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Die Kritiker: «Unheil in den Bergen»

Heimatmelodram oder Abrechnung mit Konservativismus und ländlicher Bigotterie? Der ZDF-Film entscheidet sich da nicht immer eindeutig.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: die film gmbh
  • Regie: Dirk Regel
  • Drehbuch: Claudia Kaufmann
  • Kamera: Philipp Timme
  • Producerin: Sophia Aldenhoven
Inhalt
Das radikale Abforsten der Alpenwälder lässt die Natur zunehmend aus den Fugen geraten; Erdrutsche, Steinschläge und Überschwemmungen reißen alles mit sich, was ihnen im Weg steht, und gefährden das ökologische Gleichgewicht der Alpen.

Toni Sterzinger hat schon immer für die nachhaltige Bewirtschaftung seines Waldstücks gekämpft. Auch wenn es um den gemeinsamen Hof, den er zusammen mit seiner Frau Theresa, Sohn Valentin und Tante Luise bewirtschaftet, finanziell nicht gut steht: Verkaufen will er den Wald nicht. Und schon gar nicht an seinen Vater Max, Besitzer des lokalen Sägewerks. Theresa macht ihrem Mann Vorwürfe, warum er nur so stur sein kann. Sie streiten. Toni verlässt wütend den Hof und kehrt nicht zurück.

In jener Nacht wütet ein heftiges Unwetter, bei dem die Brücke zwischen dem Waldgrundstück von Toni und dem seines Vaters zerstört wird. Überall Schlamm und Geröllmassen. Da man Toni nicht findet, schwanken Theresa, Valentin und Luise noch Wochen nach dem Unglück zwischen zwei Wahrheiten: Hat Toni die Familie nach dem Streit mit Theresa sitzengelassen, oder wurde er von der gewaltigen Lawine fortgerissen?

Max versucht Theresa davon zu überzeugen, dass sein Sohn sie sitzengelassen hat, und will ihre geschwächte Position ausnutzen, um an Tonis Wald heran zu kommen. Er braucht das Waldstück, um den Vertrag mit einem wichtigen Kunden zu erfüllen, andernfalls droht ihm eine Konventionalstrafe. Er setzt sogar seinen Geschäftsführer Georg Zübert, der schon immer starke Gefühle für Theresa hatte, auf seine Schwiegertochter an, um sie zum Verkauf zu überreden. Doch Theresa befürchtet, dass die unverantwortlichen Waldrodungen ihres Schwiegervaters jenen Erdrutsch verursacht haben. Sie will Toni nicht verraten. Sie wird unter keinen Umständen verkaufen.

Um Max am Abtransport der Bäume zu hindern, zündet Theresa eines Nachts die neu aufgebaute Brücke an. Max lässt daher zum Abtransport des Holzes eine provisorische Brücke mit Hilfe von übereinander gestapelten Rohren errichten und riskiert auch wegen der bevorstehenden Schneeschmelze auf den Berggipfeln eine Überschwemmung, die verheerende Folgen für das gesamte Dorf hätte. Bei den voranschreitenden Abholzungsarbeiten, die immer rabiatere Züge annehmen, wird die Leiche von Toni gefunden, die tatsächlich unter dem Erdrutsch begraben war.

Ein heraufziehendes Unwetter droht unterdessen den Wasserpegel im Fluss weiter zu heben. Theresa startet einen letzten Versuch, Georg davon zu überzeugen, Max aufzuhalten. Georg begreift in letzter Sekunde, auf welcher Seite er spielen muss, um die bevorstehende Katastrophe zu verhindern.

Darsteller


Brigitte Hobmeier («Ende der Schonzeit») als Theresa
Günther Maria Halmer («Anwalt Abel») als Max
Marcus Mittermeier («Samt und Seide») als Georg
Tim Bergmann («Tarragona») als Toni
Samuel Jung («Der Eisenhans») als Valentin
Gundi Ellert («Föhnlage. Ein Alpenkrimi») als Luise
Christian Hoening («Der Alte») als Alois Landmann

Kritik


Die Klischees sind weitgehend bekannt: Ausländische Waldarbeiter, pathetische Szenen an den großen dramaturgischen Wendepunkten, Gespräche über die finanziellen Schwierigkeiten beim betont bäuerlichen Stallausmisten, Filzhut tragende Männer, die Toni, und bemüht starke Frauen, die Theresa heißen. Willkommen in Tirol, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Doch trotz all diesen Staubfängern aus der Klamottenkiste verkommt «Unheil in den Bergen» selten zum verklärenden Landmelodram. Man zeigt die Intrigen, die sich in diesen pittoresken Berglandschaften abspielen, und das bigotte, hinterfotzige Gesindel, das mit seiner Mischung aus angewandtem Heuchlerkatholizismus und borniertem Konservativismus als Ideologie den Ton angibt.

Aber all das nur am Rande. Der Fokus liegt auf ambitionslos geschriebenen Familienzwisten, auf Binsenweisheiten wie „Erst stirbt der Wald und dann stirbt der Mensch“, auf der zumindest anerzählten Dreiecksbeziehung zwischen der ruinierten Witwe, dem russischen Holzarbeiter und der aufstrebenden rechten Hand des dubiosen Großindustriellen. Die offene Gesellschaftskritik bleibt beiläufig.

Dazu passt auch der Titel ganz gut: ein wenig plakativ, ein wenig nichtssagend, ein wenig pathetisch. Und ähnliche Schwankungen wie beim Inhalt sind auch beim Cast auszumachen: Günther Maria Halmer als alter süddeutscher Haudegen überzeugt in seiner Rolle des sozial degenerierten Holztyranns voll und ganz, Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier zumindest in den gelungeneren Szenen, während Marcus Mittermeier für das verwegene, mal grinsende, mal übertrieben verbittert guckende Melodram zuständig ist. Immerhin steht ihm der Tirolerhut ganz gut.

Das ZDF zeigt «Unheil in den Bergen» am Montag, den 2. September um 20.15 Uhr.
01.09.2013 12:31 Uhr Kurz-URL: qmde.de/65858
Julian Miller  •  Quelle: Inhalt: ZDF

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Anwalt Abel Der Alte Der Eisenhans Ende der Schonzeit Föhnlage. Ein Alpenkrimi Samt und Seide Tarragona Unheil in den Bergen

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