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«The Cube»: Moderne Langeweile

Am Freitag startete RTL seine neue Gameshow «The Cube»- inhaltlich wusste sich nicht wirklich zu überzeugen.

Am 22. August 2009 feierte «The Cube» unter dem gleichen Titel beim britischen Sender ITV seine weltweite TV-Premiere. Am Freitag war die futuristische Gameshow nun auch zum ersten Mal in ihrer deutschen Version mit Moderatorin Nazan Eckes bei RTL zu sehen, die ebenso wie das Original in London aufgezeichnet wurde. Das war dann auch der Grund, weshalb man ausnahmsweise einmal sagen konnte, dass die deutsche Ausgabe einer Gameshow genau so war, wie das ausländische Original. Es stellt sich dabei nur die Frage, ob genau so gut oder genau so schlecht.

Nun, zerlegt man den modernen „Würfel“ einmal in seine Einzelteile, fällt schnell auf, dass der Inhalt nur heiße Luft ist. Außen hui, innen pfui. So kommt es auch zu Stande, dass man fast alles Optische, Akustische und Visuelle der Sendung positiv bewerten kann und den Inhalt hingegen negativ darstellen muss.

Das Gute: Der Off-Sprecher, der dem Würfel seine Stimme verlieh, war die deutsche Stimme von «Dr. House», Klaus-Dieter Klebsch. Das passte deshalb so gut, weil der Würfel mit seinen Kandidaten oft ähnlich sarkastisch umspringt, wie der Serien-Arzt. Beispielsweise gab er einem Spieler, nachdem dieser den Vereinfachungsjoker gesetzt hatte, sagenhafte zwei Sekunden mehr Zeit. Die Inszenierung des Würfels ansich mit einem virtuellen Boden, ebensolchen Einblendungen und einer sich schnell von ihm wegdrehbaren Brücke, die zu der Moderatorenplattform führt, ist durchaus gelungen. Das Studio-Rund mit einem dezent in einem Leuchtpunktehintergrund versteckten Publikum bildet dazu einen passenden Rahmen. Die Titelmusik und Gewinnjingles sind einfach, aber einprägsam. Gut eingesetzte Lichteffekte runden die Präsentation der Show perfekt ab.

Nur ein visueller Aspekt sorgt nicht für Begeisterung: Die Zeitlupen in entscheidenden Momenten der Spiele. Sie nehmen die Dynamik und nerven mehr, als dass sie die Situation spannend machen. Außerdem kann man an ihnen sofort erkennen, dass die Show eine Aufzeichnung ist. Dabei ist doch gerade das die Kunst an jeder nicht live gesendeten Show, sie noch so live wie möglich wirken zu lassen (siehe z.B. «Wer wird Millionär?»). Zeitlupen gehören also während der Spiele nicht in Gameshows. An diesen Stellen wirken sie ebenso fehl am Platze, wie die Blue-Box-Kommentare bei der kabel eins-Version von «Fort Boyard». Sie stehen auch im krassen Gegensatz zum sonstigen Pragmatismus und der Schnelligkeit des Konzepts.

Zum Negativen: Die alles überstrahlende futuristisch-moderne Präsentation der Show lenkt viel zu sehr vom eigentlichen Spiel ab. Da fällt es dann auch gar nicht so auf, dass die einzelnen Spiele völlig belanglos und meistens auch nur wenig spannend sind. Kommen sie einem nicht schon aus irgendeiner anderen Sendung bekannt vor, so sind sie in der Regel weder unterhaltsam noch originell. Geschicklichkeits- und Gedächtnistraining stehen im Vordergrund, doch wenn die Kandidaten einschätzen müssen, wie lang zehn Sekunden sind, erinnert das an die Kuss-Szene in der «Traumhochzeit», wenn man sich die Lage eines blauen Quadrates merken muss, kommt man sich wie beim Hütchenspiel von Salvatore in guten alten RTLplus-Zeiten vor und müssen Tischtennisbälle nach Farben in einer gewissen Zeit sortiert werden, lässt «Die perfekte Minute» grüßen. Schließlich gibt es auch noch den „Heißen Draht“ aus der «100.000 Mark Show» im Fundus. Es haben sich die Spieleerfinder also wenig kreativ gezeigt. Hinzu kommt die übertrieben Länge der Sendezeit. Eine Stunde hätte bei diesen Spielen gereicht.

Die Kandidaten sind Durchschnitt, nicht zu überdreht, aber irgendwie trotzdem auch nicht richtig sympathisch. Das Zuschauergewinnspiel hätte ruhig von der Würfel-Stimme höchstpersönlich angesagt werden können, wenn Nazan Eckes vor den Werbepausen schon sagt, dass der „Cube“ nun auch für die Zuschauer eine Aufgabe bereit halten würde. Ach ja, und die Moderatorin selbst, die mit «The Cube» ihr Gameshow-Debüt gibt? Die moderiert ebenso langweilig, wie es die Sendung ist. Den menschlichen Aspekt, den sie in die Show bringen wollte, ja ausgerechnet den vermisst man an vielen Stellen, wenn die Emotion mal wieder der modernen Präsentationsform zum Opfer gefallen ist.

Man kann sich als Fan klassischer Gameshows also nur ärgern, wenn man für die Deutschland-Premiere von «The Cube» Teile des spannenden und unterhaltsamen Finales der «Perfekten Minute» versäumt hat. Während die Kock-am-Brink-Show in Sat.1 nämlich altbewährte Unterhaltung darstellt, ist die Eckes-Show bei RTL eher moderne Langeweile. Ein schönes Studio mit toller Technik kann eben noch lange nicht die inhaltlichen Schwächen seiner in ihm stattfindenden Sendung ausgleichen. Wer so einen Futurismus sehen will, sollte sich lieber eine Science-Fiction-Serie anschauen und wer dem eine gute Gameshow vorzieht, für den sollte RTL lieber das Geld für unnötige Modern-Shows («Die 100.000 Euro Show», «101 Wege aus der härtesten Show der Welt», «The Cube», etc.) einsparen und für eine moderne Version von klassisch Perfektem ausgeben. Vielleicht sollte der Sender mal den Würfel befragen, was er denn dazu meint…
30.04.2011 10:27 Uhr Kurz-URL: qmde.de/49330
Gregor Elsbeck

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The Cube

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