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Last-Minute-DVD-Geschenktipps zum Fest

Zu viel Stress in der Vorweihnachtszeit? Fehlen jetzt die Geschenke? Was sich TV-Macher und Filmnerds jetzt noch schnell unter den Baum legen sollten ...

Es gehört schon zur lieb gewonnenen Tradition, dass die Sender in der Weihnachtszeit Klassiker ausgraben, um zu vorgerückter Stunde – insbesondere den Single-Männern unter den Zuschauern – den Heiligen Abend bleihaltig zu versüßen. Dass die Quote hier immer recht ordentlich ist, liegt wohl auch daran, dass es sich um Filme handelt, bei denen das männliche Publikum hängen bleibt – fast verwunderlich ist es da, dass Sat.1 dieses Jahr auf seine Dosis «Stirb Langsam» verzichtet, was daran liegt, dass zwei Filme dieser Reihe erst im September zu sehen waren. Ähnlich geht es den weiblichen Zuschauen mit der x-ten Wiederholung von «Dirty Dancing» – wohlgemerkt, obwohl die "Special Anniversary Deluxe DVD Edition" im Schrank steht. Genauso dürfte es den männlichen Zuschauern mit dem vergessenen Robert-Rodriguez-Kracher «Faculty» oder dem Guility-Pleasure-Geheimtipp «Silverado» gehen.

Irgendwie hat jeder einen Film, der ihm immer in den Tagesplan passt. Der nicht schlecht wird, egal wie oft man ihn gesehen hat und egal, wie viele Fehler der Streifen hat. Und der einen ganz besonders gefangen nimmt/begeistert/in Sicherheit wägt. Einen Film, der an eine Zeit erinnert, in der man ihn gesehen hat und der ihm diese wohlige Wärme gibt, das alles gut ist. So lange es solche Filme gibt, kann noch so viel Müll in die Kinos gespült werden. Es gibt Hoffnung! Denn Johnny tanzt immer den letzten Tanz der Saison.

Doch was lockt den Fernsehsüchtling, der eh schon alles gesehen hat, an Heiligabend vor die Glotze? Oder den Fernsehmacher, der vom standardisierten Programmschema gelangweilt ist und satt auf der Couch hängt, um nach der Bescherung noch etwas für die Bildung zu tun? Die ein- oder andere Heimvideo-Veröffentlichung der zurückliegenden Wochen bietet sich hier ganz wunderbar an.

Zum Beispiel die 250-Millionen-Dollar-Brettspielverfilmung «Battleship». Es ist zwar allein der sicheren Regie von Handwerker Peter Berg («Hankock») und den grandiosen Schauwerten zu verdanken, dass «Battleship» nicht völlig – Achtung! – absäuft, aber hey: Wem bei den wuchtigen Zerstörungsorgien von «Transformers 3» das Wasser im Mund zusammen gelaufen ist, der wird auch bei «Battleship» seinen Spaß haben. Menschmaterial dient hier nur als emotionaler Grip zwischen Explosionen und Kanonendonner, wenn Halodrie Alex (Taylor Kitsch) die Welt retten muss. Vorher fängt er aber lieber in Kneipen Schlägereien an. Als er es wieder einmal übertreibt und im Knast landet, sieht sein Bruder nur einen Weg: „Du kommst zu mir in die Navy." Und schon kurze Zeit später ist Alex Offizier auf einem Zerstörer ... The American Dream. Als Alex während eines internationalen Manövers eine Schlägerei mit einem japanischen Kapitän anfängt, hat auch Admiral Shane (Liam Neeson) die Nase voll und will Alex aus der Navy werfen. Und das auch noch, bevor der um die Hand von Shanes Tochter Sam (Brooklyn Decker) anhalten konnte. Welch teuflisches Schicksal. Klingt bis hierhin eigentlich nach Neunzigerjahre-Kino des Produzentengespanns Simpson (RIP)/Bruckheimer. Doch bevor irgendwelche Konsequenzen greifen können, attackieren gigantische Raumschiffe die Flotte und verwickeln das Schiff von Alex in eine ebenso gigantische Seeschlacht.

Es hätte aber auch alles so schön sein können für Newcomer Taylor Kitsch. Gleich in zwei Mega-Blockbustern spielte er 2012 die Hauptrolle. Und beide schafften es nur mit Ach und Krach, ihre Budgets wieder einzuspielen. Was wohl bedeuten wird, dass Kitsch erst einmal wieder kleinere Brötchen backen muss. Hallo Arthouse. Wobei man zu seiner Ehrenrettung sagen muss, dass es nicht an Kitsch lag, dass «John Carter» und «Battleship» an der Kasse Probleme hatten. War bei «John Carter» ein unausgegorenes und unschlüssiges Marketing (Mit)Schuld, dürfte bei «Battleship» das formelhafte Drehbuch ein Hauptgrund für den nicht stattgefundenen Erfolg sein. Doch trotz der Negativpunkte ist «Battleship» ein runder Sommerblockbuster, der nichts anderes als unterhalten will. Mit einem guten Drehbuch hätte das auch noch etwas besser geklappt. So hat man dennoch zwei Stunden Effects-Overkill in Reinkultur. Und das kann auch Spaß machen.

