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Zuschauer sind kein Klatschvieh!

Ich liebe einfache Dinge. Nehmen wir eine Thermoskanne aus Edelstahl. Geht nicht kaputt und hält das Getränk warm. Geht es noch perfekter? Wohl kaum. Perfekt verhält sich derzeit auch der amerikanische Late Night Moderator Jimmy Kimmel. Zum ersten Mal wirkt eine Aktion über das Internet so gewöhnlich und perfekt wie eine Thermoskanne.

Hier im Lande sucht man solche einfachen Ideen nur leider vergebens. Warum ist das so? Jimmy rief schon einige Male in seiner Show das Publikum dazu auf ihm Videos zu schicken. Seine Gagschreiber hatten sich lustige Aktionen ausgedacht und so präsentieren aktuell Eltern ihren Kindern die fürchterlichsten Weihnachtsgeschenke und nehmen die Reaktion auf. Mittlerweile wird der Zusammenschnitt daraus aus dem Fernsehen sogar auf zahlreichen deutschen Facebook-Profilen geteilt. Schmidt dagegen bastelt sicher gerade wieder eine Weihnachtsgeschichte mit Playmobil.



Ein Grund für diesen Erfolg? Jimmy macht daraus keine Mitmach-Event-Agentur-Aktion. Er nutzt einfach das neue Umfeld der Zuschauer. Ladet ein Video auf YouTube hoch. Damit ich es finde, nennt es bitte "Jimmy ich habe meinen Kindern ein fürchterliches Weihnachtsgeschenkt gegeben". In Deutschland undenkbar so nativ mit dem Internet umzugehen und es so ernst zu nehmen. Hier würde man eine Webseite bauen, eine Agentur beauftragen und alles verkomplizieren. Oder es ganz lassen und die Leute Postkarten schicken lassen. Oder wie Gottschalk viel zu großspurig Skype-Interviews! für das neue Format ankündigen. Zum Teufel. Skype ist Normalität. Meine Oma nutzt das. Er privat auch?



Viel wichtiger ist der komplett normale Umgang mit dem Internet im Fernsehen. Da muss kein Computer stehen um das Internet zu symbolisieren. "Haha! Dieses verrückte Internet..." . Natürlich twittert Jimmy Kimmel und hat auch Spaß daran. Steve Martin ist ebenfalls davon begeistert. Altmeister Don Rickles liebt es darüber mit seinen Fans zu kommunizieren. Hat man verstanden wie, so kostet es auch kaum Arbeit. Hier dagegen stellt man die Gags aus der Sendung erst am nächsten Tag auf die Webseite ohne die Möglichkeit diese tollen Sprüche anständing zu verbreiten. Oder haben Sie schon einen Gag von Raab, Schmidt, oder Welke im Netz gelesen? Die von Schmidt kamen von mir. Das ist den Leuten doch viel zu lästig. Steve Martin dagegen nicht. Er liebt es.

Doch das Beste daran? Für Jimmy und seine Show ist es kostenlos. Es geht um die Welt bis zu Quotenmeter und zu Ihnen. Es macht seine Sendung bekannter. Er bündelt die Videos aus dem Netz widerum für das Medium Fernsehen und zeigt somit auch widerum den enormen Stellenwert des eigenen Mediums auf. Denn bislang kann halt nur ein Aufruf im Fernsehen so viel Reaktion im Internet erzeugen. Hier liegt die Symbiose. Starten im Fernsehen, beschleunigen im Netz und zurück ins Fernsehen. Paul Potts hat diese Regel vor Jahren erfunden.

Und das Tolle daran? Verkauft man es gut und ehrlich, so danken es die Zuschauer. Sie sind nicht mehr nur Klatschvieh wie bei «TV total», sondern wirklich Teil dieser Showgemeinde. Sie machen nicht mit bei einer Aktion, sondern sind Teil der Familie. Jede erfolgreiche Show muss in Zukunft ein Netzwerk um sich scharen. Das Potential dahinter ist hier in Deutschland unbekannt und ungenutzt. Ich kann meine Zuschauer nämlich Dinge tun lassen. Ich kann mit ihnen in lustige Kriege ziehen und muss nicht mehr allein RTL stürmen. Hape Kerkeling hat es damals etwas unbeholfen mit der Horst-Schlämmer-Partei gezeigt. Ich kann mir als Moderator Hilfe holen. Was damit alles möglich ist! Unglaublich und mit guten Schreibern auch unglaublich lustig.

Wir dagegen lassen uns in Deutschland noch Postkarten schicken und wollen die Zuschauer möglichst weit auf Abstand zum Produktionsgebäude halten. Falsch!

Ihr

Rob Vegas
18.12.2011 14:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/53872
Rob Vegas

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Jimmy Kimmel Fernsehen Kolumne Rob Vegas Gottschalk Schmidt Quotenmeter Internet YouTube

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