Arnd Zeigler spricht im Quotenmeter-Interview über sein Verhältnis zu seiner Kollegin Anna Kraft, die er einst in seiner Radio-Kolumne aufs Korn nahm. Außerdem spricht er über die WM in Katar, die Kommerzialisierung des Fußballs und Empathie.
Hallo Herr Zeigler, vielen Dank für Ihre Zeit! Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zur Quotenmeter-Fernsehtasse, die Sie für Ihre Sendung «Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs» gewonnen haben. Wo haben Sie von Ihrem Gewinn erfahren?
Durch eine WhatsApp-Nachricht eines lieben Freundes, bestehend durch einen Screenshot des Ergebnisses und dem Inhalt „Juhu!". Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, weil ich in der Regel Preise immer nur beinahe gewinne. Und vor allem, weil hinter meiner Sendung seit nun schon fast 15 Jahren ein wundervolles Team steht, das so eng zusammengewachsen ist, wie man das in der Medienszene wohl nur selten findet. Das ist ein spinnerter Haufen von sehr ähnlich tickenden Freund*innen, die ganz toll Hand in Hand zusammenarbeiten. Deshalb macht die Sendung so viel Spaß, und deshalb ist sie so wie sie ist. Ich bin nun allerdings erst einmal gespannt, ob mich der Preis erreicht. Ich gewinne die Tasse schon zum zweiten Mal, und beim ersten Mal ist sie in der Post verloren gegangen.
Fernsehmoderator, Stadionsprecher, Podcaster, Bühnendarsteller – ein pickepackevolles Leben. Freuen Sie sich auf die Feiertage, um etwas runterzukommen?
Es ist immer zweischneidig. Ich mache meine Jobs ja sehr gerne. Allerdings stimmt es, dass die Familie dadurch immer sehr kurz kommt, und das ist natürlich für niemanden auf Dauer wirklich schön. Andererseits sind lange Winter- und Sommerpausen weder für mich als Fan noch als jemanden perfekt, der seinen Lebensunterhalt damit verdient. In diesem Jahr ist es fast optimal: Es gibt eine Winterpause, aber die ist nicht allzu lang. Das sind gut drei Wochen, in denen mal wirklich mal etwas entschleunigen kann. Und darauf freue ich mich sehr.
Kürzlich startete Ihr Podcast «Ball you need is love» in die dritte Staffel. In der neuen Folge sprechen Sie mit Anna Kraft unter anderem über Ihre Zusammenarbeit bei RTL+. Ihr Verhältnis zueinander gilt nicht als das beste, waren Sie vor der Aufzeichnung nervöser als sonst?
Oh, das ist ein Missverständnis! Gut, dass ich es hier richtigstellen kann. Wir haben sogar ein extrem nettes und schönes Verhältnis zueinander und arbeiten sehr gerne zusammen, wenn ich da auch mal für Anna mitreden darf. Es ist vielmehr so, dass wir uns erst durch diese gemeinsame Sendung im Sommer persönlich kennengelernt haben. Vorher kannten wir uns gegenseitig aus dem Fernsehen, und wir hatten nur einmal indirekt miteinander zu tun, als Anna neu bei Sport1 anfing und ich Woche für Woche auf der Suche nach Audioschnipseln war, um daraus meine satirische Radioserie «Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs» zu produzieren. Das muss jede Woche laufen, das muss jede Woche gut sein und dafür schaue ich seit vielen Jahren jede Woche möglichst jede Fußballsendung. Die jeweiligen Folgen produziere ich immer nachts vor der Ausstrahlung, oft auch unter Zeitdruck. Und die Sendung «Bundesliga aktuell» auf Sport1 war früher eine wichtige Quelle, weil die täglich gesendet wurde und immer live war. Dadurch war sie für mich interessant, weil ungefilterte Sendungen natürlich spannender waren als vorproduzierte, clean produzierte und geschnittene Formate. Sowas finde ich heute noch eher langweilig.
