WBD wird in weiten Teilen Europas keine neuen Originals für HBO Max produzieren lassen. Dieser drastische Schritt soll Teil einer großen Kosteneinsparung-Strategie sein. Das Unternehmen ist mit 55 Milliarden US-Dollar verschuldet.
Wie der US-Branchendienst ‚Variety‘ berichtet, hat die Fusion von WarnerMedia und Discovery Auswirkungen auf die Programmstrategie in Europa des neuen Unternehmens Warner Bros. Discovery. Demnach werde das Medienkonglomerat, zudem auch die Streamingdienste HBO Max und das kürzlich in Deutschland gestartete discovery+ gehören, in Skandinavien (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland), Mitteleuropa, den Niederlanden und der Türkei keine Originals mehr für HBO Max produzieren und auch einige Inhalte von seiner Plattform entfernen, um Lizenzgeschäfte an anderer Stelle freizugeben. Dies soll dafür sorgen, das hochgesteckte Kosteneinsparungsziel von drei Milliarden US-Dollar zu erreichen.
Das Unternehmen teilte diese Maßnahme seinen Mitarbeitern am Montag Mitarbeitern und Produktionspartnern mit. Daraus ging allerdings nicht hervor, inwieweit Arbeitsplätze davon betroffen sein werden. „Während wir weiter daran arbeiten, HBO Max und discovery+ zu einem globalen Streaming-Dienst zu kombinieren, der die Breite der Inhalte von Warner Bros. Discovery präsentiert, überprüfen wir unser aktuelles Inhaltsangebot für die bestehenden Dienste. Als Teil dieses Prozesses haben wir beschlossen, eine begrenzte Menge an Originalprogrammen von HBO Max zu entfernen und unsere ursprünglichen Programmbemühungen für HBO Max in Skandinavien und Mitteleuropa einzustellen. Wir haben auch unsere im vergangenen Jahr begonnenen Entwicklungsaktivitäten in den neueren Territorien der Niederlande und der Türkei eingestellt“, wird ein WBD-Sprecher in dem Bericht zitiert. „Unser Engagement für diese Märkte hat sich nicht geändert“, heißt es in der Erklärung weiter. „Wir werden weiterhin lokale Inhalte für die linearen Netzwerke von Warner Bros. Discovery in diesen Regionen in Auftrag geben und bleiben bedeutender Käufer lokaler Inhalte von Drittanbietern zur Verwendung in unseren Streaming-Diensten.“ Projekte, die sich bereits in Produktion befinden, sind von dem Stopp vorerst ausgenommen. Einige dieser Shows können jedoch an andere Plattformen verkauft werden – ein Schritt, der WBD anderswo mehr Lizenzierungsmöglichkeiten bietet.
Als Teil der Umstrukturierung verschwinden auch bestimmte europäische Originale und einige US-Shows weltweit von HBO Max. Das ungarische Drama «The Informant» sowie die schwedische Komödie «Lust» und das dänische Drama «Kamikaze» werden alle von der Plattform genommen. Zwei Gebiete, die von dem Strategiewechsel verschont bleiben, sind Spanien und Frankreich, wo die Originale nicht betroffen sind. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass spanischsprachige Inhalte für HBO Max, das in Lateinamerika stark vertreten ist und auch den hispanischen Markt der USA bedient, gut ankommen. Obwohl HBO Max noch nicht einmal in Frankreich eingeführt wurde, bedeuten strenge französische Inhaltsquoten für Streamer im Rahmen der europäischen Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste, dass Warner Bros. Discovery es sich wahrscheinlich nicht leisten kann, ein starkes französisches Angebot zu verlieren.
Der Strategiewechsel kommt in seiner Ballung durchaus überraschend, ganz aus der Luft gegriffen ist es aber nicht. Wie erwähnt plant WBD in den ersten 24 Monaten nach dem Abschluss der Fusion eine Kosteneinsparung von drei Milliarden US-Dollar, die CEO David Zaslav durch „Investitionsvermeidung“ schaffen wollte, wie er kürzlich noch ankündigte. Zaslav beendete beispielsweise nur 31 Tage nach dem Start von CNN+ den Nachrichtenstreamer bereits wieder. Dennoch trifft der europäische Produktionsstopp die Branche sowie das europäische HBO-Max-Team, das erst im März auf dem Series Mania Festival Pläne für neue Produktionen vorstellte.
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