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Die Kritiker: «Rosa Roth: Das Angebot des Tages»

Story


Eine Frau stürzt in der Nacht aus ihrem Hotelfenster, und ein Mann verursacht mit seinem Wagen scheinbar ohne Grund einen spektakulären Verkehrsunfall. Während Annemarie Steiner, die auf der Hochzeitsreise ist, auf der Intensivstation mit dem Tod ringt, ist der Journalist Jean Reber mit einem gebrochenen Fuß davongekommen.

Die Fälle haben aber etwas gemeinsam, denn beide Opfer waren kurz zuvor Gäste des Restaurants "Fab Four". Und beide hatten sich das Angebot des Tages, ein Pilzgericht, bestellt. Wie sich herausstellt, waren in das Menü halluzinogene Pilze gemischt, deren bewusstseinsverändernde Wirkung, die mit starken Wahnvorstellungen einhergeht, erst mit zeitlicher Verzögerung einsetzt.

Rosa Roth und ihr Kollege Markus Körber denken zunächst an einen Sabotageakt, möglicherweise im Rahmen einer Schutzgelderpressung. Der Restaurantbesitzer Gregor Feilhaber, dem neben dem "Fab Four" noch weitere Musikkneipen gehören, gibt sich diesbezüglich eher wortkarg. Auch Chefkoch Marty und die Küchenhilfen aus Bangladesch leugnen, damit etwas zu tun zu haben. Interessant ist aber, dass Feilhaber bereits seit längerem einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt hat. Mit dessen Leiterin, der attraktiven Josie Loose, verbindet ihn mehr als eine Geschäftspartnerschaft. Feilhabers erwachsener Sohn Jörg und dessen Freundin Lydia arbeiten ebenfalls im "Fab Four".

Je tiefer die Ermittler ins Milieu des "Fab Four" eintauchen, desto schwieriger gestaltet sich die Jagd nach dem Unbekannten, der jederzeit und überall wieder zuschlagen könnte. Gregor Feilhaber, der in seiner Jugend ein begabter Musiker und später ein erfolgreicher Musikproduzent war, kennt Jean Reber, der inzwischen als Restaurantkritiker arbeitet, aus gemeinsamen Band-Tagen. Galt der Anschlag womöglich gar nicht dem Restaurant, sondern dem erbarmungslosen "Gastropapst" und ehemaligen Freund, und handelte es sich bei Annemarie Steiner nur um einen tragischen Kollateralschaden?

Auch das Verhältnis Feilhabers zu seinem Sohn scheint kein ganz unproblematisches zu sein. Und kann Feilhaber seiner Sicherheitsbeauftragten Josie so vorbehaltlos trauen, wie er das zu tun vorgibt? Wer ist hier Opfer und wer Täter? Doch der resolute Feilhaber ist niemand, der sich der Polizei anvertrauen würde. Genau das könnte ihm oder den Seinen am Ende zum Verhängnis werden.

Während sich Rosa Roth von dem kultivierten Restaurantkritiker Jean Reber zu einer pikanten Affäre hinreißen lässt, beginnen sich anderenorts die Ereignisse zu überschlagen. Am Ende werden zwei Tote zu beklagen sein. Und dann wird auch die Frage nach dem Täter überraschend beantwortet.

Darsteller
Iris Berben («Kennedys Hirn») ist Rosa Roth
Thomas Thieme («Die Tür») ist Markus Körber
Carmen Maja Antoni («Der Vorleser») ist Karin von Lomanski
Gunter Schoß («Tierärztin Dr. Mertens») ist Günther Zorn
Jan-Gregor Kremp («Richterin ohne Robe») ist Gregor Feilhaber
Kostja Ullmann («Groupies bleiben nicht zum Frühstück») ist Jörg Feilhaber
Peter Davor («Killerjagd. Schrei, wenn du dich traust») ist Marty

Kritik
Die neue Ausgabe von «Rosa Roth» weist durchgehend dramaturgische Schwächen auf. Es beginnt schon damit, dass zu Beginn der Folge die beiden tragischen Unfälle von Jean Reber und Annemarie Steiner und die daraus entstehenden Ermittlungsarbeiten von Rosa Roth und ihrem Kollegen Markus Körber zusammen mit der Restaurantgeschichte um das Berliner „Fab Four“ in denselben Sequenzen gezeigt werden. Dadurch wird der Täterkreis automatisch schon einmal deutlich eingeschränkt, sodass den gesamten ersten Akt über kein nennenswerter Spannungsbogen aufgebaut werden kann.

Und auch danach entwickelt sich die Geschichte nur schleppend. Es gibt eindeutig zu wenige Plot-Twists, da sich Drehbuchautor Thorsten Wettcke immer zu sehr in eher lappalienhafte Auseinandersetzungen zwischen Rosa Roth und Markus Körber, die zudem sehr abgedroschen geschrieben sind, und nichtssagende Handlungsstränge um Gregor Feilhabers Sohn Jörg und seine schwangere Lebensgefährtin Lydia verrennt.

Leider kann die Auflösung ebenfalls nur wenig überzeugen. Zu offensichtlich sind nämlich die Plantings, die den ganzen zweiten Akt über gestreut werden, als dass sich eine wirkliche Wendung als Conclusio vollziehen ließe. Gleichzeitig ist das Tatmotiv psychologisch gesehen recht schwachsinnig und alles spielt sich ab wie erwartet. Der Stoff an sich mag durchaus interessant sein, doch seine dramaturgische Umsetzung kann nicht überzeugen. Keine Twists, keine Wendungen, keine Spannung.

Ebenso haben sich zahlreiche Unplausibilitäten in der Story breitgemacht. Allen voran ist natürlich das Tatmotiv wenig originell gewählt und im Sinne der Nachvollziehbarkeit defizitär. Und bereits in den ersten Minuten erhält man als Zuschauer den Beweis, dass man in «Das Angebot des Tages» nicht allzu viel von Realismus hält. Denn nachdem die Rettungskräfte Annemarie Steiner für tot erklärt haben und bereits mit den eingetroffenen Polizisten über die Todesursache spekulieren, wacht diese plötzlich wieder auf. Was als imposanter Wendepunkt gedacht war, wirkt einfach nur bescheuert.

Die schauspielerischen Leistungen sind stets mindestens auf passablem Niveau, wobei Iris Berben ihre Rolle in allen Szenen voll und ganz im Griff hat. Doch «Rosa Roth: Das Angebot des Tages» von Regisseur Carlo Rola bleibt ein lascher Krimi ohne Spannung oder dramaturgischen Anspruch.

Das ZDF strahlt die Reihe am Samstag, den 18. September 2010, um 20.15 Uhr aus.
16.09.2010 11:19 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44605
Julian Miller

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Rosa Roth

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