Science Fiction-mäßig etwas mehr überzeugte hier das Guy-Pearce-Vehikel «Lockout». Nein, «Lockout» ist kein Superfilm, er ist einfach und schlicht gutes Sci-Fi-Actionkino. Und ja, Mastermind Luc Besson war schon origineller. «Die Klapperschlange», «Stirb langsam», «Demolition Man» und der vergessene «Fortress – Die Festung» standen ganz offensichtlich Pate beim ersten Spielfilm des Musikvideo- und Werbe-Regieduos Saint and Mather. Sie sind auch mit Besson für das Drehbuch verantwortlich und sollten sich das nächste Mal vielleicht nur auf die Regie konzentrieren. Und Besson auf das Produzieren. Denn Besson, der in einem Interview behauptet, pro Jahr mehrere Drehbücher zu schreiben, hat sein letztes gutes Script tatsächlich vor Jahren verfasst. Und je nachdem, wie die Ansprüche an den Autoren selbst sind, kann man tatsächlich pro Jahr locker sechs und mehr Drehbücher raushauen.

Doch Moment! Vergegenwärtigt man sich, dass «Lockout» ganz offensichtlicher Trash sein soll, sieht die Sache anders aus. Hauptdarsteller Guy Pearce, mit Christopher Nolans «Memento» und «L.A.Confidential» granatenstark durchgestartet und seitdem immer mal wieder einen guten Film zwischen seine Direct-to-Video-Produktionen schiebend, hat sichtlich Spaß, den Badass zu geben. Seine Sprüche sind zwar teilweise arg gewollt lustig, doch dafür gibt es auch immer wieder Ausreißer nach oben („Scheiße, die haben den Funk gestört.“, „Wer?“, „Die kleinen Funkfeen.“). Aber irgendwann hat man sich an das Geschwafel von Pearce gewöhnt und kann die Show genießen. Der Schwachsinn wird sogar immer besser, während er als CIA-Agent Snow versucht, die Präsidenten-Tochter aus einem Hochsicherheits-Gefängnis im Weltraum zu retten. Super für ihn (und das Publikum), so kann er auch gleich noch den Mörder eines Kollegen und Freundes finden und bestrafen. Ein dreiteiliges, vorbildliches Making of, mehrere Interviews und entfallene Szenen runden ein feines DVD-Package ab.

Aus dem Space, in dem dich niemand schreien hört, in die Eiseskälte auf Erden. Die Erwartungen an «The Grey» waren dank eines tollen Trailers groß: Eine Gruppe Männer, angeführt von «96 Hours» Berserker Liam Neeson, stürzt ab, um sich inmitten einer Eiswüste nicht nur mit dem schlicht existenziellen Überlebenskampf auseinanderzusetzen, sondern auch mit einem Rudel Wölfe. Dazu mächtig starke Bilder und ein Trailer-Ende, wie man es sich wünscht: Neeson bereitet sich auf den Kampf Mann gegen Wolf vor, indem er seine Fäuste mit Glasscherben präpariert. Puh! Und dass «The Grey» der erwartete Kracher wurde, ist nicht nur Liam Neesons Präsenz zu verdanken. Auch Regisseur Joe Carnahan und die Kamera sind stets nah am Geschehen und schaffen eine ausweglose Atmosphäre.

Epische Landschaftsaufnahmen feiern die Erhabenheit der unberührten Natur, die sich gegen den Menschen wendet. Regisseur Carnahan wechselt mühelos vom 100-Millionen-Dollar-Blockbuster «A-Team» zum verhältnismäßig kleinen Mensch-gegen-Natur-Actioner. Im Zentrum steht Neeson, der auch irgendwie als Einziger immer gut zu erkennen ist. Der Rest, so könnte man behaupten, ist schlicht Kanonenfutter. Leider müssen auch Standards wie „Wer hat dich eigentlich zum Anführer ernannt?“ abgefrühstückt werden. Doch das ändert nichts daran, dass «The Grey» erstklassige Unterhaltung für Action- und Thrillerfreunde ist. Auch hier ist das Bonusmaterial üppig ausgefallen: Diverse Featurettes, Deleted Scenes, Interviews und B-Roll sind schön anzusehen. Den Abspann sollte man übrigens nicht ausschalten, hier kommt am Ende noch eine hübsche Szene.

