Hinter den Kulissen der Premiere Bundesliga-Übertragung
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16.19 Uhr: Die Halbzeitanalyse mit Effenberg und Nickles beginnt – ein paar Meter weiter betritt Marc Hindelang den Dispatcherraum, den Raum, in dem alles zusammenläuft. Bei ihm ging nicht alles gut in der ersten Halbzeit – als beim Spiel Bielefeld gegen Frankfurt das erste Tor fiel, gab es einen kurzen Bildausfall – die Monitore zeigten lediglich ein grünes Bild. „Das ist irgendwie „Murphys Law“ scherzt er in der Pause. „Gerade wenn das Tor fällt, gibt es kein Bild. Das Bild ist mit jubelnden Fans zurückgekommen – da musst du dann erstmal schauen, warum die jubeln“, grinst er.
16.45 Uhr: Im Dispatcherraum laufen die Vorbereitungen von «ASAT» auf Hochtouren. Dort findet sozusagen eine zweite Konferenz-Schaltung statt – mit den Redakteuren vor den Stadien in den Übertragungswägen. Welche Spieler sollen als Interviewpartner angefragt werden – und noch viel wichtiger: Soll das, was sie letztlich sagen, direkt im Spielbericht zu sehen sein oder abgesetzt als zusätzlicher Beitrag?
16.53 Uhr: Aufregung in der Schaltzentrale. Roland Evers erklärte, die 1:2 Führung der Berliner in Bochum habe nicht gegolten. Verwirrung herrscht aber darüber, dass am kleinen Fernseher nebenan arena das Tor gelten lässt. Frage an den Ü-Wagen vor Ort: „War das ein reguläres Tor?“ Antwort: „Ja, klar.“ Über einen kleinen Knopf erfährt auch Roland Evers von seinem Faux-pas – entschuldigt sich für das Missverständnis bei den Zuschauern.
17.25 Uhr: Wolff Fuss und Michael Leopold kommen nochmals kurz in den Dispatcher-Raum, Fuß hat nicht viel Zeit, in wenigen Minuten beginnt der Spielbericht zu Schalke 04. Die Spielzusammenfassungen werden live kommentiert. Deswegen begibt sich Fuß wieder in seine Kommentatorenbox. Acht Container stehen in einer großen Lagerhalle – jeweils zwei übereinander. Sie sind recht geräumig – aber schlicht eingeräumt. Zwei Drehstühle, ein Tisch und vier bis fünf Monitore nebst technischem Equipment.
17.39 Uhr: Die Arbeit von Wolff Fuss ist beendet – Fuss geht nach draußen, zündet sich eine Zigarette an. Inzwischen ist es schattig geworden, dennoch ist es nicht kalt. „Jeder Fußballkommentator polarisiert“, erzählt er. „Dennoch ist es schön, wenn du weißt, dass die Mehrheit hinter dir steht.“ Es ist aber nicht nur die Mehrheit, die Wolff Fuß nahezu vergöttert. Ganze Foren sind voll mit großen Lobeshymnen. „Das ist schon der Wahnsinn“, lacht er. „Die Presseabteilung druckt mir das hin und wieder aus und ich bin eigentlich jedes Mal überrascht. Da schwirren sogar Soundfiles von Kommentaren von vor drei oder vier Jahren herum“, zeigt er sich erstaunt.
Mit seiner eigenen Leistung am heutigen Samstag war er zufrieden – er gibt aber zu, dass er sich hin und wieder über sich selbst ärgert. „Es ist nicht schön, wenn man aus einem Spiel rausgeht und dann letztlich bei strittigen Szenen doch zu einem anderen Schluss kommt, als während der Live-Übertragung.“ Besonders ärgerlich sei dies natürlich bei strittigen Schiedsrichterentscheidungen, die der Kommentator bewerten muss.
Seinen Kommentationsstil beschreibt er als „ausgewogen emotional“, aber „immer am Spiel orientiert“. Er fügt hinzu, dass dies nicht die einzig wahre Art zu kommentieren sei – im Gegenteil: „Die Konferenz lebt davon, dass wir alle anders sind. Der eine sachlicher, der andere sehr emotional“. Ein Kommentatorenproblem habe Deutschland nicht – „ganz sicher nicht“ – sagt er, kann aber trotzdem kein Vorbild für sich festmachen. „So etwas habe ich nicht,“ schüttelt der 30-Jährige mit dem Kopf. Erst als wenige Minuten später Uwe Morawe vorbeikommt, grinst er ihn an und sagt: „Ihn höre ich zum Beispiel gerne.“ Bevor Fuss zu Premiere kam, war er bei ESPN, beim DSF und beim Digitalkanal DF1.