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Braucht die Branche den MIRA-Award?

Am Donnerstag wird bereits zum fünften Mal der Pay-TV-Preis verliehen. Timo Nöthling und Fabian Riedner diskutieren über den Sinn des Preises.

Pro von Fabian Riedner


Seit dem Jahr 2008 zeichnet Premiere Star respektive Sky Deutschland die besten Pay-TV-Produktionen mit dem MIRA-Award aus. Schon seit dem ersten Jahr wird in der Branche darüber gestritten, ob dieser Preis wirklich nötig ist.

Der Deutsche Fernsehpreis hat sich im vergangenen Jahr selbst demontiert. So bot Sat.1 mit seinen Moderatoren Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn keine Unterhaltung, die Ausstrahlung am späten Freitagabend ist kein Bekenntnis zu diesem Event. Die Nominierungen beim Fernsehpreis sind mitunter recht dubios, bei einer RTL-Ausrichtung wurde in einem Jahr der "beste TV-Coach" gesucht. Ohnehin werden die Pay-TV-Sender gerne ausgelassen, wenn es um auszeichnungswürdiges Fernsehen geht. Bislang wird in der Regel Sky für seine beste Sportübertragung nominiert, allerdings bietet die Pay-TV-Plattform weit mehr.

So sollte ernsthaft diskutiert werden, welches Format die beste Sportsendung des Jahres ist. Punktete Sky mit «Sky 90» oder hat sich das relaunchte «Samstag Live!» sehr positiv entwickelt? Sind die neue Samstags-Bundesliga-Konferenz wirklich der Hit oder die Sport1 US-Übertragungen aus Amerika sehenswert? Oder gar Tennis auf mehreren Eurosport-Kanälen? Ist das beste Pay-TV-Magazin eine Produktion vom Heimatkanal oder doch eher von Sky? Solche Unterscheidungen kommen beim Deutschen Fernsehpreis gar nicht vor und durch einen eigenen Pay-TV-Preis sollte die Qualität und die Quantität der Produktionen ansteigen.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, also den Vereinigten Staaten von Amerika, gibt es unzählige Preise: die Primetime-, Daytime-, Sports-, News & Documentary-, Technology & Engineering-Emmys, Director's-, Writers-, Producers Guild of America Award, Golden Globes, Screen Actors Guild Award, TCA Awards und zwölf weitere Fernsehgalas. Gerade das Bezahlfernsehen gibt sich in den vergangenen Jahren immer mehr Mühe um sich mit hochwertigeren Produktionen vom frei-empfangbaren Fernsehen hervorzuheben, daher kann man dieses auch mit einem eigenen Preis auszeichnen.

Der MIRA-Award braucht mit Sicherheit noch einige Jahre, um seine endgültige Form zu finden. Dennoch sollte das Pay-TV-Fernsehen weiterhin ausgezeichnet werden. Aufgrund der eingeschränkten Erreichbarkeit sind viele Produktionen der breiten Bevölkerung unbekannt. Daher gehen solche Produktionen beim Deutschen Fernsehpreis Jahr für Jahr unter.

Contra von Timo Nöthling


„Eine eigene Preisverleihung fürs Bezahlfernsehen – das gab’s noch nie!“, „ständig kommt das Pay-TV zu kurz bei anderen Awards.“ Warum eigentlich? Schließlich hat doch erst vergangenes Jahr TNT Series «Add a Friend» beim Grimme-Preis abgeräumt. «Add a Friend» stellt allerdings eine Ausnahme im deutschen Pay-TV-Kosmos dar. Sie ist die erste (!) eigenproduzierte Serie im deutschen Bezahlfernsehen – bei guter Qualität, was bei diesem Format der Fall ist, macht eine Auszeichnung also durchaus Sinn. Wie sieht es aber mit anderen Sendungen aus, die die Pay-TV-Sender zum Besten geben. Sky Atlantic HD und TNT Serie gewannen 2013 den MIRA-Award für ihre „Beste Serie“ «Game of Thrones», während AXN 2012 mit «Breaking Bad» das Rennen machte. Beide Formate wurden allerdings nicht von den ausstrahlenden deutschen Bezahlsendern verantwortet, sondern von HBO, beziehungsweise Sony Pictures und AMC.

In der Kategorie „Beste Serie“ werden die deutschen Pay-TV-Sender also lediglich dafür ausgezeichnet in den USA schon erfolgreiche Serien erstanden und mit wenig Risiko ausgestrahlt zu haben, während AMC und HBO das Risiko eingingen neue Formate ins Fernsehen zu bringen und sich die Arbeit machten diese zu promoten. Die phänomenale Zuschauerresonanz, die diese beiden Ausnahmeproduktionen auslösten, schlug Wellen bis nach Europa, wo Sky Atlantic HD, TNT Serie oder AXN die Formate nicht einmal ausgiebig promoten mussten, da die Medien die Formate ohnehin schon vor Deutschland-Start in guter Regelmäßigkeit behandelten.

Doch dies bezieht sich nur auf eine der Kategorien, die von Jahr zu Jahr häufigen Wechseln unterworfen waren. Der sinnigste der verliehenen Preise beim MIRA-Award ist der Publikumspreis für den „Lieblingssender des Jahres“. Daneben verlieh Sky bei den bisherigen vier Preisverleihungen die MIRA-Awards in jährlich geänderten Kategorien an Sender, Formate und Personen, die sich der breiten Öffentlichkeit schlicht entzogen, wodurch die Relevanz der Veranstaltung zumindest in Teilen angezweifelt werden kann. Oder wussten Sie, dass «Erkan & Stefan»-Darsteller Florian Simbeck einmal als Moderator für AXN tätig war und dafür als „Bester Moderator“ hervorgehoben wurde. Nur fachkundige Pay-TV-Abonnenten kennen die Preisträgerinnen Jirka Schink (Sportdigital) und Viola Tensil (Animax) oder die lokalen Eigenproduktionen «Der elfte Tag» (The Biography Channel) und «einestages.tv» (Spiegel Geschichte). Bezeichnend, dass mit dem Preis für die „Pay TV Persönlichkeit des Jahres“ 2013 gleich alle „weiblichen Gesichter des Pay TVs“ bedacht wurden.

Sky Deutschland ist mit geschätzten 3,5 Millionen Abonnenten immer noch zu weit davon entfernt Einfluss auf ein breites Publikum zu nehmen, zumal sich diese Kundenzahl noch in die einzelnen Abonnements aufspaltet und Sky-Bezieher vereinzelt keinen Zugriff auf bestimmte Sender haben, sodass für diese in vielen Kategorien Entscheidungen der Jury nicht nachvollziehbar sind. Ein Großteil der Abonnenten verschreibt sich laut Abozahlen nämlich sowieso nur dem Sportangebot von Sky. Vor allem bei Eigenproduktionen müssen die Pay-TV-Sender also noch eine Schippe drauflegen, «Add a Friend» sollte den Kanälen dabei als Vorbild dienen.
23.01.2014 08:42 Uhr Kurz-URL: qmde.de/68601
Fabian Riedner

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Add a Friend Breaking Bad Der elfte Tag Erkan & Stefan Game of Thrones Samstag Live! Sky 90 einestages.tv

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