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«Charlie's Angels»: Ein Serienremake, welches in den 70er Jahren feststeckt

Unzählige Klischees, gelangweilte Darsteller, öde Aufmachung. Warum das TV-Remake der 70er-Jahre-Serie in jeder Hinsicht scheiterte und an allen Ecken und Enden mit kreativen Problemen zu kämpfen hat

Es war lange Zeit ein Wunschprojekt im Hause ABC, und es dauerte eine Weile, bevor es die offizielle Serienorder gab. Eine Weiterführung des Franchises von «Drei Engel für Charlie» war für ABC schon in den 80ern ein Thema gewesen, als darüber philosophiert wurde, das Spin-off «Toni's Boys», welches als Backdoor-Pilot während der vierten Staffel der Originalserie getestet wurde, zu produzieren. Doch diese Pläne verfielen mit der Zeit – besonders nachdem «Drei Engel für Charlie» schon nach seiner fünften Staffel von ABC beendet wurde, als die Schwierigkeiten hinter den Kameras und zwischen den Darstellerinnen offensichtlicher wurde. Nach zwei nicht gerade von Kritikern geliebten Filmen, die den Anschein machten, als wären sie auf Crack gedreht und auf Speed im Schneideraum bearbeitet worden, gingen ABC und Produzentin Drew Barrymore wieder gemeinsame Wege, um eine TV-Adaption auf die Bildschirme zu bringen. 2009 gab es die ersten Anzeichen eines Remakes, nachdem Josh Friedman («Terminator: The Sarah Connor Chronicles») angefragt wurde, den Piloten zu schreiben. Doch offenbar waren die Verantwortlichen nicht begeistert, weshalb ein paar Monate später Al Gough und Miles Millar engagiert wurden, die zuvor mit «Smallville» und «Spider-Man 2» mit Superhelden Erfahrungen sammelten. Nun ist das Projekt endlich der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Der Eindruck und die Resonanz für das TV-Remake könnten kaum schlechter ausfallen...

Die Serienpremiere stellt uns Abby (Rachael Taylor), ehemalige Diebin, Gloria (Nadine Velasquez), ehemalige Soldatin, und Kate (Annie Ilonzeh), ehemaliger Cop, vor, die alle drei ihre zweite Chance im Leben nutzen, indem sie für den unbekannten Charlie als Undercover-Detektive arbeiten. Der plötzliche Tod von Gloria führt Charlies Engel zu ihrer nächsten Ermittlung: Warum wurde sie getötet und was hat die mysteriöse Eve (Minka Kelly) mit Glorias Tod zu tun? Schnell stellt sich heraus, dass Eve und Gloria eine Vergangenheit mit dem Menschenschmuggler Pajaro (Carlos Bernard) haben und Gloria deswegen getötet wurde. Jetzt sind die Engel in Pajaros Kreuzfeuer, und es liegt an ihnen und ihren Mithelfer Bosley (Ramon Rodriguez), ihre eigenen Leben zu retten und Pajaro auszuschalten.

Willkommen zurück in den 70er Jahren. In diese Zeit fühlt man sich zurückversetzt, wenn man die 42 Minuten des Piloten hinter sich gebracht hat. Während die beiden Filme immerhin durch ihren Witz, ihre schnelle Action und ihre Leichtigkeit noch unterhalten konnten, und sich in keiner Sekunde ernst genommen haben, macht das TV-Remake so alles falsch: Es versucht, die 70er-Jahre-Serie ins 21. Jahrhundert zu bringen, und den Stil der beiden Filme zu kopieren. Dass am Ende die Episode sich auch noch viel zu ernst nimmt, ist ein weiterer Fehler. Selbst die Originalserie setzte mehr auf die fehlenden Bras der Hauptdarstellerinnen, als eine logische Story abzugeben, doch das Remake will den Zuschauern eine Verbindung zu den neuen Actionheldinnen geben, indem eine von ihnen nach rund neun Minuten getötet wird. Dass nach elf Minuten alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen ist, Eve den Engeln vorgestellt wird und praktisch schon zum Team gehört, ohne den Charakter den Zuschauern vorzustellen, muss man sich fragen, was die Leute bei ABC dachten, als sie das Drehbuch gelesen haben und das fertig gefilmte Produkt vor ihren Augen hatten. Wirklich nichts passt zusammen, wirklich rein gar nichts ist angenehm zu beobachten. Als wären die Szenen des Drehbuches mit Eile heruntergedreht wurden, weil ABC darauf pochte, die Serie im Herbstprogramm aufzunehmen.

