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Der Fernsehfriedhof: Eine Show nur für Gottschalk

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 193: Thomas Gottschalks Zeitreise in seine eigene Vergangenheit.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der kleinen Sendung eines großen Moderators.

«Gottschalk & Friends» wurde am 28. Juni 2005 im ZDF geboren und entstand zu einer Zeit, als die Show «Wetten, dass..?» ohne «Superstar»- oder «DSDS»-Konkurrenz mit regelmäßig über 14 Millionen Zuschauern noch als unangefochtenes Flagschiff des deutschen Unterhaltungsfernsehens galt. Dank dieses Erfolgs erfreute sich auch ihr Moderator Thomas Gottschalk einer enormen Beliebtheit und verkörperte beinahe allein die aussterbende Spezies der großen Showmaster. Parallel dazu neigte er jedoch immer stärker dazu, über vergangene Zeiten, alte Bands und frühere Stars zu schwärmen. Und das nicht nur im Rahmen der Wettshow, denn im Jahr 2004 präsentierte er mit «50 Jahre Rock!» auch eine Retro-Reihe, die sich ausschließlich seinen Rockidolen widmete. Außerdem äußerte er auch immer wieder, dass er sich nach seinen frühen Radiojahren, den damit verbundenen Freiheiten und der geringeren Aufmerksamkeit sehnen würde. Ein Wunsch, den er mit seiner verhältnismäßig kleinen Sat.1-Show «Gottschalk kommt» bereits ausleben konnte und den er in den Folgejahren mit seinem Engagement bei Tele 5 und letztlich auch mit seiner Vorabendsendung «Gottschalk Live» noch einmal umzusetzen versuchte.

Zu seinem 55. Geburtstag erfüllte das ZDF seinen Traum mit der Produktion einer auf Gottschalk zugeschnittenen Showreihe. Eine Reihe, in der es nur um ihn und seine Vergangenheit ging. „Wir haben eine Art Zeitreise durch Gottschalks Leben geplant“, umschrieb der damalige ZDF-Unterhaltungschef Manfred Teubner den Rahmen der Show. Daher bestand ihr Konzept im Wesentlichen daraus, dass sich Gottschalk prominente Freunde und Wegbegleiter einlud, mit denen er über frühere Zeiten sprach. Unter anderem folgten Chris de Burgh, Brigitte Nielsen, Jerry Hall, Verona Pooth, Rudi Völler, Rudi Carrell, Dirk Bach, Elke Heidenreich, Marcel Reich-Ranicki, Günther Jauch, Robin Gibb, Chris Norman, Larry Hagman, Anna Netrebko, Ronan Keating, Olli Dittrich und alle «Formel 1»-Moderatoren seiner Einladung in das relativ kleine Set in den Kölner NOB-Studios. Mit Nena trat sogar eine Künstlerin auf, die zuvor noch nie bei «Wetten, dass..?» war, was Gottschalk selbst erst im Gespräch mit ihr erfuhr. Als Dauergast war zudem Mike Krüger, mit dem Gottschalk in den 1980er Jahren die «Supernasen»-Filme gedreht hatte, in jeder der 55-minütigen Ausgabe dabei. Er übernahm auf diese Weise quasi die Rolle eines Sidekicks. Zusätzlich gab es Einspielfilme und Studioaktionen, die alle mit Gottschalks Leben verbunden waren.

Der Moderator betonte im Vorfeld immer wieder, dass er lediglich plaudern und unter keinen Umständen journalistische Gespräche führen wolle: „Sie kommen, um einfach Spaß zu haben, und das ist auch meine Absicht bei dieser Sendereihe.“ Als Vorbild wollte er sich am „Show-Talk“ der amerikanischen Late-Night-Sendungen von David Lettermann und Jay Leno orientieren. Gleichzeitig erklärte er jedoch auch, die Show bewusst klein halten zu wollen. Als Sendeplatz wurde daher auch kein Slot in der Primetime, sondern am späten werktäglichen Abend gewählt, den er kurzzeitig von Johannes B. Kerner übernahm, dessen Show sich wiederum in der Sommerpause befand. Dennoch erzeugte die Produktion ein großes Medienecho. Das lag zum einen an der spektakulären Liste von hochkarätigen Stars, die eingeladen waren und die eine „kleine“ Show automatisch ausschlossen. Zum anderen war das Interesse der Medien an der Sendung auch Gottschalks Popularität und seinem Status geschuldet. Doch anstatt ihn zu loben, hagelte es von der Presse die obligatorischen Verrisse und ewig gleichen Vorhaltungen, dass er sich nämlich nur für sich selbst interessieren würde. Das mag zwar richtig gewesen und bei Shows wie «Wetten, dass..?» störend sein, war aber bei «Gottschalk & Friends» überflüssig, weil dies nun einmal Bestandteil des Konzepts war.

Trotz der medialen Aufmerksamkeit und der umfangreichen Gästeliste entpuppte sich das Ergebnis als harmlose, unspektakuläre und meist mäßig unterhaltsame Sendung. Einzig Oliver Pocher sorgte für einen kleinen Skandal, als er im Beisein von Mariah Carey, die ein sehr enges Kleid trug, fragte, was „Presswurst“ auf Englisch heißen würde. Entsprechend gering war auch das Zuschauerinteresse. Den Auftakt verfolgten beispielsweise nur 1,71 Millionen Menschen. Der Gesamtmarktanteil lag bei 11,4 Prozent. Auf diesem Niveau bewegten sich danach alle übrigen Ausgaben. Auch wenn niemals offizielle Quotenvorgaben kommuniziert wurden, schienen die erzielten Werte hinter den Erwartungen zurück geblieben zu sein, denn es gab in den späteren Jahren oder zu anderen Gottschalk-Jubiläen keine Fortsetzungen des Projekts mehr. Ein Grund dafür dürfte auch die Tatsache gewesen sein, dass Kerners Quoten auf dem Sendeplatz stets besser waren.

«Gottschalk & Friends» wurde am 08. Juli 2005 beerdigt und erreichte ein Alter von acht Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Thomas Gottschalk, der noch bis Ende 2011 durch die große Abendshow «Wetten, dass..?» führen sollte. Parallel versuchte er sich unter anderem mit «Musical Showstar» an alternativen Showkonzepten, die jedoch längst nicht so erfolgreich liefen. Im Januar 2012 übernahm er dann die „kleine“ ARD-Sendung «Gottschalk Live», die nach rund sechs Monaten vorzeitig beendet wurde. Ein großer Erfolg abseits des Showklassikers blieb ihm damit weitestgehend verwehrt.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einem musikalischen Wetteinsatz von Thomas Gottschalk.
31.05.2012 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/56991
Christian Richter

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Fernsehfriedhof

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