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Serienlexikon: «Deadwood»

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Im wilden Westen wurde scharf geschossen, geflucht, gestritten und gepokert. Dass der Westen aber viel mehr war, erzählt die Serie «Deadwood» mit ihrer Geschichte der gleichnamigen Siedlung, in der nur das Recht des Stärkeren galt. «Deadwood» ist ein verkanntes Drama-Meisterwerk unserer Fernsehzeit.

Auch durch massiven Protest der Fans von «Deadwood» einigten sich der Sender und David Milch schließlich auf die Herstellung zweier Spielfilme zum Abschluss der Saga und zur Auflösung offener Handlungsfäden. Doch dazu kam es ebenfalls nicht, auch wenn monatelang beteuert wurde, dass sich die Filme noch auf dem Plan befänden. Im Herbst 2007 wurden die Sets der Serie abgerissen – somit war klar, dass «Deadwood» gestorben war. Nicht aufgrund mangelnden Erfolges, sondern wegen zu hoher Produktionskosten, geschätzten 5 Millionen Dollar pro Episode. Ein unrühmliches Ende für eine hochkarätige Serie. Und ein Tiefpunkt in der Geschichte des sonst vorbildlichen Networks HBO, das den Wegfall einstiger Hitprogramme wie «Sex and the City», «The Sopranos» und eben «Deadwood» erst jetzt mit dem neuen Erfolg «True Blood» allmählich kompensieren kann.

In Deutschland wurde die komplette Serie auf Premiere ausgestrahlt und ist damit wie in den USA nur im Pay-TV zu sehen gewesen. Kein deutscher Free-TV-Sender war bisher an der Sendung interessiert. Dass das Western-Drama-Konzept aber auch hierzulande funktioniert, zeigen die guten Verkaufszahlen der DVD-Boxen. Alle drei Staffeln wurden in Deutschland auf DVD veröffentlicht, weiterhin wurden Deluxe-Editionen mit der kompletten Serie hergestellt.

«Deadwood» ist so einzigartig wie die Geschichte der Stadt und seiner Bewohner. Die Serie hat einen unglaublichen Cast mit hervorragenden Schauspielern und einem Drehbuch, das trotz seines komplexen Konzepts perfekt funktioniert. Wer sich auf sie einlässt, bekommt mitreißendes Fernsehen, das anders ist als alles uns Bekannte. Und er bekommt mit der ersten Season eines der besten, wenn nicht sogar das beste Staffelfinale, das die TV-Welt je hervorgebracht hat. So wie «Watchmen» nur formal eine Comicserie ist, so wie «The Sopranos» nur formal eine Mafiaserie ist, so ist «Deadwood» nur vordergründig eine Westernserie. Auf den Punkt gebracht ist sie einfach hervorragendes Fernsehen mit spannenden, authentischen Geschichten und großartigen Bildern. «Deadwood» ist echt. Ein Privileg, das nur noch wenigen Serien zugestanden werden kann.
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19.09.2009 09:12 Uhr Kurz-URL: qmde.de/37355
Jan Schlüter

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Deadwood

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