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Neue Projekte: ARD-Mediathek soll attraktiver für Nicht-TV-Nutzer werden

Erst kündigt TVNOW eine Produktionsoffensive an, nun ist die ARD an der Reihe. Filmtochter Degeto gibt zahlreiche Projekte in Auftrag, speziell für Nutzer, die dem klassischen Fernsehen überdrüssig sind.

Es gibt Kinder und Jugendliche, die nicht mehr wissen, was die Öffentlich-Rechtlichen sind. Das können wir nicht so stehen lassen.
Christine Strobl, Geschäftsführerin Degeto
Im Zuge der bevorstehenden Berlinale hatte Christine Strobl, Geschäftsführerin der ARD Degeto und ihr Redaktionsleiter Christoph Pellander einige Gäste geladen, die sich künftig um neuen spannende Inhalte in der ARD-Mediathek kümmern sollen. Unter dem Motto “Degeto goes Mediathek” will man mit mehr On-Demand-Angeboten auf die Sehgewohnheiten jüngeren Generationen eingehen. “Auch wir haben gemerkt, dass nicht mehr alle Menschen linear gucken”, stellte Strobl zur Begrüßung fest.

Ähnlich wie bei TVNOW, die mit zahlreichen neuen Produktionen in eine Streamingoffensive gehen (mehr dazu hier), will man im On-Demand-Bereich mit zunächst exklusiven Inhalten attraktiver werden und dazu im öffentlich-rechtlichen Sinne dem Rundfunkauftrag besser gerecht werden. Denn inzwischen ist es ARD und ZDF auch gesetzlich erlaubt, Inhalte rein für ihre Online-Plattformen zu produzieren. Mit den neuen Inhalten will man das Image wegbekommen, auf das lineare Fernsehen festgewachsen zu sein. Florian Hager, neuer ARD-Programmdirektor und Channel Manager der Mediathek, zeigt sich durch die neuen Auftragsproduktionen zuversichtlich, dass “die ARD die Kurve noch bekommt”. In Zeiten von Netflix und Co., die ebenfalls mit immer hochwertigeren Inhalten aufwarten, ist das allerdings kein einfaches Unterfangen. Nachdem man den Sprung ins OnDemand-Zeitalter zunächst verschlafen hatte, sind nun die neuen Inhalte gefragt und müssen Argumente liefern, weshalb die Jugend ihre Fernsehzeit auch bei den öffentlich-rechtlichen Services verbringen sollte.

Diese Inhalte sollen kommen


Zu den prominentesten Projekten zählt definitiv der neue Politthriller «Kaltenmorgen». Immerhin steht hinter der Produktion niemand geringeres als Maria Furthwängler mit ihrer Firma Atalante Film, die die auf den Drehbüchern von Susanne Scheider basierende Geschichte zusammen mit der UFA Fiction produziert. Furtwängler verkörpert im Thriller die Staatsministerin Eva Kaltenmorgen, die mit ihrer rigiden Sicherheitspolitik Karriere macht und Verteidigungsministerin wird. Als sie feststellt, dass dunkle Mächte von rechts ihr den Weg bereitet haben, muss sie sich entscheiden, entweder skrupellos weiterzumachen oder die Machenschaften aufzudecken. "Wir zielen mit diesem Herzensprojekt mitten ins Herz der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland", so Furtwängler, die seit fünf Jahren an dem Stoff arbeitet. Im Herbst sollen die Dreharbeiten für 180 Minuten geladene Politspannung in zwei Teilen starten.

Mit «Beste Kollegen» ist unter den neuen Produktionen auch für Krimi-Fans etwas dabei. In einer sechsteiligen Reihe begibt sich Zielfahnderin Sunny Becker (Friederike Becht) vom LKA Magdeburg auf die Suche nach einem brutalen Frauenmörder, dem die Ermittlerin in der Vergangenheit mit einer Vergewaltigung schon selbst tragisch zum Opfer fiel. Regisseur Florian Baxmeyer verspricht sich mit der Geschichte der Drehbuchautoren Klaus Arriens und Thomas Wilke einen “extrem schnellen Thriller mit einer komplexen Heldin, die auch mal scheitern darf".

