Nach «Discovery» und «Picard», beide von Fans und Kritikern gleichermaßen bestenfalls durchwachsen aufgenommene Serien, liefert «Strange New Worlds» wieder echtes «Star Trek» Feeling.
Was machte den großen Erfolg der «Star Trek» Serien der 90er Jahre aus? Genau diese Frage scheinen sich die Macher von «Star Trek: Strange New Worlds» gestellt zu haben. Das Entdecken neuer Welten, Zivilisationen und Lebensformen, rückte bei den jüngsten Ausflügen in das Star Trek Universum rund um «Discovery» und «Picard» ebenso in den Hintergrund, wie der Umgang miteinander, sowohl soziokulturelle, politische als auch ethische Aspekte betreffend. Die eigenständigen, in sich abgeschlossenen Geschichten wurden verworfen und durch langwierige staffelübergreifende Geschichten ersetzt, die teils zu massiven Längen samt Füllmaterial führten.
Anstatt das Rad neu zu erfinden, besinnt sich «Strange New Worlds» nun auf eben jene genannten Aspekte, die «Star Trek» einst zu dem machten, was es zumindest in Erinnerungen an die 90er Jahre Generation sowie den Erstling «Raumschiff Enterprise», heute ist. Als Prequel zur Originalserie der 1960er Jahre angelegt, setzt «Strange New Worlds» rund 10 Jahre vor jener an als noch ein gewisser Captain Pike das Kommando über die USS Enterprise innehatte. Zusammen mit Lieutenant Spock und Lt. Commander Una Chin-Riley, eher bekannt als Nummer Eins, begibt sich Pike, wie er selbst im Intro verlauten lässt, in die „unendlichen Weiten“ des Weltraums, um neue Welten, neues Leben und neue Zivilisationen zu erkunden.
Visuell hervorragend umgesetzt, mit viel Liebe zum Detail die Originalserie betreffend, glänzt «Strange New Worlds» mit einem sympathischen, hervorragend miteinander harmonierenden Cast, spannenden Einzelabenteuern und einer frischem Brise Humor, die sowohl bei «Discovery» als auch «Picard» mit der Lupe gesucht werden kann. Auch wenn nicht jede Geschichte gleichermaßen emotional mitreißen kann, so erlaubt sich die erste Staffel über ihre zehn Folgen hinweg keine größeren Ausreißer und kann auch von der geringeren Anzahl von Folgen im Vergleich zu den einstigen Networkserien mit über 20 Episoden pro Staffel profitieren.
Sei es das entspannt-coole Auftreten des von Anson Mount verkörperten Captain Pike, einem Mann, der damit fertig werden muss, sein eigenes Schicksal zu kennen, das Auftauchen von visuell atemberaubenden Weltraumspektakeln oder die mit Fingerspitzengefühl integrierte Sozialkritik, die «Star Trek» einst ausmachte, «Strange New Worlds» besinnt sich einerseits seiner Wurzeln und bringt andererseits frischen Wind in ein strauchelndes Franchise. Einziger Wermutstropfen mag das unausweichliche Schicksal des charismatischen Captains sein, doch auch hier dürften die Autoren das letzte Wort noch nicht geschrieben haben.
«Star Trek: Strange New Worlds» schafft etwas, was selbst die 90er Jahre Serien «Das Nächste Jahrhundert», «Voyager» und «Deep Space Nine» nicht vermochten, nämlich mit einer überaus gelungenen Auftaktstaffel zu glänzen, die immense Vorfreude, auf das, was noch kommen mag, erzeugt. Zwar kann nicht jede Folge gleichermaßen mitreißen, doch insgesamt trifft «Strange New Worlds» den Kern dessen, was «Star Trek» einst zu dem Franchise machte, was es heute ist.
«Star Trek: Strange New Worlds» wird in Deutschland zum Start von Paramount+ ab dem 8. Dezember 2022 verfügbar sein.
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