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Die Kritiker: «Die letzte Instanz»

Ein Justizdrama, das die Themen Schuld und Sühne auf Plattitüden reduziert: Bei Namen wie Jan Josef Liefers und Carlo Rola wäre deutlich mehr zu erwarten gewesen.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: Network Movie
  • Drehbuch: Elisabeth Herrmann (auch Roman)
  • Regie: Carlo Rola
  • Kamera: Frank Küpper
  • Produzenten: Jutta Lieck-Klenke und Dietrich Kluge
Inhalt
Eine alte Dame schießt direkt vor dem Landgericht Berlin auf den Obdachlosen Hans-Jörg Hellmer, der unverletzt fliehen kann. Anwalt Joachim Vernau bietet der Frau zum Erstaunen der Polizisten noch vor Ort seine Hilfe an. Margarete Altenburg kommt aus Görlitz und war mit ihrer Kirchengruppe in Berlin zu Besuch. Vernau reist auf Frau Altenburgs Bitte in deren Heimatstadt, um ihre persönlichen Sachen aus ihrer Wohnung zu holen. Als er zurück nach Berlin kommt, ist Margarete im dem Krankenhaus gestorben, in das sie nach der Tat mit einem Schwächeanfall eingeliefert wurde.

Vernau lässt dieser Fall nicht los: Die alte Dame kann den Mord an Hellmer nicht allein geplant haben. Wer hat ihr die Waffe besorgt? Und was ist das Motiv?

Die Staatsanwältin Salome Noack stellt das Verfahren ein, verspricht aber, weiter zu ermitteln, wenn Vernau den Obdachlosen findet. Und Hellmer taucht nach ein paar Tagen sogar von allein wieder auf. Er fühle sich verfolgt von einem Mann, den er den "Grauen" nennt. Vernau bringt Hellmer bei seiner Mutter in Sicherheit, bevor er die Kripo informiert.

Mithilfe der Anwältin Marie-Luise Hoffmann und des Gerichtsreporters Alttay findet Vernau Hinweise auf Hellmers Vergangenheit: Der Mann war früher LKW-Fahrer und verschuldete in dieser Zeit einen schweren Unfall, bei dem ein Kind starb. Als er sich aus seinem Versteck wagt, stirbt Hellmer.

Erst auf Vernaus massiven Druck wird eine Obduktion angeordnet. Die ergibt, dass der Mann tatsächlich ermordet wurde. Für Vernau ist klar: Das alles ist kein Zufall, sondern der Anfang einer Mordserie. Doch niemand schenkt seiner Theorie Glauben, und so ermittelt er auf eigene Faust: Die verdächtige Spur reicht weit zurück in die Zeit nach der Wende und führt nach Görlitz.

Darsteller


Jan Josef Liefers («Tatort – Münster») als Joachim Vernau
Stefanie Stappenbeck («Auf Herz und Nieren») als Marie-Luise Hoffmann
Udo Samel («Die Klavierspielerin») als Hans-Jörg Hellmer
Katharina Müller-Elmau («Hammer & Sichl») als Salome Noack
Thomas Darchinger («Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer») als Marquardt
Gudrun Ritter («Wer ist Hanna?») als Margarete
Rolf Hoppe («Mephisto») als Koplin

Kritik


„Die letzte Instanz“ ist hier nicht nur der Titel. Genauso nannten die Autoren auch die Kneipe, in der sich in diesem Film die von der Justiz (vermeintlich) Zurückgelassenen treffen, die Mütter zu Tode gekommener Kinder oder die Opfer der DDR-“Treuhandverbrecher“ etwa, und ihre Rachepläne schmieden.

Es ist also, wenn auch unfreiwillig, vor allem ein Film geworden, der zeigt, was passieren kann, wenn die letzte Instanz der Stammtisch ist. Vom Rechtsstaatsprinzip, von den komplexen Themen Schuld und Sühne bleiben nur knappe Plattitüden, die einen thematischen Diskurs lediglich vortäuschen wollen: „Für mich gibt’s nur eine Instanz. Vor der muss ich mich ganz alleine verantworten“, sagt die Beinahe-Mörderin ihrem Anwalt, um noch ein resigniertes „Die Gerichte dieser Welt sind nicht die meinen“ hinterherzuschieben. „Es gibt nur eine Instanz, die wirklich gerecht ist“, heißt es an anderer Stelle. Die große Conclusio: „Nicht alles, was recht ist, ist auch gerecht.“

Einer wirklich sinnvollen Auseinandersetzung mit den Vertracktheiten unserer Rechtsstaats, mit der Problematik, das für dessen Prinzipien manchmal Schuldige laufen gelassen werden müssen, will sich dieser Film entziehen. Nicht aus Haltung, nicht aus narrativ-künstlerischen Gründen, sondern aus Gründen der Vereinfachung. Und so wird eben die Dreieckskonstellation zum dramaturgischen Katalysator, weil man dem Zuschauer eine intelligentere Lösung nicht zuzutrauen scheint. Die politisch-gesellschaftliche Relevanz wird auf Soundbites verkürzt, die letzten Endes so einfach wie falsch sind.

Eine gewisse Faszination kann der Stoff nur selten offenbaren. Dann, wenn er auf wirklich berührende Momente setzt: Wenn der ehemalige Betriebsarzt einer ostdeutschen Firma, die im Zuge der Wiedervereinigung dicht gemacht wurde, Anwalt Vernau bei einem Glas Wein erzählt, wie furchtbar das war, als die Gefeuerten reihenweise den Freitod wählten und er falsche Diagnose auf die Totenscheine schreiben musste. Wenn die Mutter eines überfahrenen Kindes davon erzählt, wie entsetzlich das ist, wenn der Unglücksfahrer dafür keine Sühne leisten muss.

Das Problem ist nicht nur, dass das Stückwerk ist. Das Problem ist, dass man hier thematisch aufhört, dass man keine ebenso scharfe und berührende Gegenstimme zu Wort kommen lässt, keinen starken Kontrapunkt in das dramaturgische Geflecht einbaut, sondern aus diesen emotional aufgeladenen Szenen, sowohl den wenigen ge- als auch den vielen missglückten, die Haltung zur Juristerei ableitet. Wenn ein plakatives „Nicht alles, was recht ist, ist auch gerecht“ als thematische Leitlinie fungieren soll, hat man einiges an Potential verschenkt. Auch das engagierte Spiel von Jan Josef Liefers kann darüber nicht hinwegtäuschen.

Das ZDF zeigt «Die letzte Instanz» am Montag, den 20. Januar um 20.15 Uhr.
19.01.2014 13:19 Uhr Kurz-URL: qmde.de/68484
Julian Miller  •  Quelle: Inhalt: ZDF

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Auf Herz und Nieren Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer Die Klavierspielerin Die letzte Instanz Hammer & Sichl Mephisto Münster Tatort Tatort – Münster Wer ist Hanna?

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