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«Ein Regenbogen zu Weihnachten»: Fan-Service für X-Mas-Fans

Alle Jahre wieder braucht es ein wenig weihnachtliche Unterhaltung. Schöne Menschen bewegen sich in Schneelandschaften auf ein garantiertes Happy Ending zu. Der Wege ist das Ziel, denn wir wissen, am Ende siegt immer die Liebe.

Ein Regenbogen zu Weihnachten

  • Buch: Christoph Silber
  • Schnitt: Ulrike Leipold
  • Kamera: René Gorski
  • Kostüme: Teresa Grosser
  • Musik: Gert Wilden jun.
  • Regie: Esther Gronenborn
  • Szenenbild: Detlef Provvedi
  • Ton: Pavel Bělohlávek
  • Besetzung: Jasmin Gerat, Maximilian Brücker, Sabine Vitua, Spohie Paasch, Louis Eitner, Maisie Anna Navina Tipango, Petra Michelle Nérette, Andrea Guo, Julia Wulf
Wenn es in den USA ein Filmgenre gibt, das zu Weihnachten TV-Produzenten glücklich macht, ist es die Weihnachts-Romanze. Hallmark ist ein Name, der geneigten TV-Freunden möglicherweise als Erstes in diesem Zusammenhang einfällt. Aber selbst die Billigheimer aus dem Hause The Asylum mischen in den USA kräftig auf diesem Markt mit. Was nicht verwundert. Filme dieser Art sind günstig zu produzieren, schließlich lassen sich Kulissen und Drehbücher x-fach wiederverwerten, denn die Storys ähneln sich schon immer ein wenig (jenseits der Prinz- und Aschenbrödel-Weihnachtsstorys, die noch einmal ein eigenes Subgenre darstellen). Eine gestresste, erfolgreiche Großstadtfrau trifft (vielleicht bei einem Familienbesuch in der Provinz, der sie eigentlich entkommen wollte) einen bodenständigen Kumpeltypen (der aber schon fesch ausschaut). Ihr erstes Zusammentreffen verläuft eher suboptimal, es kommt zu einem zweiten Treffen, schon ist man sich ein bisschen sympathischer und am Ende steht ein Leben in trauter Zweisamkeit!

Dass hierzulande das ZDF diese großen Gefühle beherrscht, ist bekannt. Sonntags, wenn die Queen der Romantik, Rosamunde Pilcher, zum Fest der Liebe nach Cornwell einlädt, ist garantiert, dass am Ende einer dramatischen Tour de Force der Gefühle zwei füreinander bestimmte Menschen in den Sonnenuntergang am Horizont einer wunderbaren, gemeinsamen Zukunft entgegenblicken.

«Ein Regenbogen zu Weihnachten» ist zwar keine Rosamunde Pilcher-Verfilmung, aber zwei füreinander bestimmte Menschen finden das große Glück. Dies ist schließlich ein ZDF-Weihnachtsfilm. In einem solchen Film liegt man sich am Ende in den Armen und geht keine getrennten Wege. Nein, nein, die Frage lautet nur, wann und wo Amors Pfeil einschlagen wird, obschon …

… man in Deutschland schon ein wenig progressiver an die Sache herangehen kann als in den doch etwas prüden USA. Natürlich gerade so progressiv, dass es das Publikum nicht verschreckt. Die Ausgangssituation ist daher ein kleines wenig anders als in vergleichbaren Hallmark-Werken, denn Nicole und Martin sind keine Kinder von Traurigkeit, was in ihrem Fall bedeutet: Sie haben längst eine Affäre – bevor es dazu kommt, dass Nicole auch einmal Martins Kinder kennenlernen darf!
Solch eine Reihenfolge der Geschehnisse würde Hallmark nie zulassen!