Ein weiterer Kracher erster Güte ist «Safe – Todsicher». Richtig gut ist er geworden, der Jason Statham. Der Mann, der pro Jahr in gefühlten zehn Filmen mitspielt, scheint sich nach einigen weniger gelungenen Streifen einen neuen Agenten zugelegt zu haben. War sein letztjähriger Film «Killer Elite» schon große Klasse, legt «Safe – Todsicher» noch eine Schippe drauf und bietet einige der furiosesten Schießereien und Kampfszenen (siehe hierzu auch den tollen «Contraband»!). Erfreulich, dass Statham nicht nur seine beeindruckende Physis zeigen darf (Männer können schließlich zugeben, wenn das Gegenüber einen guten Bizeps hat), sondern auch schauspielerisch glänzen kann. «Safe – Todsicher» ist sicher einer der fünf besten Statham-Filme! Und das will etwas heißen.

Als knallharter Mixed-Martial-Art-Fighter Luke Wright beschließt Statham, ein kleines chinesisches Mädchen vor den Tiraden, der Russenmafia und korrupten Cops zu beschützen. Großes, actionreiches Kino! Realistisch hart, immer mal wieder over the top und genau deshalb die ideale Abendunterhaltung für Fans. Der Low Budget Kracher wurde von Boaz Yakin (Drehbuch zu dem 89er «Punisher» mit Dolph Lundgren) mit eleganten Bildern ausgestattet (die Kamera führte der ehemalige Tim Burton-Spezi Stefan Czapsky, der auch «Ed Wood» drehte), mit tollen Wendungen versehen und atmet zu jeder Minute das Faible des Regisseurs für 70er- und 80er-Jahre-Action. Braucht man mal wieder richtig schöne Actionkost mit Retrotouch, führt an «Safe – Todsicher» kein Weg vorbei. Und auch das Bonusmterial der DVD weiß zu überzeugen. Neben einem sehr informativen Kommentar von Regisseur/Autor Yakin, gibt es mehrere Featurettes über die Stunts und die Action, sowie ein kurzweiliges Making of. Hier merkt man, dass die Leute hinter der Kamera mit Herzblut an der Arbeit waren.

Derber Humor und viele Popkultur-Referenzen liefert «Ted» aus dem Hause von «Family Guy»-Creator Seth MacFarlane. Sein erster Realfilm ist zwar nicht ganz so zeitlos geworden wie seinerzeit «Alles Routine» von «Beavis & Butthead»-Schöpfer Mike Judge, doch allein die Idee vom sprechenden Teddiebären, der mit seinem einstigen Spielkameraden (Marky Mark Wahlberg) kiffend und «Flash Gordon» schauend auf der Couch versumpft, ist mal was ... anderes. Dass Ted dann mit Wahlbergs-Freundin Mila Kunis um dessen 'Seele' kämpft und dabei allerhand Blödsinn passiert, ist dann zwar witzig, aber die Trefferquote ist bei «Family Guy» oder «American Dad» höher. Dennoch; Teds Vorstellungsgespräch bzw. seine folgenden Mitarbeitergespräche mit einem Supermarktchef sind weltklasse. Leider ist in Teds Fall die Blu-ray vorzuziehen. Denn nur dort gibt es Hintergrundinfos über die Dreharbeiten und die überzeugenden VFX, mit denen Ted Leben eingehaucht wurde.

Und was machen alle Horrorfans? Hier ist mit Dringlichkeit einer der besten Serien der zurückliegenden Jahre zu empfehlen: Die zweite Staffel von «The Walking Dead» wurde kürzlich ungeschnitten veröffentlicht. Und alleine die Szene, in der sich ein ausgehungerter Beißer durch die Windschutzscheibe eines umgestürzten Autos frisst, ist purer Horror und tolles FX-Fernsehen. Mit über 100 Minuten Bonusmaterial liefert die DVD-Box dem Fan einen wahrlich üppigen Bonusteil. In vielen kurzen Featurettes werden Produktion, Interviews und Make up unter die Lupe genommen. Nicht nur für den Fan ist das interessant, sondern auch für den Profi. «REC 3» ist übrigens auch sehr gut geworden. Das nebenbei.

Eigentlich sollte hier noch etwas über «The Cold Light Of Day» stehen, aber dieser formelhafte Reißbrett-High-Concept-Movie ist nicht zu empfehlen. Kerniger Kerl findet heraus, dass Paps beim CIA ist, Familie wird entführt und Kerl sucht sie in fremder Stadt. Einheimische Love Interest hilft ihm, ihre Freunde werden seine Freunde und zusammen macht man den Schurken Dampf. Wie oft noch? Alle 15 Minuten wird eine mögliche Hintertür zur potentiellen Fortsetzung nicht geöffnet, sondern direkt aufgesprengt. Selbst wenn man sich Mühe gibt, diesen Film gut zu finden, ist zu oft klar, was gleich kommt und warum. So viel Durchschnitt und eine weitere Kerbe an Bruce Willis' Bettpfosten für einen Film, in dem er gefühlte fünf Minuten Screentime hat und in denen er wohl mehr verdient als alle anderen Darsteller roundabout zusammen. Dann lieber eine der anderen DVDs unter den Weihnachtsbaum legen.
23.12.2012 08:27 Uhr Kurz-URL: qmde.de/61052
Renatus Töpke

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Tags

Safe Ted Battleship Walking Dead

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