Als Anna anfing, habe ich sie ein paarmal in meiner Rubrik verwurstet. Ich weiß heute gar nicht mehr, was genau ich verwendet und was ich dazu getextet habe, aber ich habe immer im Hinterkopf gehabt, dass Anna mal bei mir vorkam. So blöd und vielleicht zynisch das klingen mag: Sie kam bei mir als reines Audiomaterial vor und nicht als Mensch. Und ich meinte es auch nicht boshaft, sondern als Unterhaltungsbeitrag. Aber ich habe durch diesen „FalL“ gelernt, dass es dennoch böse ankommen kann, und zwar sehr wohl bei einem Menschen. Als ich erfuhr, dass Anna mit Wolff Fuss liiert ist, den ich ebenfalls sehr schätze, hatte ich bei zahlreichen Begegnungen mit ihm in irgendwelchen Stadien seit vielen Jahren immer den unterschwelligen, unausgesprochenen Gedanken: „Verdammt, ich weiß gar nicht mehr, was genau es war, aber ich habe seine Freundin mal durch den Kakao gezogen – wie löse ich das?" Und dann kam im Sommer die Perspektive, diese Sendung gemeinsam mit Anna zu moderieren. Meine erste Aktion damals war, Wolff eine WhatsApp zu schreiben: „Lieber Wolff! Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war ich irgendwann in einer meiner Radiokolumnen mal etwas gemein zu Deiner Frau. Das tut mir eigentlich schon sehr lange leid", und dann habe ich ihm geschrieben, dass er bitte Grüße ausrichten solle und dass ich mich auf den gemeinsamen Job mit ihr freue und ihren Weg als Journalistin sehr schätze.
Ich habe dadurch wirklich sehr viel gelernt und mich bemüht, meine Arbeit etwas verantwortungsbewusster zu reflektieren. Und habe, das aber schon länger, für mich entschieden, dass ich in einer Medienwelt der Raabs, Pochers und Kalkofes bei aller Wertschätzung zu denen gehören möchte, die möglichst viel Empathie einbringen und möglichst wenig Bösartigkeit. Und dass ich mich, wenn angemessen, nur an Menschen abarbeite, die das ganz gut abkönnen und die es vielleicht auch mal verdient haben. Anna gehörte nie in diese Kategorie. Und ich bin froh, dass ich das alles nachträglich ein wenig geradebiegen konnte. Es macht großen Spaß, mit ihr in einem Team zusammenzuarbeiten. Und ich hoffe, ihr auch.
Sie sprechen im Podcast zumeist mit Personen außerhalb des Fußball-Geschäfts, darunter Politiker, Musiker oder Komiker. Wer hat Sie dabei mit Fußballfachwissen besonders überrascht?
Sagen wir es andersrum: Eigentlich hat mich niemand mit Unwissen überrascht. Ich muss aber nun zum zweiten Mal hintereinander in einer Antwort das Wort „Empathie" verwenden, das mir wirklich wichtig ist: Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Fußballbegeisterung. Es gibt des Nerd-Tum, das einen dazu bringt, jedes Datum, jeden Namen und jedes Ergebnis auf ewig abgespeichert zu haben. Und es gibt eine Form von Fußballverstehen. Das sind dann Leute, die nicht dauernd Fachzeitschriften lesen und Statistiken konsumieren, aber die den Fußball, seine Atmosphäre und vielleicht auch seine kulturelle Bedeutung mögen. Die wissen manchmal weniger über den blanken Fußball an sich, aber haben eine gewisse Neugier, eine Emotionalität und eine Form von Nähe, die oft wertvoller ist als das Wissen um abkippende Sechser, Packingraten und Expected Goals. Nebenbei bemerkt bemühe ich mich immer schon darum, beides zu können.
Nach all den Jahren Ihrer Radio-Kolumne und TV-Sendung dürfte Kraft nicht die einzige Person gewesen sein, die Sie aufs Korn genommen haben und der Sie dann wieder begegnet sind. Gibt es weitere unangenehme Situationen, von den Sie erzählen können?
