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«Wilsberg – Vaterfreuden»: Ekkis Exfreundinnen auf Abwegen

Der neue «Wilsberg» präsentiert sich als gewohnt witzige Krimikomödie, die es versteht, ernste Themen mit Humor und Ironie aufzugreifen und in eine unterhaltsame Geschichte zu verpacken.

Stab

  • Buch: Markus Altmeyer
  • Schnitt: Monika Abspacher
  • Kamera: Philipp Timme
  • Kostüme: Sonia Bouabsa
  • Musik: Matthias Weber
  • Producer: Melissa Graj
  • Regie: Martin Enlen
  • Szenenbild: Oliver Mugalu
  • Ton: Constantin Bömers
  • Redaktion: Martin R. Neumann
Logik war ja bekanntlich noch nie unbedingt die Stärke des ZDF-Longtime-Runners «Wilsberg». In Sachen Witz und innere Kontinuität bietet der Münster-Krimi rund um den Antiquariatsbesitzer und Privatschnüffler allerdings immer wieder eine unterhaltsame Abwechslung im deutschen Krimi-Alltag. Das gilt auch für den 68. Fall der Serie, der am 18. April 20.15 Uhr im ZDF zu sehen ist. Dieses Mal bekommt es Ekki Talkötter mit gleich drei seiner zahlreichen Ex-Freundinnen zu tun, die Fans der Serie noch in bester Erinnerung haben dürften.

Nadja Becker war bereits in den «Wilsberg»-Filmen Nummer 34, 38 und zuletzt 2016 in „In Treu und Glauben“ (Nr. 52) als Silke Sestendrup zu sehen, in dem Ekki auch Bekanntschaft mit Kerstin Buckebrede (Isabell Polak) machen durfte. Die Ekki-Stalkerin Tina Espenkotte kennt man bereits aus dem 2015 gesendeten „Bauch, Beine, Po“ (Nr. 47). Die Figur wird wieder von Isabell Gerschke verkörpert. Was die drei Damen genau ausgeheckt haben, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Allerdings gerät die Geschichte nicht nur zu einem Trip in die Vergangenheit, sondern bietet darüber hinaus eine amüsante und geistreiche Persiflage auf männliche, aber auch weibliche Möchtegern-Feministen. Da werfen Autor Markus Altmeyer und Regisseur Martin Enlen mit vermeintlichen Symbolen der Frauenrechtlerszene, Scheidungsanwälten, Unterhaltsklagen und der Frauenquote in der typisch überdrehten Wilsberg-Art nur so um sich, ohne dabei die eigentliche Ernsthaftigkeit des Themas zu verleugnen. Eingebettet ist das Ganze in einen nach dem typischen Whodunit-Prinzip kreierten Plot, der zwar nicht unbedingt immer ganz glaubwürdig wirkt, dafür aber wunderbar in das Kernthema greift.

Es ist für den Genuss des Films nun nicht unvorteilhaft, wenn man sich im inzwischen 25 Jahre alten Wilsberg-Universum ein wenig auskennt. Mancher Running Gag spielt sein volles Potential erst dann richtig aus, wenn man die entsprechende Vorgeschichte kennt. Und auch, warum es ausgerechnet diese drei Verflossenen von Ekkehard Talkötter sind, die sich gegen den Finanzbeamten verbünden, wird erst durch die Kenntnis der entsprechenden Episoden richtig deutlich. Doch auch, wer nicht um diese Zusammenhänge weiß, kann bedenkenlos einschalten. Das Drehbuch bietet zwar einigen Fanservice, ist aber andererseits so verfasst, dass die Geschichte auch ohne tiefere Vorkenntnisse funktioniert und Spaß macht.

Altmeyer beweist mit „Vaterfreuden“ einmal mehr, wie gut er die Welt rund um Georg Wilsberg kennt. Bis 2011 war er für die Reihe als Junior-Producer tätig und legte 2017 mit „Münster-Leaks“ erfolgreich sein erstes Wilsberg-Drehbuch vor, in dem er Roland Jankowsky alias Overbeck bereits einige witzige Dialoge auf den Leib geschrieben hatte. Kein Wunder also, dass sich Altmeyer wieder des Klischees des Sonnenbrille tragenden, verhinderten Machos bedient und ihm eine neue Passion als Frauenrechtler andichtet. Die an sich schon abgedrehte Idee wird sogar noch auf die Spitze getrieben, wenn sich Overbeck als Gleichstellungsbeauftragter bewirbt oder Bücher der Feministin Simone de Beauvoir auf dem Schreibtisch liegen hat. Damit nicht genug, setzt das Skript noch einen oben drauf, indem man Overbeck beispielsweise den Zungenbrechertitel „Sexualitätsdispositive in Exekutivorganen des staatlichen Gewaltmonopols“ für ein Impulsreferat in den Mund legt, dass dieser vor Kolleginnen halten will.

Entsprechend groß ist Jankowskys Spielfreude, dem es erneut gelingt, seinen Overbeck als Deppen mit Bildung gewohnt unterhaltsam und mit vollkommen überzogener Attitüde zu präsentieren. Doch auch Leonard Lansink, Oliver Korittke, Rita Russek und Ina Paule Klink, zeigen sich in bester Spiellaune und machen mit ihrer typischen, aber doch immer wieder die Lachmuskeln strapazierenden Spielfreude auch diesen «Wilsberg» zu einer Krimikomödie, die ihren Sendeplatz am Samstagabend zur besten Sendezeit redlich verdient hat. Mit Rainer Laupichler als Kriminalrat Schaaf, Janina Fautz als Merle und Vittorio Alfieri als cholerischer Vorgesetzter von Ekki sind zudem die beliebtesten Nebenfiguren wieder mit an Bord.

«Wilsberg – Vaterfreuden» ist am 18.04.2020 um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
16.04.2020 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/117535
Reinhard Prahl

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Wilsberg Wilsberg – Vaterfreuden

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