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Serienlexikon: «Castle»

Wenn ein hyperaktiver Schriftsteller auf eine toughe Mordkommissarin – trifft, sind Probleme vorprogrammiert. Seit Anfang 2010 strahlt kabel eins die an Formate wie «Edel & Starck» oder «Das Model und der Schnüffler» erinnernde US-Serie «Castle» aus. Nach anfänglichen Startproblemen, einer kurzzeitigen Absetzung und mehreren Unterbrechungen aufgrund schlechter Quoten erholte sich die Serie merklich und wird seit dem 02. März 2012 bereits in der vierten Staffel beim Münchner Sender ausgestrahlt.

Der Schriftsteller Richard „Rick“ Castle ist bekannt für sein Talent, die Verbrechen in seinen Kriminalromanen erschreckend realistisch darzustellen. Inspiriert von seinen Geschichten geschehen eines Tages Morde in New York, die exakt nach dem Muster ablaufen, wie Castle sie einst beschrieb. Somit entscheidet sich das New York Police Departement – kurz NYPD –, den Autor zur Erfassung des Täters zu Rate zu ziehen. Angeführt wird das zuständige Morddezernat von der eigenwilligen Kommissarin Detective Kate Beckett, die sich zunächst Hilfe von Castle erhofft, allerdings schnell feststellt, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden schwerer ist als gedacht. Denn die beiden sind sich zunächst gar nicht grün, und den lebhaften Autor im Auge zu behalten ist für Kate schwieriger als das berühmte Hüten eines Sacks Flöhe. Mit seiner kindlichen Begeisterung für die Ermittlungen raubt Rick Kate das eine oder andere Mal die Nerven, dennoch muss besonders das Morddezernat nach dem Abschluss der ersten Zusammenarbeit mit dem Autor feststellen, dass sich Castle durch seine genaue Beobachtungsgabe und die unkonventionelle, fast laienhafte Herangehensweise an die Ermittlungen als würdiger Mitarbeiter erwiesen hat. Kurzum erklärt der Schriftsteller die Kommissarin zu seiner Muse – und aufgrund seines guten Drahtes zum Bürgermeister darf Rick ab sofort bei der Ergreifung sämtlicher Mörder und Verbrecher dabei sein. Ganz zur „Freude“ von Kate, die sich von nun an der Hyperaktivität, aber auch dem Charme des Autors ausgesetzt fühlt. Doch die Zusammenarbeit trägt Früchte und gemeinsam scheinen Rick und Kate schon bald als ein unschlagbares Duo.

«Castle» weist dramaturgisch und vom Aufbau der Charaktere her deutliche Parallelen zu Formaten wie «Das Model und der Schnüffler» oder der Anwaltsserie «Edel und Starck» auf. Der Fokus liegt, neben der Aufklärung diverser Gewaltverbrechen, vor allem auf der Entwicklung der beiden Hauptcharaktere, gespielt von Nathan Fillion («Buffy – im Bann der Dämonen», «Desperate Housewives») und Stana Katic («Emergency Room», «24»). Das berühmte „Partner wider Willen“-Konzept klappt bei den beiden total unterschiedlich gezeichneten Figuren perfekt. Ganz nach dem Motto „Was sich neckt, das liebt sich“ schaffen es die beiden, ein durchgehend romantisches Knistern aufrecht zu erhalten, sparen aber auch nicht an gegenseitigen Bekundungen darüber, dass sich beide eigentlich gar nicht ausstehen können. Somit ist der Zuschauer, der generell Interesse an solchen Formaten hat, schnell dazu verleitet, von der ersten Folge an dran zu bleiben: Um zum Schluss endlich zu erfahren, ob sich beide kriegen, oder nicht. Einen weiteren roten Faden bildet die Geschichte rund um die Ermordung von Kates Mutter, die einst im Dienst als Anwältin erschossen wurde und deren Fall bislang nicht aufgeklärt werden konnte.

Solange die beiden sich allerdings noch nicht ihre Liebe gestanden haben, ist vor allem das Aufklären der Morde Hauptbestandteil der einzelnen, knapp 45-minütigen Folgen. Hierbei ist die Herangehensweise an die Verbrechen an sich nichts Neues. Doch dadurch, dass Castle kein gewöhnlicher Cop, sondern „lediglich“ Krimi-Autor ist, bekommt man als Zuschauer oftmals interessante Blickwinkel auf die jeweiligen Fälle vermittelt. Ebenso frischen Wind bringt in die Krimi-Thematik außerdem das gesamte Polizei-Team, welches für eine gewöhnliche Crime-Serie außerordentlich stark gezeichnete, interessante und vor allem überdurchschnittlich sympathische Figuren aufweisen kann. Dies gilt zum einen für das berufliche Umfeld der Protagonisten, zum anderen aber fast noch stärker für das persönliche – vor allem von Rick Castle, der unter einem Dach mit seiner Mutter (Susan Sullivan) und seiner Tochter (Molly C. Quinn) lebt und neben den beruflichen Problemen allerhand Privatsachen unter einen Hut zu bekommen hat. Beide spielen ihre Rollen als übervernünftige Tochter und exzentrische Mutter hervorragend und wurden zudem sehr gut gecastet – insgesamt macht die „Familie Castle“ einen äußerst stimmigen, „runden“ Eindruck. Das Umfeld von Beckett wird passend zu ihrer Rolle weit weniger detailliert dargestellt, sodass an Kate ein Schleier des Geheimnisvollen hängen bleibt.

Die Farbgestaltung wirkt im Vergleich zu anderen Crime-Serien sehr warm und passend zum Thema „Schriftstellerei“ oft kunstvoll detailliert angehaucht. Musikalisch finden sich auf dem mit dem Emmy-ausgezeichneten Soundtrack zur Serie Künstler wie P!nk, OneRepublic und die Pussycat Dolls wieder. Wie populär die Serie «Castle» in den USA ist, zeigen auch die Auszeichnungen beim People’s Choice Award 2012 in den Kategorien „Beste Krimiserie“und „Bester Hauptdarsteller Drama“ (Nathan Fillion). Dieser Preis jährlich von Zuschauern und Fans vergeben.

Gefallen finden dürften an der Serie Zuschauer, die interessiert sind an Krimis und Romantic Comedy. Und solche, die ein Fable für Wortwitz und spaßige Rededuelle, nebenbei aber auch Freude am Lösen von Kriminalfällen haben (durch die letztendlich immer naheliegenden Auflösungen macht das Mitraten, wer der Täter ist bei dieser Serie, richtig Spaß). «Castle» schafft es gekonnt, diese Elemente miteinander zu verbinden; abgerundet wird die Serie schließlich von dem durchgehend harmonisch zueinander passenden Cast.

Ein nettes Gimmick bietet das US-Format vor allem lesebegeisterten Zuschauern: Zwei der Bücher, die in der TV-Serie von Richard Castle fertiggestellt wurden, sind ab März auch auf Deutsch im Handel erhältlich. «Castle» zählt bislang vier Staffeln, eine fünfte ist aufgrund weiterhin guter Quoten in den USA wahrscheinlich. Auf DVD in Deutschland erhältlich sind derzeit drei der vier Staffeln. Seit dem vergangenen Freitag zeigt kabel eins die vierte Staffel der Serie im Free-TV.
09.03.2012 09:24 Uhr Kurz-URL: qmde.de/55415
Antje Wessels

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Castle kabel eins

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