Quotenmeter.de blickt auf die fünf Staffeln umfassende Serie zurück, die nun im Kino ihren Höhepunkt erfährt.
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Bevor er zum Papa wurde, dessen Titelsong derzeit durch Deutschland geistert, war er Lurchi. Und bevor ihn seine Kollegen kurzzeitig als Lurchi feierten, war er ein ekliger Chef, der scharf auf einen besseren Parkplatz war: Bernd Stromberg, Hauptfigur der bitterbösen Büro-Mockumentary «Stromberg». Diese begann als quotenschwacher Geheimtipp, entwickelte sich zum umjubelten Kult, schwang sich dann zum enorm zugkräftigen DVD-Bestseller auf und wagte zu guter Letzt den Sprung auf die große Leinwand. Aber der Reihe nach:
Ihren Anfang nahm die Kultserie als Auftragsarbeit von ProSieben und Brainpool: Comedy-Autor und Ex-Kabarettist Ralf Husmann wurde damit beauftragt, im Fahrwasser der britischen Fake-Dokusoap «The Office» von Ricky Gervais & Stephen Merchant eine ähnlich gelagerte Büroserie zu schreiben. Husmann übernahm, abseits des Settings in einem Großraumbüro, den Aspekt des britischen Originals, durch die Art der Kameraführung und Einarbeitung von Einzelinterviews Dokusoaps zu imitieren. Außerdem setzte auch er auf einen Unsympathen von Chef, der sich mit schlecht durchdachten Intrigen über Wasser zu halten versucht. Aus der Papier-Großhandelsfirma Wernham Hogg wurde bei Husmann jedoch die Capitol Versicherung AG, genauer gesagt die Abteilung Schadensregulierung M–Z, und auch die persiflierten Stereotypen, die als zentrale Figuren dienen, unterscheiden sich von der britischen Vorlage.
Im Mittelpunkt steht Ressortleiter Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst), ein unglücklich verheirateter Mittvierziger, der sich selbst als kumpelhaft-väterlicher Chef sieht, bei seinen Mitarbeitern allerdings aufgrund seiner Inkompetenz, derben Späße und andauernden Meinungswechseln äußerst unbeliebt ist. Bei seinen Vorgesetzten wiederum stößt Stromberg mit seinen Mängeln als Führungsposition regelmäßig auf Kritik, die er durch wirre Argumentationsketten und durchschaubaren Lug und Trug abzuschütteln versucht.
Soll «Stromberg - Der Film» die Serie beenden?
Vom fiktiven Kamerateam ebenfalls in den Fokus gerückt wird eine Handvoll von Strombergs direkten Untergebenen: Da wäre einerseits der fachlich kompetente Berthold Heisterkamp (Bjarne Mädel), der mit seinen albernen Redewendungen, modisch fragwürdigen Kleidungsstil und seinem winselnden Tonfall zum Opfer ununterbrochener Anfeindungen wird und all seinen Kollegen nur als „Ernie“ bekannt ist. Dann wäre da der unmotivierte Ulf Steinke (Oliver Wnuk), der charakterlich stets zwischen Macho und Spielkind schwankt und einen ähnlich politisch inkorrekten Humor wie Stromberg aufweist. Diese Nähe zu ihm nutzt Stromberg häufig aus, wenn er neue Intrigen ausheckt, gleichermaßen kann Ulf, wenn er denn ausnahmsweise Ambitionen zeigt, seine Popularität im Büro ausnutzen, um ebenfalls Intrigen zu spinnen. Zudem bändelt er bei jeder Gelegenheit mit attraktiven Frauen an, wobei er sich am meisten für seine gestrenge Kollegin Tanja Seifert (Diane Staehly) interessiert, die allen Hofierungen ihrer männlichen Mitarbeitern zum Trotz stets um ein seriöses Auftreten und effizientes Arbeiten bedacht ist. Zu guter Letzt nimmt auch Erika Burstedt (Martina Eitner-Acheampong) eine nicht unbedeutende Rolle im Alltag der Schadensregulierung M–Z ein: Das übergewichtige, zumeist gut gelaunte Gewerkschaftsmitglied dient als gute Seele des Großraumbüros und kämpft immer wieder gegen durch Stromberg entstandene Unzulänglichkeiten, was sie wiederum zu einer heimlichen Erzfeindin ihres Vorgesetzten macht.
Staffel eins lief vom 11. Oktober bis 20. Dezember 2004 mit schwachen Quoten bei ProSieben, erntete aufgrund der scharfzüngigen Dialoge und ihres komplexen Zusammenspiels von Fremdscham, kathartischem Humor und unaufdringlicher Tragik allerdings überaus positive Kritiken. So hielt ProSieben aus Imagegründen an der Serie fest und genehmigte eine zweite Staffel. Diese zeigte der Sender vom 11. September bis 13. November 2005, wobei diese nun im Abspann explizit darauf hinwies, durch die BBC-Serie «The Office» inspiriert worden zu sein. Die erste Staffel verzichtete noch auf diese Formulierung, weshalb die BBC mit einer Urheberrechtsklage drohte.
Interessanterweise entwickelte sich die zum Passionsprojekt von Husmann, dem Regisseur Arne Feldhusen und dem gesamten Ensemble aufgestiegene Serie in Season zwei ein noch größeres Eigenleben: Standen neben Strombergs ungeheuerlichen Sprüchen in den acht Episoden der ersten Runde die Konflikte im Mittelpunkt, die beim Aufeinandertreffen solch widersprüchlicher Charaktere unvermeidlich sind, so sind nun die Handlungsbögen der Hauptfiguren wesentlich bedeutsamer: Wie benimmt sich Ernie in einer Beziehung und wie reagieren seine Kollegen darauf, dass ihr verlachter Mitarbeiter jemandes Herz erobern konnte? Wie gut steht es um die Liebe zwischen Ulf und Tanja? Wie geht Stromberg mit seiner Scheidung um? Hauptplot der zweiten Staffel ist aber Strombergs Versuch, seinen Status in der Capitol zu verbessern: Stand er in Staffel eins noch auf Augenhöhe mit Sinan Turçulu (Sinan Akkuş), ist er seit einer Umstrukturierung Timo Becker (Lars Gärtner) unterstellt, den er nun ausstechen will – womit er sich aber nach und nach ein Karrieregrab schaufelt.
Parallel zur TV-Premiere der zweiten Staffel erschien auch die erste Season auf DVD, die sich als wahrer Verkaufsschlager erwies. Im März 2006 bestätigte dann auch das DVD-Set zur zweiten Staffel, dass «Stromberg» wesentlich populärer ist, als die weiterhin arg ausbaufähigen Einschaltquoten mutmaßen ließen. Eine zuvor auf unsicheren Beinen stehende dritte Staffel gewann daher an Attraktivität und bekam von ProSieben und Brainpool zur Freude der wachsenden Fangemeinde grünes Licht. Diese ging vom 5. März bis 30. April 2007 auf Quotenjagd, das Staffelset gelang nun noch vor Ausstrahlung des Staffelfinales in den Handel. Der Hype war größer als je zuvor: Erstmals kletterte die Serie über den Senderschnitt, während sich inhaltlich die Distanzierung von der BBC-Vorlage noch deutlicher machte.