Es ist mir immer wichtig, dass das Ganze immer noch Unterhaltung sein soll. Es soll möglichst lustig sein, wenngleich oft mit einem inhaltlich begründeten Hintergrund. Ich bemühe mich immer um ein Gleichgewicht. Sehr viele Leute sind schon bei mir vorgekommen, denen ich an anderer Stelle meinen Respekt und meine Hochachtung erwiesen habe. Manche Leute freuen sich auch, wenn sie irgendwann bei mir vorkommen und schicken das all ihren Freunden: „Schaut her, ich war bei Zeigler!" Ich will nie jemandem wehtun. Und auf der anderen Seite mache ich Satire und keine Herzverpflanzungen. Ich hoffe jede Woche, dass meine sicherlich nicht allzu seltenen Fehler nicht zu Tragödien führen, sondern im Idealfall dazu, beim nächsten Mal besser zu sein. Und es gibt natürlich auch Fälle, in denen sich Protagonisten menschenfeindlich oder empathielos verhalten. Die müssen es dann auch für sich hinbekommen, in einer Fußballsendung vorzukommen.
In den vergangenen Wochen stand ihr Herzensverein Werder Bremen in den Schlagzeilen. Ex-Trainer Markus Anfang hat seinen Impfnachweis wohl gefälscht. Ist dies ein Indiz für die Sonderrolle des Fußballs in Pandemie-Zeiten?
Nein. Das ist in diesem Fall vor allem ein Indiz für die grenzenlose Dummheit eines einzelnen Menschen. Nichts, was man zu irgendetwas hochdeuten kann und sollte. Nichtsdestotrotz hat der Fußball eine Sonderrolle, die man richtig einordnen muss. Fußball hat sicherlich viele Schwächen und bringt auch Ungerechtigkeiten und Probleme mit sich, aber er besitzt auch eine soziale Kraft und Wucht, die viel Gutes bewirken kann, wenn man es schlau anstellt. Ich verstehe sehr gut, dass sich z.B. Kulturschaffende Gedanken darüber machen, weshalb ihr kleines Theater weniger Aufmerksamkeit erfährt als Arminia Bielefeld. Oder weshalb sie nicht auftreten dürfen und finanziell am Rande der Vollkatastrophe rangieren, während die Bundesliga notfalls ohne Zuschauer den Laden irgendwie weiterlaufen lassen darf. Das widerspricht sicherlich bei vielen einem Gerechtigkeitssinn. Aber ich halte auch überhaupt nichts davon, sich gegeneinander ausspielen zu lassen. Ich sollte im vergangenen Jahr als Fußballnerd in einer Kultursendung zugeschaltet werden, in der mein Gegenpart ein Kulturmensch gewesen wäre, der seine notleidende Branche vertreten sollte. Ich wiederum sollte den Fußballfan geben, der möglichst eine Position vertritt wie „Mir doch egal, Hauptsache der Ball rollt weiter!" Ich habe das abgelehnt. Mit dem Hinweis: Leute, ich verstehe das Unbehagen und ich verstehe sogar die Wut, die manche auf den Fußball haben. Aber es würde keinem Kleinstadttheater etwas nützen, wenn der Fußball auch mehr leiden würde. Wenn jetzt Vereine kaputtzugehen drohen, weil sie miserabel gewirtschaftet haben, ist das sicher doof und ganz sicher oft auch selbstverschuldet. Dadurch geht es aber auch keiner Bühne besser. Ich selbst kenne beide Seiten. Ich bin im Fußball zuhause, stehe mit meinem Bühnenprogramm aber auch in Theatern auf der Bühne und bin sehr traurig, wenn das beeinträchtigt ist.
Kürzlich waren im Derby zwischen Köln und Mönchengladbach 50.000 Zuschauer dicht auf dich im Stadion. Die Stimmung war fantastisch und ausgelassen. Wie bewerten Sie die Situation?
Als sehr komplex und schwierig. Die Fußballverantwortlichen verweisen zu Recht darauf, dass sich dort nur wenig Menschen infiziert haben, soweit wir das heute wissen. Die Kritiker*innen verweisen auch zu Recht darauf, dass diese 50.000 Menschen aber zum großen Teil in Bussen und Bahnen zum Stadion fahren und gegebenenfalls anschließend noch irgendwo ein Bier trinken gehen. Wir sollten tunlichst vermeiden, die aktuelle Lage ausschließlich nach dem eigenen Befinden zu bewerten. Niemand will gerade irgendjemandem aus purer Bösartigkeit etwas wegnehmen. Wenn es Argumente gegen die Ausrichtung eines solchen Spiels gibt, dann gibt es die. Wenn es Argumente dafür gibt, dann gibt es die auch. In solchen Fällen sollte man nach Möglichkeit nach einem Kompromiss suchen, mit dem beide Seiten leben können. Generell ist es eine der unangenehmsten Begleiterscheinungen dieser Pandemie, dass Menschen aus ihrer eigenen beruflichen oder privaten Perspektive heraus so lange nach passenden Fakten suchen, bis sie damit gut klarkommen. Das wird uns nicht helfen. Auch im Fußball nicht.
