Im Winter 2024 wanderten Sonja Zietlow und Jan Köppen wieder aus – und führten zu den Festspielen im Bereich Reality. Das muss weitergehen, meint Fabian Riedner.
Seit 20 Jahren fliegt RTL mit Sonja Zietlow und nach Dirk Bach und Daniel Hartwich ihrem inzwischen dritten Co-Moderator Jan Köppen mit Unterbrechungen in den australischen Dschungel. Im ersten Jahr waren die Verantwortlichen der Programmplanung so begeistert, dass 2004 gleich zwei Staffeln realisiert wurden. Nachdem Deutschland in einer Wirtschaftskrise steckte, musste der Ausflug nach Australien sogar pausieren.
Fortan hieß es jedes Jahr: «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» – mit einer kleinen Unterbrechung. Zietlow und Hartwich sprachen noch im Januar 2020 über die riesigen Buschfeuer auf dem Kontinent und man ging der Frage nach, ob man bei so einer Tragödie überhaupt in den Dschungel reisen könne. Damals war noch nicht klar, dass Australien für zwei Jahre gesperrt werden würde. Die Corona-Pandemie sorgte für einen Tiny-House-Dschungel in Hürth, der weniger Menschen bewegte als Tanja Schumann sich in der achten Staffel.
Seit dem vergangenen Jahr dreht ITV Studios mit Hilfe ihrer englischen Kollegen wieder in Murwillumbah. Das Teilnehmerfeld, das Anfang Dezember mit Heinz Hoenig und Cora Schumacher aufgedeckt wurde, schien zunächst recht harmlos zu sein. Kurz vor Silvester 2023 ließ RTL die übrigen Teilnehmer aus dem Sack, die vor allem durch Reality-TV-Teilnehmer Kim Virginia Hartung («Temptation Island»), Mike Heiter («Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promipaare»), Fabio Knez («Are You The One?») und Anya Elsner («Germany’s Next Topmodel») recht austauschbar klang. Teilweise wurde gar das Casting von Heiter und Knez als Doppelrolle mokiert.
Dabei begann die Staffel doch sehr spannend: Die Ex-Frau von Ralf Schumacher, Cora, ebenfalls bekannt durch zahlreiche Reality-TV-Shows, packte mit privaten Details zu Oliver Pocher aus. Außerdem deutete sie immer wieder an, dass sie sich dem Schumacher-Clan beugen musste. Dieser – in Form ihres Ex-Mannes und dem vor Jahren verunglückten Michael mitsamt Familie – ließ sich aber auf das Spiel nicht ein. Für den Zuschauer waren diese Details dennoch ausgesprochen spannend.
Anders kann man auch nicht Cora Schumachers Auszug bewerten, der am Sonntag, den 21. Januar, in «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» besprochen werden sollte. Unter der NFL- und Dschungellast brachen die Server von RTL Deutschland zusammen. Der Gossip hat gezündet. Der peinliche Server-Absturz wurde auch nicht totgeschwiegen, sondern die Autoren und Moderatoren verhöhnten sich und ihren Arbeitgeber in gewohnter «IBES»-Manier. Hier können sich ProSieben und Matthias Opdenhövel («The Masked Singer») gerne eine Scheibe abschneiden.
Die gesamte Crew in Australien liefert einen verdammt guten Job ab. Aufgrund der NFL-Übertragungen dauerte das Camp am Sonntagabend nur 30 Minuten. Auf der Brücke riefen Sonja Zietlow und Jan Köppen nur „Raus“, ehe eine High-Speed-Sendung produziert wurde. Das führte dazu, dass Leyla bei der Dschungelprüfung-Auswahl fragend in die Kamera starrte, ob das denn Zietlows und Köppens ernst gewesen sei, so schnell wie die beiden Moderatoren das Camp wieder verlassen hatten. Die frühere «Bachelor»-Kandidaten wusste scheinbar nicht, dass RTL auf die Tube drückt. Zugegeben: Bei der ersten Schnelldurchlauf-Sendung lief nicht alles glatt, schließlich wurde der Auszug von Cora Schumacher kurz vor der Show nicht wirklich thematisiert. Eine gute Quote hatte dann aber eben nicht nur der Sonntag, sondern vor allem auch die Montagssausgabe.
Einen Tag später, die Server liefen wieder, machten sich die Baumhaus-Moderatoren über ihren Heimatsender lustig. Statt der Titelmelodie lief ein Internetrauschen, ein Netzwerk-Kabel war am Tisch zu finden. Das sind die Momente, die den Dschungel so unfassbar unterhaltsam machen. Ohnehin sind die Moderationstexte der beiden Front-Akteure ein Gaumenschmaus, bei denen der Zuschauer gebannt auf den nächsten Höhepunkt wartet. Die Gag-Dichte dieser Reality-Sendung ist höher als bei der Karnevalsshow «Fastnacht in Franken»!
Heinz Hoenig musste am Dienstag aus gesundheitlichen Gründen gehen, sonst wäre er vermutlich noch Dschungelkönig als stiller Cowboy geworden. Kim streitet mit Mike, die jungen Zuschauer sehen endlich eine Fortsetzung der Social-Media- und Reality-Show-Fehde. In Köln und im Dschungel ist man entzückt, die jungen Zuschauer haben RTL wieder für sich entdeckt.
Schon vor dem Finale lichtet sich das Feld: Sarah Kern hat nicht ihre Krallen ausgefahren und musste deshalb nach Cora als Zweite gehen. «Topmodel»-Gesicht Anya Elsner vollführte keine Wandlung wie einst Larissa Marolt, der Auszug war ihr sicher. Fußballer David Odonkor blieb in seiner Leistung zu blass und fiel zum Schluss mit seltsamen T-Shirt-Forderungen auf, weshalb der Fernseh-Schiri die rote Karte hob. Felix von Jascheroff musste am Mittwoch gehen. Nachdem sich zwischen Mike und Layla eine Romanze entwickelt, musste nun Kim Viriginia Hartung gehen. Am Wochenende werden die Reality-Stars plus «No Angels»-Star Lucy unter sich das Game ausmachen.
Strahlender Sieger ist allerdings der Privatsender RTL, der in den vergangenen zwei Wochen die Promi-Schlagzeilen schrieb. Zwar verbucht «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» keine Reichweiten mehr wie vor zehn Jahren, dafür dauert der tägliche Dschungel mit inzwischen mindestens zwei Stunden (plus «Die Stunde danach») zu lange. Und inzwischen sind Reality-TV-Shows wie Sand am Meer zu finden. Am Ufer überstrahlt aber noch immer der RTL-Leuchtturm jegliche Konkurrenz.
«Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» ist noch bis Sonntag bei RTL zu sehen. Alle Folgen sind streambar bei RTL+.
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