Mit Regisseur Jan Georg Schüttle hat sich die ARD einen erfahrenen und renommierten Mann für die neue Improvisationsserie «Das Begräbnis» geholt. Schüttle machte sich in diesem Bereich bereits mit Produktionen, wie «Altersglühen» oder «Klassentreffen» einen Namen. Zuletzt durfte er auch beim Impro-«Tatort: Das Team» ran. Alle drei Produktionen waren mit jeweils über fünf Millionen Zuschauern und bis zu 6,94 Millionen Begeisterten (für den «Tatort») im Ersten ein voller Erfolg. Ob «Begräbnis» mit der Geschichte über die Nachfahren des verstorbenen Patriarchen Dieter Meurer, die bei dessen Beerdigung mit jeder Menge unerwarteter Enthüllungen aus seiner Vergangenheit in der ehemaligen DDR konfrontiert werden, nun OnDemand bei einem Publikum mit deutlich abweichenden Sehgewohnheiten ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Die Florida-Film-Produktion soll in drei Tagen im März gedreht werden. Insgesamt soll ein 90-Minüter und sechs 45-Minüter entstehen, die zum Jahresende in der Mediathek erscheinen sollen. In den Hauptrollen werden Charly Hübner, Claudia Michelsen und Anja Kling zu sehen sein

Thematisch noch weiter in die deutsche Vergangenheit geht es mit «Der Apfelbaum». Die auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman basierende Miniserie erzählt die Geschichte einer Familie unter dem NS-Regime und die Auswirkungen davon auf die nachfolgenden Generationen. So stellte Autor und Schauspieler Christian Berkel das Projekt in Berlin vor. Für die Realisierung wurden die Produktionsfirma X Filme und Bernd Lange als Drehbuchautor mit ins Boot geholt.

Ebenfalls angesiedelt zur Zeit des Dritten Reiches ist die geplante Serie «Kaufhaus des Westens». Schon seit längerem ist bekannt, dass die Constantin-Film-Tochter Moovie und die UFA Fiction zusammen an einer Umsetzung der Geschichte des berühmten Berliner Kaufhauses arbeiten (mehr dazu hier). Nun wurden weitere Details verraten. Autorin und Regisseurin Julia von Heinz kündigte an, die sechs Episoden aus der Perspektive von vier jungen Menschen mit konträren Meinungen und Möglichkeiten zu erzählen. Vor dem Hintergrund der realen Geschichte des KaDeWe soll es sowohl um jüdische Enteignung im Nationalsozialismus als auch um eine große lesbische Liebe gehen.

Weitere Projekte der Degeto, die für die ARD-Mediathek umgesetzt werden sollen, sind der achtteilige Polyphon-Thriller «Die Toten von Marnow», für den Andreas Herzog Regie führt und Holger Karsten Schmidt das Drehbuch liefert, sowie der bereits angekündigte Ferdinand-von-Schirach-Zweiteiler «Der Feind – Recht oder Gerechtigkeit» mit Klaus Maria Brandauer und Bjarne Mädel, den Oliver Berben mit der Moovie produziert (mehr dazu hier). Wie sehr die neue Streamingoffensive der ARD-Filmtochter Degeto mit diesen Produktionen einschlagen wird und vor allem, ob man damit die Zuschauer abholen wird, die sich schon lange nicht mehr bei den Öffentlich-Rechtlichen im linearen TV aufhalten, bleibt kritisch abzuwarten.
20.02.2020 11:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/116043
Niklas Spitz

super
schade


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Es gibt 14 Kommentare zum Artikel
Familie Tschiep
22.02.2020 15:19 Uhr 12
Das Informationsprogramm besteht doch nicht nur aus der Tagesschau, sondern auch aus Sendungen wie die Story, 45 Minuten, Zapp, auslandsjournal, Zoom, den politischen Magazinen, da bekommt man mehr von der Welt mit. Meistens springt auch RTL auf Themen auf, die die Öffentlich-Rechtlichen präsentieren. Davon profitieren wir alle, auch wenn wir die einzelne Sendung nicht gucken, es erweitert die Bandbreite des Diskurses. Gäbe es ohne die Öffentlich-Rechtlichen eine Diskussion über das Insektensterben? Wahrscheinlich nicht.



Wenn man in die Chartsmusik spielt, dann ähnelt das Programm sich natürlich immer etwas, aber im Detail unterscheiden sich die Sender schon. Die Kosten für die Musik für ein landesweites Chartsradio werden sich nicht unterscheiden.
Sentinel2003
22.02.2020 19:22 Uhr 13




Ich werde dieses Gemeckere zu ARD und ZDF nie verstehen!! Egal, was die beiden Sender mit den Geldern machen, es ist IMMER falsch!! :relieved: :pensive: :pensive:
Neo
22.02.2020 21:16 Uhr 14
Phoenix :heart_eyes_cat:
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