Vor wenigen Wochen war Joshua Kimmich der Buh-Mann, wenig später erzürnte Schiedsrichter Felix Zwayer die Gemüter der Fußball-Republik, Kimmich geriet in Vergessenheit. Nervt Sie diese Schnelllebigkeit im Fußball?
Mich nervt die Aufgeregtheit dahinter und das wöchentliche Hochjazzen immer neuer Themen. Fußball ist immer noch Sport, und Sport regelt sich nicht alle zwei Wochen von Grund auf neu. Wir haben es mit Menschen zu tun, die bessere und schlechtere Tage haben, mit Formdellen, Wellentälern und langfristigen Entwicklungen. Felix Zwayer hat mehr gute als schlechte Spiele geleitet, wird aber medial zu einem korrupten Nichtskönner gemacht, und alle hauen drauf. Im Falle von Joshua Kimmich haben sich alle eine Seite gesucht, auf der sie stehen möchten und haben dann entweder auf Kimmich oder auf seine Kritiker draufgehauen. Mich nervt diese Empörungsmaschinerie, die von einschlägigen Medien dankbar und freudig bedient wird, von Fans in sozialen Medien ausgelebt wird, und die nichts mit dem wirklichen Fußball zu tun hat. Ein guter Trainer wird nicht zum schlechten Trainer, wenn er dreimal verliert. Felix Zwayer ist nicht plötzlich korrupt und ein Verbrecher, weil er bei einem wichtigen Spiel unglücklich und ungut agiert hat. Joshua Kimmich ist weder ein Trottel noch eine Ikone der Impfgegner, sondern nur ein Spieler, der privat etwas für sich entschieden hat, was man wiederum auch doof finden darf. Das richtige Maß ist immer wichtig. Und ich bin generell ein Freund von Unaufgeregtheit.
In genau einem Jahr steigt das WM-Finale in Katar. Ehrlich gesagt, kann ich mir derzeit nur schwer vorstellen mich im kommenden Jahr in dieser Jahreszeit für ein großes Turnier begeistern zu können. Geht es Ihnen da ähnlich?
Ja. Es wird die erste WM meines gesamten Lebens als Fußballfan sein, auf die ich mich nicht freuen werde. Und wir reden hier von einem Zeitraum von knapp 50 Jahren. Vielen geht das so. Die vielen Skandale rund um die WM in Katar will ich gar nicht im Einzelnen aufzählen. Soviel Zeit und Platz haben wir hier nicht. Bestechungsgelder, Korruption, massenhaft zu Tode gekommene Zwangsarbeiter, eine WM in einem vom Geld regierten und bisher von der ganz großen Fußballbegeisterung eher komplett vernachlässigten Flecken der Erde. Und nach jeder neuen Enthüllung dachte man nur: „Na gut, aber
JETZT muss doch etwas geschehen! Jetzt
KANN die WM dort nicht mehr stattfinden!" Und von der FIFA kam immer nur ein Achselzucken, nach dem Motto: „Ja, ist ein bisschen doof, aber ist uns auch egal. Die WM findet statt wie geplant." Davon abgesehen: Dass sie in Katar manche Städte um die Stadien erst drumherum bauen müssen, dass ihnen erst nach der WM-Vergabe auffiel, dass es dort im Sommer viel zu heiß ist, dass man dann vollklimatisierte Stadien bauen wollte, in denen das Spielfeld auf 22 Grad heruntergekühlt werden kann und schließlich der ganze Bums in den Winter verlegt werden musste, das wäre vor ein paar Jahren Stoff genug für einen komplett absurden Fußballroman gewesen.
