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Anne Will: ‚Nun sehr viel freier aufspielen‘

Am kommenden Mittwoch startet Anne Will in die neue Staffel nach ihrer Sommerpause. Im Zuge der neuen Talkshow-Offensive der ARD wird sie künftig mittwochs talken. Den traditionellen Sonntags-Sendeplatz erbt ab 11. September Günther Jauch. Quotenmeter.de sprach kurz vor der neuen Staffel mit Anne Will vorab über das neue Konzept ihrer Sendung, die Vielfalt der ARD-Talkshows und Quotenzahlen, die nicht lügen...

Frau Will, konnten Sie Ihre Sommerpause auch ein wenig genießen oder fiel sie doch sehr den Planungen für die neue Staffel zum Opfer?
Die konnte ich auf jeden Fall auch genießen! Wir sind bereits vor der Sommerpause mit einer klaren Vorstellung von unserer neuen Sendung in den Urlaub gefahren und sitzen nun hochmotiviert an der Feinarbeit.

Sie gehen jetzt immer mittwochs on air, sind somit vielleicht nicht mehr ganz so im Fokus als am Sonntag. Ist das nach so vielen Jahren möglicherweise auch eine Art „Wohltat“?
In der Tat muss man am Sonntagabend jede Menge feste Erwartungen erfüllen, wogegen wir am Mittwoch, auf einem sogenannten „ungelernten“ Sendeplatz, nun sehr viel freier aufspielen können – und auch dürfen. Da können wir Erwartungen noch wecken. Darauf freuen wir uns.

Sie waren als Nachfolgerin von Sabine Christiansen durchaus im Beschuss der Kritiker – manchmal sicherlich zu Recht, aber nicht immer. Gab es denn Dinge, über die Sie sich in der Zeit wirklich geärgert haben?
Zum Glück herrscht in unserem Land Meinungsfreiheit, da muss man auch mal aushalten können, wenn sich der eine oder andere mehr oder weniger fair an einem abarbeitet. Und da wir ja zugleich jede Woche um die vier Millionen Fans hatten, ließ sich das recht gut aushalten.

Diskussionspunkt war ja auch immer Ihre Quote – und da wird dann gerne der «Tatort» mit neun Millionen Zuschauern als Richtwert genommen. Klar, dass ein Polit-Talk diese Reichweite schwieriger halten kann… Waren Sie eigentlich stets mit den Werten zufrieden?
Diskussionspunkt? Immer? Wir waren mit unserer Quote, die ja von Jahr zu Jahr gestiegen ist, durchaus zufrieden. Nur der „Quotenmeter“ fand, glaube ich, bis zuletzt, alle Zuschauer müssten nach dem «Tatort» paralysiert bei der ARD kleben und damit also bei uns hängen bleiben. Die sind aber mündiger als Sie es ihnen unterstellen. Nach dem «Tatort» wird erst mal gezappt. Man kann am Sonntagabend zwar auf einen gelernten Sendeplatz setzen - überzeugen, dass es sich lohnt dranzubleiben, muss man den Zuschauer dann aber doch noch selbst. Und das ist uns, auch bei schwächerem Vorlauf, regelmäßig gelungen.

Schön, dass Sie das klarstellen. Nun bekommen Sie also den Mittwoch, einen Abend, an dem im Ersten seit dem Ende von Michel Friedman und Gabi Bauer nicht mehr getalkt wurde. Sie senden gegen Lanz und stern TV – haben Sie Respekt vor dieser Aufgabe?
Selbstverständlich, man sollte jede neue Aufgabe mit der angemessenen Menge an Respekt angehen - und mit großem Spaß.

Noch wenig bekannt ist das genaue Konzept – und die letztlichen Themen ihrer Sendung. Wie wird das „neue“ «Anne Will» nun aussehen?
Die „neue“ «Anne Will» beginnt zum Beispiel künftig immer mit einem Einzelgespräch, wird intensiver und persönlicher. In unserer ersten Sendung wollen wir uns angesichts revoltierender und randalierender Jugendlicher dem Thema „Wut im Bauch“ widmen. Und das werden wir ziemlich anders angehen als wir es an einem Sonntagabend getan hätten.

ARD-Chefredakteur Thomas Baumann sagte kürzlich in einem Interview, Ihre Gespräche sollen zukünftig mehr „in die Tiefe“ gehen – War das nicht schon immer der Anspruch eines Journalisten?
Thomas Baumann bezog sich sicher darauf, dass wir uns mit unserem neuen Sendungskonzept und bei 75 Minuten Sendelänge einzelnen Gästen künftig anders widmen können als wir das am Sonntagabend konnten.

Ist es eher ein Vor- oder Nachteil, wenn Sie zukünftig nicht mehr Sonntagabend als erste Talksendung die Themen der kommenden Woche setzten können?
Das macht für uns keinen Unterschied.

Fünf Talkshows im Ersten, im ZDF buhlen Markus Lanz und Peter Hahne um gute Gäste… befürchten Sie auch, dass es nun noch enger wird, an die interessanten Menschen der Woche heran zu kommen?
Eigentlich nicht. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir Woche für Woche eine interessante Sendung anbieten können – in der Hoffnung, dass die Zuschauer das auch so sehen.

Wie wollen Sie verhindern, dass die Zuschauer bei der Menge an ARD-Talkshows abendlich dieselben Themen und Gäste sehen?
Indem wir nicht dieselben Gäste einladen!

Wie muss man sich die angekündigte Talkshow-Koordinierung der ARD-Gäste vorstellen?
Ganz einfach: Wir stimmen uns in den Fällen, in denen es nötig ist, miteinander ab.

In der Wirtschaft belebt Konkurrenz das Geschäft – Gilt das auch für Talkshows?
Offensichtlich! Alle ARD-Talks haben in letzter Zeit an Zuschauern gewonnen. Wir haben uns also nicht gegenseitig kannibalisiert, sondern waren in unserer Vielfalt erfolgreich.

Haben sich die Themen der Polittalkshow in den letzten Jahren geändert? Oder anders gefragt: Finden buntere Themen heute Platz in Sendungen, die früher undenkbar gewesen wären?
Das hängt davon ab, was Sie unter „bunteren Themen“ verstehen. Dass sich die Talks mehr dem sogenannten „wahren Leben“ und gesellschaftspolitischen Fragen gewidmet haben, kann man sicher als Tendenz beobachten. Das hat mit der zunehmenden Kluft zwischen Politik und Bürgern zu tun.

Sie haben einmal gesagt, Sie wären happy, wenn Sie zwei oder zweieinhalb Millionen Zuschauer erreichen würden am Mittwoch. Da legen Sie die Messlatte aber ganz schön hoch, Markus Lanz hat das seit Juni in rund 25 Sendungen genau zwei Mal geschafft… Welche Erwartungen haben Sie in dieser Hinsicht?
Nee, ich sagte dem Tagesspiegel, auf den Sie sich vermutlich beziehen: So anderthalb bis zwei Millionen wären top. Das wünsche ich mir, und ein bisschen träumen wird man ja dürfen.

Das sowieso. Unsere letzte Frage, Frau Will: Wie verbringen Sie eigentlich ihre „neuen Sonntage“ – so ganz ohne Arbeit…?
Da werde ich das tun, was die meisten Menschen so an einem Wochenende tun: Ausspannen und mich am Leben jenseits der Arbeit erfreuen.

Vielen Dank für das Interview, Frau Will.
28.08.2011 09:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/51660
Benjamin Horbelt

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Anne Will

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