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«Willkommen auf Eden»: Psychopathin trifft Psycho-Kids

Der Streamingdienst Netflix hat eine neue Staffel gelauncht. Das Drama könnte das neue «Lost» werden, dann kamen die neuen Folgen hinaus.

Der Jahrtausendwechsel war in vielen Genres der Höhepunkt des Fernsehens. Vor allem Masterminds wie J. J. Abrams und seine Crew durften sich mit Dramen wie «Lost» austoben. Während sich Jeffrey Lieber auf Formate wie «Miami Meddical», «Necessary Roughness» und «NCIS: New Orleans» konzentrierte, entwickelte Damon Lindelof spannende Projekte wie «The Leftovers» und «Watchmen».

Seit «Lost» gab es keine wirkliche Mystery-Serie, die auf einer Insel spielte. Das Young-Adult-Drama «Willkommen auf Eden», kreiert von Joaquín Górriz und Guillermo López Sánchez, begann als Partyserie auf einer Insel. Doch auf dem riesigen Eiland waren weder Kraftwerke noch Wasseraufbereitung zu suchen. Ein Teil der Insel durften die jungen Partygäste nicht erkunden und manche Jugendliche sind immer mal wieder verschwunden. Außerdem muss man sich fragen, wieso auf der Insel fast nur Jugendliche herumirren. Warum sollen keine Erwachsene nach Eden? Sind deren Gedanken und Seelen vielleicht zu schmutzig für das Paradies?

Die erste Staffel endet mit einem Cliffhanger und zahlreichen Rätseln und mit einer neuen Staffel sollte man meinen, dass diese Rätsel aufgelöst werden. Doch das Fazit nach acht neuen Folgen ist: Gar nichts wurde geklärt, die gesamte Staffel ist ein erzählerischer Hohn. Im Grunde sind immer wieder Figuren nur ein Stück davon entfernt, qualvoll umgebracht zu werden. Das kann passieren, wenn Astrid (Amaia Alamanca) mit Joel und ihrer Söldnergruppe eine neue Saite aufzieht. Brenda (Claudia Trujillo) soll in die Ferne laufen, damit sie von Astrid in den Rücken und in den Hinterkopf totgeschossen werden kann.

Das war mal ein bisschen Action, ansonsten werden die zahlreichen Jugendlichen bei dieser Sekte theatralisch mit einem merkwürdigen Gerät getötet, das eine Art Metallstück in den Kopf bohrt, ehe diese dann rückwärts in eine Schlacht fallen. So viele Exekutionen können nicht ausgeführt werden, weil stets neue Informationen eintrudeln. Gruppenführerin Astrid ist wie ein aggressives Kind, das sich nur selten die Hände beschmutzen möchte. Zahlreiche ihrer neuen Kinder, die sie auf die Insel bringt, werden rasch gefügig gemacht. Das Töten und Hereinbringen dieser zahlreichen neuen Charaktere führt aber auch dazu, dass der Rezipient sich schlussendlich auch nicht mehr für die vielen Figuren interessiert. War das jetzt Charly (Belinda) oder Nico (Sergio Momo), die man jetzt um die Ecke brachte. Manchmal mit schönen Effekten, dann wieder in einem Kampf – aber zu wenige mit einem Kopfschuss, um das Gesäusel zu beenden.



In der ersten Staffel wurde der Mittelpunkt noch stark auf Zoe (Amaia Aberasturi) gelegt, deren Schwester in der zweiten Staffel ebenfalls von Astrid und ihrem Mann Erick (Guillermo Pfening) bereitwillig in den Bann gezogen wird. Als Sympathie-Träger ist der kleine Sohn Isaac, der mit seiner leiblichen Mutter in einem Krater lebt. Dort sollen die beiden Leben, bis die Eden-Gesellschaft endlich Kontakt zu einem fernen Universum gefunden hat. Denn: Astrid ist überzeugt, dass sie eines Tages von Aliens gerettet werden.

Nur ein weiterer Cliffhanger hat die achte Folge ein wenig spannend gemacht, ansonsten könnte man die Episoden in eine Episode zusammenkürzen. «Willkommen auf Eden» wird leider wie viele Fernsehserien enden, deren zahlreiche Folgen reines Füllmaterial ist. Die Geschichte driftet ins Lächerliche ab, ohne die zwei Möglichkeiten von Staffel drei zu beleuchten: Entweder wird die gesamte Anlage zerstört, Astrid und ihre Gang landet hinter schwedische Gardinen oder – es kommen kleine grüne Männchen und wollen nach Hause telefonieren. Vielleicht könnte man dann ja noch eine Art ET auf dem Fahrrad über die Insel fliegen lassen.

Es ist durchaus schade, dass das Drama «Willkommen auf Eden» von dilettantisch erzählt wird. Man vermisst wirklich große Blockbuster-Serien – mit einem Ensemble, das richtig Spaß machte. Bei «Sopranos» hatte man Ende der 90er/Anfang der 2000er auch immer Sorgen, dass es sprichwörtliche Ratten gibt. Doch deshalb hat man nicht die halbe Mafia niedergeschossen. Das wurde alles mit Vertrauen, tiefgründigen Gesprächen und Beweise gelöst. Bei «Willkommen bei Eden» wurden so viele ähnliche Jugendliche verheizt, dass sie tatsächlich nur wie Statisten wirkten.

Die zweite «Willkommen auf Eden»-Staffel ist bei Netflix zu sehen.
04.11.2023 11:44 Uhr Kurz-URL: qmde.de/145910
Fabian Riedner

super
schade


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Lost Formate wie Miami Meddical Necessary Roughness NCIS: New Orleans The Leftovers Watchmen Willkommen auf Eden Sopranos Willkommen bei Eden Miami Meddical

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Es gibt 12 Kommentare zum Artikel
silvio.martin
07.11.2023 15:28 Uhr 10
Der ganze Artikel ist ein Witz. Ich habe ihn mir mittlerweile mehrmals durchgelesen und ich kann es einfach nicht fassen, wie so etwas veröffentlicht werden kann bzw. man als Chef eines journalistischen Mediums so etwas schreiben kann. Und noch viel schlimmer, es interessiert ausser 2,3 Hanseln niemanden. Es wird so hingenommen, als wenn es normal wäre. Das es den Verantwortlichen egal ist, ist ja mittlerweile traurige Realität.
Vittel
10.11.2023 20:57 Uhr 11


Was erwartest Du denn immer noch nach all der Zeit?

Hier sind genau 2,3, Hanseln unterwegs. Wen darüber hinaus soll es denn interessieren?



TV und TV-Quoten interessiert heute halt niemanden mehr, das mag traurig sein, aber so ist das halt.
Sentinel2003
21.11.2023 10:08 Uhr 12


Jepp, leider wird das Forum immer inaktiver... :relieved:ich frage mich dann immer, wo die alle hin sind?? :thinking: :unamused:
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