Wenn man Ihre WDR-Sendung sieht, könnte man meinen, dass Fußball und Humor sehr gut zusammenpassen. Warum sind Sie dennoch eher eine Ausnahmeerscheinung in der Branche? Nimmt sich der Fußball zu wichtig, zu ernst?
Meine Theorie ist, dass immer die Relation stimmen muss, damit es gut funktioniert. Dem Fußball tut zu viel Ernsthaftigkeit ebenso wenig gut wie zu viel Klamauk. Den Fußball wie eine Religion zu handhaben oder als reines Geschäft zu sehen, führt in eine völlig falsche Richtung. Ihn als verachtenswerte Nebensächlichkeit zu diffamieren aber auch, wenn man bedenkt, wie vielen Menschen er wirklich ihr Leben lang sehr viel bedeutet. Also: Sich immer bewusst zu sein, wie wichtig der Fußball sein kann und darf, und dabei aber nie vergessen, dass er in erster Linie ein Hobby und Unterhaltung sein muss und kein Selbstzweck, das ist mein unausgesprochener Grundsatz, glaube ich.
Sie sind bekanntlich ein großer Fußballnostalgiker. Gibt es ein Fußballjahr, in das Sie gerne einmal zurückreisen würden? Oder ist die kommende Saison immer die spannendste?
Nein – leider erwartet man Jahr für Jahr weniger Spannung und mehr Ärgernisse, wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Mich faszinieren die Jahre, die ich knapp verpasst habe: Die WM 1966 in England, die Gründerjahre der Bundesliga, die WM 1970 in Mexiko. Danach kamen der Bundesligaskandal, und die Kommerzmaschine sprang erstmals richtig an. Ich würde also gerne die Jahre 1963 bis 1970 nochmal so richtig nacherleben können. In den ersten sieben Jahren der Bundesliga gab es sieben verschiedene Meister. Im Jahrzehnt danach waren es noch vier verschiedene Meister. Und jetzt leben wir in einer Epoche, in der wir voraussichtlich den Bayern zum zehnten Mal hintereinander zum Titel gratulieren werden. Niemand kann das wollen. Nicht einmal die Bayern. Und Weltmeisterschaften möchte ich bitteschön in Fußballbegeisterten Ländern sehen, und mit einem Turniermodus, bei dem es vor allem darauf ankommt, am Ende einen verdienten Sieger zu küren, und nicht möglichst viele Spiele in möglichst kurzer Zeit vermarkten zu können. Leider klingt das wirklich sehr altmodisch, was ich sage. Aber ist das nicht deprimierend?
Wenn Sie eine Sache am derzeitigen Fußballgeschäft ändern könnten, was würden Sie tun?
Financial Fairplay ist eine hübsche Idee, die sich leider bisher nicht umsetzen lässt. Dass Real Madrid einfach immer so weitermachen darf, ist schon irgendwie bizarr. Dass es in Deutschland Vereine gibt wie Schalke, Hertha BSC oder den HSV, die über viele Jahre schier unerschöpfliche Geldquellen anzapfen durften, ohne daraus irgendetwas Gutes zu machen und denen immer neue Rekorde an Verbindlichkeiten einfach so durchgewunken werden, ist sicher keine schöne Entwicklung. In der Bundesliga wurden Traditionsvereine abgelöst durch Geschäftsmodelle. Und die Geschäftsmodelle sind sauer, dass die Fans die Traditionsmodelle irgendwie etwas doller liebhaben. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Der Kommerz wird seit meiner Kindheit immer schlimmer, aber für eine gewisse Zeit konnte die Schraube immer noch etwas weitergedreht werden. Das ist jetzt vorbei. Wir sind ganz kurz davor, dass uns der Fußball um die Ohren fliegt. Ich weiß nicht, was ich konkret ändern würde. Ich hätte aber sehr gerne ein Bewusstsein in den Köpfen der Entscheider, dass da gerade sehr viel kaputtgehen kann, was wir nicht wieder repariert bekommen. Ich mag Fußball wirklich sehr. Und ich will ihn weiterhin mögen können.
Herr Zeigler, vielen Dank für das Gespräch!
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