Aber alles der Reihe nach. Nicole befindet sich in einem ICE auf dem Weg nach Hause als ein medizinischer Notfall eintritt. Ein Mann ist zusammengebrochen. Nicole ist zwar Tierärztin, aber natürlich leistet sie erste Hilfe. Der Reisende, Martin, erwacht als sie ihn in eine stabile Seitenlage dreht und – es ist Liebe auf den ersten Blick. Von seiner Seite aus. Definitiv. Was geschehen ist, lässt sich einfach zusammenfassen: Stress. Martin ist Witwer und Vater zweier Teenager; seinen Lebensunterhalt verdient er mit einem Onlinehandel, daher arbeitet er viel. Gleichzeitig will er den Kindern Vater, Mutter und guter Freund sein. Auf jeden Fall kann er Nicole nicht einfach gehen lassen (Liebe auf den ersten Blick halt!) und bald – haben die beiden tatsächlich eine Affäre (die Inszenierung fasst all dies erstaunlich kompakt zusammen und vertraut, man traut es sich kaum aufzuschreiben, auf die Intelligenz der Zuschauerschaft, die schlau genug ist, die fehlenden Handlungssegmente, die ihre Affäre betrifft, für sich zusammenzusetzen!).

Schließlich steht Weihnachten vor der Tür und ihre Affäre – steht vor einer Herausforderung. Martin nämlich denkt irrtümlicherweise wegen einer etwas flapsigen Bemerkung von Nicole, dass diese keine Kinder mag. Was diese abstreitet. Nur weil sie keine eigenen Kinder hat und nie verheiratet war, heißt das doch nichts! So kommt es zum ersten Zusammentreffen, während dessen Sohn Kris sich lieber der Playstation widmet und Tochter Juli Nicole erst einmal in einem Wednesday Addams-Outfit und einer zur Weihnachtszeit eher semi-passenden Halloween-Deko nervt. Oder nerven möchte, denn Nicole agiert eigentlich recht cool. Dennoch verläuft das erste Treffen nicht wirklich optimal und dann will Nicole auch nicht unbedingt mit nach Tschechien in den den vom treusorgenden Vater organisierten Familienurlaub im Schnee! Allerdings kommt es etwas anders, denn – Nicole hat auch ihr Bündel zu tragen: Und das ist ihre Mutter, eine das Patriarchat bekämpfende Früh-Sechzigerin, die eigentlich ganz stolz darauf ist, dass ihre Tochter – mit eigener Praxis – so etwas wie einen Kerl nicht nötig hat.

Kampf den alten Familienbildern!


Aber bitte, dies sind immer noch das ZDF und der Sonntagabendsendeplatz, da darf etwas Traditionalismus zelebriert werden. Für alles andere gibt es X als Netzwerk der Antigefühle. So packt Nicole kurzerhand ihr Bündchen und flüchtet regelrecht nach Tschechien.

Ist es ein Spoiler zu verraten, dass es im Folgenden darum gehen wird, dass Nicole sich irgendwie mit den Kindern arrangieren möchte, um einen Platz in ihrem Leben einzunehmen, weil Martin schon ein Netter ist? Er ist kein Naturbursche wie seine Pendants der Hallmark-Filme, welche sixpackgestählt vor dem Frühstück erst einmal einen Mammutbaum zum Aufwärmen pfählen. Sixpack ist für Martin wohl eher Dosenbier im Sechserpack. Dafür bringt er innere Werte in die Beziehung ein - als der nette Typ von nebenan.

Was folgt ist eine vorhersehbare Geschichte über Menschen, die einander auf einer für sie ganz neuen emotionalen Ebene näherkommen. Ein Feelgood-Movie, das auf allzu viel Überraschungen und große Aufreger verzichtet.

Um eines klar zu sagen: Wer diese Art von Filmen mag, wird bedient. Wer nichts mit ihnen anfangen kann, wird auch über diesen Film vermutlich nur den Kopf schütteln. Egal, welcher Fraktion man am Ende selbst angehören mag: Irgendwann ist es Weihnachten und zwei Herzen schlagen im Takt, denn das Leben ist Liebe, ihr Narren, Liebe!

Am Sonntag, 17. Dezember 2023, 20.15 Uhr, ZDF
16.12.2023 11:27 Uhr Kurz-URL: qmde.de/147523
Christian Lukas

super
schade


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