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«Merry Happy Whatever» und «Weihnachten zu Hause»: Zwei weihnachtliche Netflix-Juwelen

Zwei Netflix-Serienneustarts stimmen perfekt aufs Fest ein – und machen dabei vor, wie modernes Weihnachtsprogramm aussehen kann.

Weihnachtszeit ist bekanntermaßen Familienzeit – was zu gewissen Verwerfungen führen kann, wenn die eigene Familie nachgewiesenermaßen irre ist und man unbedarften Leuten von außen zum ersten Mal das zweifelhafte Vergnügen bereitet, auf den Clan zu treffen: So wie Emmy Quinn (Bridgit Mendler), die ihren Boyfriend Matt (Brent Morin) aus Los Angeles ins heimische Philadelphia mitbringt, wo ihr altbacken-liebenswerter Vater, ihre durchgeknallten Geschwister und deren resignierte Lebenspartner warten. Zumindest einer aus letzterer Subgruppe zieht jedoch in großer Runde die Reißleine und kündigt die Scheidung von Emmys Schwester an. Wenig später findet Matt die Partner von Emmys anderen Geschwistern im Hintergarten versammelt, wie sie für den gerade aus der Verwandtschaft Entflohenen eine Gedenkminute einlegen. Matt lernt auf die harte Tour: Diese Familie ist verdammt anstrengend, und geht einem mitunter so an die Substanz, dass die Eingeheirateten eine inoffizielle Support Group gegründet haben. Doch Matt kann das – zumindest fürs Erste – nicht abschrecken, auch wenn ihm zunehmend mulmig wird, wie Emmys Vater konsequent Maßnahmen einleitet, um seine Tochter aus dem verderbten Kalifornien zurück in die Heimat an der Ostküste zu holen. Wo Matt der Bande im täglichen Leben nicht mehr entfliehen könnte.

Johanne (Ida Elise Broch) aus Norwegen hat in «Weihnachten zu Hause» (OT: Hjem til Jul) genau das gegenläufige Problem. Als dreißigjähriger Single landet sie an hohen Festtagen immer noch am Kindertisch, neuerdings eingekeilt zwischen den beiden Zwillingssöhnen ihres Bruders. Dass im Freundeskreis über kaum etwas Anderes mehr gesprochen wird als über Orgasmen und Milcheinschuss könnte sie noch verkraften, wenn sie zumindest von ihrer zahlenmäßig imposanten Verwandtschaft auch ohne festen Partner als vollwertige Erwachsene angesehen würde. Aber wenn man die 30 überschritten hat, gilt es ja zu bedenken, dass man nun auch nicht jünger wird. Also erfindet Johanne einen Boyfriend, um dem lästigen Gequatsche zu entgehen – nur um Sekunden nach der Kurzschlusshandlung zu realisieren, dass sie den spätestens an Heiligabend wird präsentieren müssen. Also auf in die Hölle von analogen wie digitalen Speed-Datings, wo sich der gesamte romantische Ausschuss Skandinaviens die Klinke in die Hand gibt.

Problembewusster als die zuckersüßen und fernab jeglicher Lebensrealität spielenden Hallmark-Weihnachtsfilme, aber keine so rabiate Feiertags-Dekonstruktion wie «Stirb langsam»: Mit diesen beiden Serien hat Netflix genau das richtige Maß an weihnachtlicher Freude und Augenrollen vor dem ganzen jahresendzeitlichen Irrsinn gefunden: Das beste Gegengift für alle, denen ein paar Tassen Glühwein intravenös nach einer Geschenkekauforgie in der Fußgängerzone nicht mehr ausreichen.
11.12.2019 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/114300
Julian Miller

super
schade


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Weihnachten zu Hause Stirb langsam

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