Von «Akte X» bis «Taken»: Dem Genre Mystery auf der Spur
Seite 2
Wir schreiben das Jahr 1992. Das amerikanische Network FOX suchte eine neue Primetime-Serie mit ernstem Hintergrund. Zuvor war das Network eher durch Sitcoms wie «Eine schrecklich nette Familie» und den «Simpsons» aufgefallen. Da kam es gerade recht, dass der von NBC zu FOX gewechselte Drehbuchautor Chris Carter eine Idee zu einer Serie namens «X-Files» hatte. In den X-Akten werden ungeklärte Fälle des FBI gesammelt, in denen paranormale Phänomene eine Rolle spielen und die durch bekannte kriminalistische Vorgehensweisen nicht erklärt werden können Die Agenten Dana Scully (Gillian Anderson, rechts im Bild) und Fox Mulder (David Duchovny, links im Bild) untersuchen im Auftrag des FBI die mysteriösen Fälle.
Im März 1993 begannen dann die Dreharbeiten zu dem Pilotfilm und nachdem die Verantwortlichen bei FOX grünes Licht für eine Serienproduktion gaben, kam es ab September 1993 zur Ausstrahlung der Serie. Die Einschaltquoten konnten nicht sofort überzeugen, da die Serie Freitagabends um 21.00 Uhr gesendet wurde. Der Rerun der ersten Staffel im Sommer 1994 überholte die Quoten der Erstausstrahlung und spätestens ab diesem Zeitpunkt begann der Siegeszug von "one of the hotest Series in Television", wie Late-Night-Talker Jay Leno die Serie einmal beschrieb. Nicht nur in den USA entwickelte sich die Serie schnell zum Hit, auch in der restlichen Welt hatten Scully und Mulder schnell eine große Fangemeinde. In Deutschland begann ProSieben am 5. September 1994 mit der Ausstrahlung und bis heute ist «Akte X» die erfolgreichste US-Serie des Senders. 5 Millionen Zuschauer waren keine Seltenheit – Werte, von denen ProSieben heute nur noch träumen kann.
1998 folgte der Kinofilm «Akte X – Der Film», was eher ungewöhnlich war, denn die Serie war noch mitten in der Ausstrahlung. Der Film basierte auf den ersten fünf Staffeln, lief allerdings in Deutschland wegen der synchronisationstechnisch bedingten Ausstrahlungsverschiebung bereits nach der vierten Staffel. Es kommen immer wieder Gerüchte um einen zweiten Film auf, aber bislang wurde nichts Konkretes verlautbar. 2001 zog sich David Duchovny aus der Serie zurück, absolvierte allerdings weiterhin Gastauftritte, um den roten Faden aufrechtzuerhalten. Scully wurden die von Robert Patrick und Annabeth Gish gespielten FBI-Beamten John Doggett und Monica Reyes zur Seite gestellt. In der achten Staffel sanken die Quoten – bedingt durch Mulders teilweisen Ausstieg – rapide ab. Ab der neunten Staffel konnten die Einschaltquoten gar nicht mehr überzeugen, sodass sich FOX entschloss, die «X-Files» zu schließen. Immerhin trat David Duchovny in den letzten zwei Episoden, die FOX als Doppelfolge am 19. Mai 2002 sendete, noch einmal auf. Obwohl Chris Carter wusste, dass es die letzten Episoden sein würden, ließ er «Akte X» mit einem Cliffhanger enden. Sogar zu einem Gastauftritt bei den «Simpsons» in „Die Akte Springfield“ hatten es Scully und Mulder gebracht. Insgesamt wurde die Serie für 141 Preise nominiert, davon räumte sie 61 ab. Darunter 16 „Emmys“ und den „Golden Globe“.
1997 erweiterte ProSieben seine Mystery-Schiene mit «Outer Limits», eine Neuauflage der gleichnamigen 60er Jahre Serie. Die Serie besteht, wie «Twilight Zone», aus Einzelepisoden.
«Outer Limits - Die unbekannte Dimension» appelliert an die Vorstellungskraft der Zuschauer: Das Unfassbare lauert hinter der vertrauten Realität, das Sichtbare birgt Rätsel und ist voller Abgründe. Ob Invasionen aus dem Weltall oder parapsychologische Phänomene, immer werden Grenzen überschritten, neue Dimensionen eröffnet. Da jede Folge eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, treten in jeder Folge andere Schauspieler auf. Darunter befinden sich so bekannte Schauspieler wie Charlton Heston, Kim Cattrall, Alyssa Milano und Robert Patrick. Die Serie ist ebenfalls bekannt für eine Art Erzähler, der zu Anfang ein paar einleitende Worte und zum Ende ein meist tiefgründiges Schlusswort spricht. In den US-Folgen war der Schauspieler Kevin Conway der Sprecher. Jedoch beinhaltete die Serie einen größeren Anteil an Science-Fiction-Elementen, als zum Beispiel «The Twilight Zone». Fans lobten vor allem, dass man nie im Voraus wusste, wie eine Geschichte enden würde. Manchmal starb der Protagonist am Ende, manchmal der Rest der Menschheit – und manchmal nahm die Geschichte einen glücklichen Ausgang. ProSieben zeigte allerdings nur die ersten sechs Staffeln, 2004 strahlte kabel eins noch die letzte Staffel aus.
Durch den Erfolg von «Akte X» beauftragte FOX Chris Carter eine zweite Serie zu entwickeln. Das erste Projekt hieß «Millennium». Die Serie sollte deutlich düsterer werden als «Akte X». Ex-FBI-Lieutenant Frank Black (Lance Henriksen) hat sich mit seiner Familie nach Seattle zurückgezogen. Doch seine Fähigkeit, sich in die Psyche krankhafter Mörder hineinzuversetzen und deren Bluttaten vor seinem inneren Auge ablaufen zu lassen, lässt ihn auch dort nicht zur Ruhe kommen. Schnell ist er wieder in die Jagd auf grausame Serienkiller verwickelt, von denen es auch einer auf ihn abgesehen hat. Er stellt seine Fähigkeit in die Dienste einer geheimen Millennium-Gruppe, die davon überzeugt ist, dass düstere Prophezeiungen für das nahe Ende des zweiten Jahrtausends paranoide Serienkiller anstacheln. Zwar konnte der Pilot in den USA im Oktober 1996 auf Anhieb 17,1 Millionen Zuschauer fesseln und die Kritiken ("«Das Schweigen der Lämmer» für den Bildschirm"(TV Guide), "intelligent gemacht, gut gespielt, fesselnd - die beste Serie des letzten Jahres" (Variety)) waren ebenfalls sehr gut, dennoch war die erste Staffel kein Publikumserfolg.