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Das Jüngste Quoten-Gericht: Zum Geburtstag hohe Quoten!

Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal geht es um das 60-jährige ZDF, das in der vergangenen Woche häufig vergeblich nach jungen Zuschauern suchte.

Mit seinen 60 Jahren kommt das ZDF in Sachen Alter seinem Publikum inzwischen gefährlich nahe. Im Schnitt ist das ZDF-Publikum rund 65 Jahre alt und damit mehr als 20 Jahre älter als der Durchschnitts-Deutsche, der laut des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) im Jahr 2021 44,7 Jahre alt war. Zum Jubiläum spendierte sich der Mainzer Sender «Die Show der Shows», ein Versuch eine Parodie mehrerer ZDF-Showklassiker. Das Gemisch aus «Wetten, dass ..?», «Dalli Dalli», «Der große Preis», «Hitparade» und «1,2 oder 3» war aber weitaus weniger gelungen als die Originale, und das Problem dabei: Die Parodie war in den seltensten Fällen wirklich lustig. Stattdessen wurde direkt zu Beginn das Publikum von der 48-jährigen – und damit gerade noch so zu klassischen werberelevanten Zielgruppe gehörenden – Martina Hill alias Larissa als alt abgetan, die in allem Überschwang auch gleich das ZDF als „alte Tante“ abstempelte.

„Beschenkt“ wurde das ZDF mit 3,80 Millionen Zuschauern und mittelmäßigen 14,7 Prozent Marktanteil. Ironischerweise war die Quote bei den 14- bis 49-Jährigen mit 12,1 Prozent vergleichsweise deutlich besser. Sicherlich hatten sich die ZDF-Verantwortlich auf dem Gesamtmarkt mehr erhofft, schließlich hatte man im März seine Vormachtstellung im deutschen Fernsehen mit einem Monatsmarktanteil von 15,1 Prozent eindrucksvoll untermauert und den Vorsprung auf Das Erste auf 3,3 Prozentpunkte ausgebaut. Beim jüngeren Publikum holte man im Vormonat leicht schlechtere 7,3 Prozent und schloss damit die Lücke zum Ersten. Im Vergleich zum Privatfernsehen liegen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender damit auf dem dritten Platz, hinter RTL und ProSieben. Es gibt also genügend Gründe sich gebührend feiern zu lassen.

Ist deshalb alles gut? Mitnichten! Auch der Marktführer hat einige Problemstellen im Programm, weshalb die Programmdirektion seit geraumer Zeit versucht, den Sender in jüngere Bahnen zu lenken. Dafür kündigte man jüngst die Absetzung von «SOKO Hamburg» und «Letzte Spur Berlin» an und gab das Ziel vor, «Rosamunde Pilcher» zu drosseln. Tatsächlich belegten die letzteren beiden Formate die Plätze vier und fünf der meistgesehenen Programm der vergangenen Woche. «Letzte Spur Berlin» kam am Freitagabend im Nachgang an «Der Alte» (Platz 2) auf 4,93 Millionen Zuschauer und 18,8 Prozent. Der Liebesfilm am Sonntagabend holte dieselbe Reichweite, kam aber nur auf 4,6 Prozent Marktanteil, während die Freitagsprogramm 8,4 («Der Alte») und 7,2 Prozent einfuhren. Ähnlich mau war das Interesse der Jüngeren am Montagskrimi «Unbestechlich», der immerhin über sechs Millionen unterhielt und 21,9 Prozent erzielte. Allerdings waren nur etwas mehr als sechs Prozent des Publikums unter 50 Jahre, sodass ein Marktanteil von unterdurchschnittlichen 6,2 Prozent heraussprang.

Auch der Vorabend macht mitunter Probleme. Sicherlich, die Reichweiten bei allen Zuschauern sind exorbitant hoch – jeder Privatsender würde sich die Finger danach lecken –, aber mit Blick auf die 14- bis 49-Jährigen hört die überschwängliche Freude häufig auf. Beispiel «Notruf Hafenkante»: Mit 3,65 Millionen Zuschauern und 15,9 Prozent Marktanteil lief es wieder einmal gut, doch gerade mal 0,17 Millionen Jüngere waren dabei. 4,1 Prozent in dieser Zuschauergruppe die ernüchternde Folge. Bei den «SOKO»-Serien bildete in dieser Woche «SOKO Köln» eine Ausnahme, denn die Domstädter erreichten starke 10,0 Prozent bei den Jüngeren. Richtig war nach wie vor die Entscheidung «SOKO Hamburg» im kommenden Jahr abzusetzen, denn die Hansestädter unterhalten zu 95 Prozent ein über 50-jähriges Publikum.

Ganze andere Probleme hat sich das ZDF in der 19-Uhr-Stunde am Mittwoch geschaffen, denn der Neustart «Hotel Mondial» erreichte in der vergangenen Woche einen neuen Tiefpunkt. Gerade mal 2,37 Millionen schalteten ein, von denen nur 80.000 Menschen zur klassischen Zielgruppe zählten. Mit Marktanteilen von 10,2 und katastrophalen 1,7 Prozent lief die Hotel-Serie dem Senderschnitt sehr weit hinterher. Eine langfristige Zukunft von «Hotel Mondial» scheint mehr als fraglich zu sein. Möglicherweise schafft eine nostalgisch angehauchte Comedy-Show für Abhilfe, denn mit diesem Genre – dokumentarisch aufbereitet – erzielte der Mainzer Sender am Dienstagabend erstaunlich gute Werte beim jungen Publikum. Die «ZDFzeit»-Doku über Loriot, Otto und Co. sicherte sich 9,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und war mit 14,9 Prozent auch beim Gesamtpublikum gefragt. Nach König Fußball bei RTL war das ZDF damit das erfolgreichste Programm in der Zielgruppe.

Das ZDF steht an der Spitze des deutschen Fernsehen, was vor allem durch eine bemerkenswerte Konstanz zu erklären ist. Dennoch fehlt dem Zweiten ein echter Hit, der selbst zum 60. Geburtstag nicht gelingen wollte. Das Programm füllt sich mit zahlreichen Krimis, weshalb es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis auch andere (Privat-)Sender als RTL auf die Idee kommen, den ein oder anderen Kriminalfilm ins Programm zu schleusen. Dass noch Platz da ist, beweis der Kölner Sender zuletzt durchaus eindrucksvoll am Dienstagabend.
03.04.2023 16:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/141307
Veit-Luca Roth

super
schade


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