Es beginnt damit, dass wirklich jedes Klischee der Originalserie im Piloten durchgenommen wird. „Wir sind keine Cops, wir sind Engel“, sagt Kate am Anfang nach einer erfolgreichen Undercover-Operation. „Wir sind Engel, keine Heiligen“, sagt sie Momente später während einer anderen Operation. Und natürlich darf nicht der Moment fehlen, in dem Bosley dem neuen Engel Eve erklärt, warum Charlie seine Agenten „Engel“ nennt. Diese billigen Klischees wurden nicht mal in den beiden Filmen hochgejubelt, und erinnern ständig an die Originalserie – welche in der heutigen Zeit jedoch überholt ist und nur noch die Hardcore-Fans überzeugen könnte. «Charlie's Angels» ist von Grund auf falsch aufgebaut worden, und setzt zu sehr auf den Namen des Franchises, als etwas Neues zu bieten. Die Frische, welche «Battlestar Galactica» zu bieten hatte, sowie der Unterhaltungsfaktor von «Hawaii Five-0» sind in «Charlie's Angels» faktisch unauffindbar. Zu retten ist die Serie nur, wenn die Produzenten über den Tellerrand der 70er Jahre schauen und die Storys modernisieren.

Es ist jedoch nicht alles schlecht im Piloten. Die Action kann teilweise überzeugen, die Story ist noch einfacher zu verstehen als die Episodenhandlungen in «Hawaii Five-0» und überraschenderweise ist Bosley der scheinende Actionstar der Serie. Mit seinem Charme und koketten Szenen ist er eine weitaus interessantere Person als die drei Engel, während der weibliche Cast nicht so verkrampft wirkt, wie Gough und Millar ihre Charaktere geschrieben haben. Man könnte meinen, dass die drei Frauen die Schwächen des Drehbuches erkannt und mit Absicht keine großen Mühen in ihren Darstellungen gegeben haben. Zusätzlich gibt es Fanfavorit Minka Kelly im weißen Unterhemd zu sehen, und bekam die Chance, sich nach ihrem Cheerleader-Outfit in «Friday Night Lights» als Actiondarstellerin zu beweisen – was gegen Ende immerhin ganz nett aussah, so lange man nicht nach der Logik ihrer Handlungen sucht.

«Charlie's Angels» hat noch einen sehr weiten Weg vor sich, um als ernste Serienkonkurrenz angesehen werden zu können. Anfangen können die Produzenten mit dem stilistischen Szenenwechsel, welcher sich nicht entscheiden kann, ob er den standardisierten 16:9-Seitenverhältnis behalten, oder zum Widescreen-Format übergehen will. Fortsetzen können die Autoren damit, ihre Charaktere mehr glaubwürdiger und authentischer zu gestalten. Das würde schlussendlich auch dazu führen, dass die Autoren mehr Wert auf die episodenspezifischen Geschichten legen, welche auch definitiv mehr Spannung vertragen könnten. «Hawaii Five-0», um das andere 70er-Jahre-TV-Remake als Beispiel heranzuziehen, war schon in seiner Pilotfolge in der Lage, seine Ermittler glaubwürdig zusammenzupaaren, und deren Chemie in der Premiere wirken zu lassen. Und «Battlestar Galactica» hat es sogar geschafft, das Science-Fiction-Genre ein wenig neu zu definieren. «Charlie's Angels» hat dies in seiner ersten Stunde überhaupt nicht geschafft, und in diesem Zustand wäre es ein Wunder, wenn die Serie das Jahr 2012 erleben wird.
24.09.2011 09:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/52218
Christian Wischofsky

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Charlie's Angels

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