während Ernie unterdessen in eine tiefe Depression stürzt.
November 2011 schlussendlich startete die heiß erwartete fünfte Staffel bei ProSieben. Diese vollendete dann die Wandlung der Serie von einer bitterbösen Büro-Comedy zu einer eher charaktergetriebenen Dramedy (die selbstredend weiterhin im Mockumentary-Stil erzählt wird). Stromberg, der frühere Schurken-Protagonist, mausert sich zum makelbehafteten Anti-Helden, der einen uneleganten Spagat zwischen Privatleben und Karriere vollführt, Ulf und Tanja scheitern mit witzigen wie auch dramatischen Folgen am Kinderkriegen und Ernie sucht Seelenheil in christlichem Engagement. Die Trickkiste, aus der sich Stromberg bedient, ist schmutziger denn je, gleichwohl zeigt er, während er die Karriereleiter hochstolpert, immer mehr Verletzlichkeit und seine Motive sind ebenfalls hehrer denn je zuvor.
Was auch eine Verwässerung der bewusst trist-freudlosen ersten Staffeln hätte sein können, gelang dank der Drehbücher und darstellerischen Performances dagegen zu einer reizvollen Vertiefung der früheren Karikaturen, mit denen «Stromberg» zu Beginn arbeitete. Den Fans schien diese Entwicklung wohl weitestgehend zu gefallen: Der lang versprochene Kinofilm konnte dank Crowdfunding in rekordverdächtigem Tempo finanziert werden und bedient sich einerseits an den seit Staffel eins so markanten Sprüchen wie auch an der ambivalenten Charakterisierung Strombergs, wie sie in späteren Jahren zu sehen war. Ob eine sechste Staffel an den Film anschließt, lassen die Verantwortlichen derzeit unklar: Für jede Absage lässt sich in Interviews auch eine indirekte Bestätigung finden. Doch ganz gleich, ob es nach dem Film weitergeht: Mit den bisherigen fünf Staffeln schufen Husmann, Feldhusen, Herbst und Co. ein deutsches Fernsehphänomen mit engagierter Fanbase und zahllosen rezitierbaren Sprüchen.
Bis dato kann «Stromberg» zudem auf einen Adolf-Grimme-Preis (sowie eine zusätzliche Nominierung) als Glanzleistung im Bereich Fiktion, einen Bayerischen Fernsehpreis für Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, vier Comedypreise für Herbst, zwei Nominierungen als beste Comedyserie beim Deutschen Comedypreis, zwei deutsche Fernsehpreise und zwei zusätzliche Nominierungen zurückblicken. Und wer weiß, welche Preise erst noch «Stromberg – Der Film» einsacken wird?