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Buchclub: 'Nincshof'

Johanna Sebauer schreibt über ein kleines Dorf, das sich selbst ausradieren wollte.

An der österreichisch-ungarischen Grenze liegt ein kleines Dorf namens Nincshof, welches vergessen werden soll. Das ist zumindest der Plan der selbsternannten "Oblivisten". Dabei handelt es sich um drei Männer, die genug von der hektischen Zeit haben und ausbrechen wollen. Ihre Vorstellung basiert darauf, dass sie in Ruhe und in Freiheit leben können, wenn niemand mehr von ihnen und dem Dorf weiß. Und dabei handle es sich gewiss nicht um eine utopische Vorstellung, da es in Nincshof schon einmal so gewesen sein soll. So besagt es jedenfalls eine Legende. Die Bewegung soll mit Hilfe einer alten Dame stattfinden, denn die drei Männer sind der Meinung, dass die alte Erna Rohdiebl die Freiheit im Blut hat und deshalb genau die Richtige für ihr Vorhaben ist. Die alte Frau hingegen hat noch nie von einer dümmeren Idee gehört. Dennoch ist sie neugierig und macht mit. Jeden Abend poltert die Truppe gegen ihre Eckbank und alles scheint bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps nach Plan zu verlaufen. Doch dieser wird letztendlich durch die Neuen aus der Stadt durchkreuzt. Und damit beginnt für alle Beteiligten ein turbulenter Sommer.

Fantasie und Wirklichkeit gehen in diesem Roman Hand in Hand. Die benachbarten Orte tauchen in Reiseführern auf, Nincshof selbst jedoch nicht. Man möchte gern glauben, dass das Dorf wieder im Schilf versunken ist. "Nincs" ist ein ungarischer Ausdruck und bedeutet "es gibt keinen". Zwischen Irrziegen und Pusztafeigen, bei denen es sich jeweils um fiktive Darstellungen handelt, zeichnet die Autorin ein liebenswertes und ironisches Bild des Burgenlandes. Johanna Sebauer ist in dieser Region aufgewachsen, die selbst den Westösterreichern mit alpengewohntem Hintergrund fremd erscheint. In weißen, buttergelben und bübchenblauen eingeschossigen Häusern wohnen die Lebenden. Die Toten ruhen unter alten Kastanienbäumen auf einem wild verwachsenen Friedhof. Und wie es sich für ein richtiges Dorf gehört, schweben dazwischen ein paar Helden, ein paar Heilige und ein paar Legenden.

Und genau darum geht es in ihrem Roman: Um Erinnerungen, um das Vergessenwerden, um Träume und Legenden, um den Wunsch nach Ruhe und dem Drang das unbedingte Sichtbarsein zu eliminieren. Und nicht zuletzt geht es in Sebauers Text um Wahrheit, die in dem verträumten Dorf nur schwer zu fassen ist. Es beginnt ein turbulenter Sommer, in dem sich eine Geschichte entspinnt, welche des Erinnern und Vergessen gleichermaßen behandelt. Erzählt wird eine unterhaltsame Geschichte über das Leben und die darin vorkommenden Irrwitzigkeiten, über das Heutige und das Gestrige, über die Wirklichkeit von Ausgedachtem, über das Fiktive an der Realität und über die Komik von Landkarten erzählt.
01.08.2023 12:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/144019
Sebastian Schmitt

super
schade


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Buchclub

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