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Die besten Soap-Bösewichte: Das Gift …, äh, Salz in der Daily-Suppe

Sie hintergehen, bestechen, intrigieren und morden ...und doch gehören sie meist zu den absoluten Lieblingen der Fans: die Antagonisten!

Seite 3

Platz 1: Clarissa Gräfin von Anstetten/Kaufmann (eigentlich Clara Prozeski) respektive Annabelle Gravenberg/van Weyden/Krüger alias Isa Jank



Ein geteilter erster Platz? Irgendwie schon und irgendwie allerdings auch nicht. Fakt ist, jede der beiden Kultfiguren hat das Format, in dem sie zu sehen war, über Jahre hinweg geprägt, weshalb es für beide gute Gründe gegeben hätte, sie auf dem Treppchen in der Mitte zu platzieren. Da nun jedoch beide Charaktere, und das ist in dieser Form im deutschen Daily-Universum einmalig, von der identischen Schauspielerin Leben eingehaucht bekommen haben, ist dieses Vorgehen mit Sicherheit nachvollziehbar.

Dass Clarissa (erster Auftritt in Folge 1 von «Verbotene Liebe», ausgestrahlt am 02.01.1995), die eigentlich Clara Prozeski heißt und aus einfachen Verhältnissen stammt, schon immer enorm ehrgeizig und voller krimineller Energie gewesen ist, zeigt sich schon früh, da sie, kaum volljährig, ihren Bruder bestiehlt, um mit dessen Erspartem ein neues Leben zu beginnen – eben als Clarissa. Weder ihr erster Ehemann Peter Kaufmann (Ingo Klünder), der schließlich als Folge einer Erpressung von ihr nach Südamerika flieht, noch ihre große Liebe Arno Brandner (Konrad Krauss) können ihr aber das Leben bieten, dass sie sich wünscht.

Dies findet sie erst bei Christoph Graf von Anstetten. Doch bis sie endlich Teil der Upperclass ist, muss sie zunächst noch ihre Zwillinge zur Welt bringen. Jan (ursprünglich von Andreas Bruckner, danach von Hubertus Grimm verkörpert) lässt sie bei Arno, dem Vater der beiden, und mit Julia (anfangs gespielt von Valerie Niehaus, später von Nina Bott) zieht sie auf Schloss Friedenau, zuerst als Kindermädchen für Henning. Doch Clarissa, die oft mit Alexis Carrington Colby (Joan Collins, die auch einmal bei «VL» zu Gast gewesen ist) aus «Der Denver-Clan» verglichen worden ist, wäre nicht Clarissa, wenn nicht doch bald die Hochzeitsglocken läuten würden. Ab dann könnte eigentlich alles perfekt sein. Doch es kommt, wie es kommen musste: Eines Tages begegnen sich die Zwillinge, spüren ihre ganz besondere Verbindung und verlieben sich sogar ineinander. Nach einem ewigen Hin und Her kommt die Wahrheit schließlich ans Licht. Nachdem es dann lange nicht nach einen Happy End für die beiden aussieht (Julia wird unter anderem lange für tot gehalten), finden sie schließlich viele Jahre später doch noch zueinander.

All die Lügen, die im Zuge dieser Ereignisse nach und nach ans Licht kommen, münden aber schließlich darin, dass Christoph sich von seiner Frau trennt, sie aus dem Schloss schmeißt und mit deren großer Konkurrentin im Modebusiness Barbara von Sterneck (zuerst von Isabelle Carlson, dann von Manuela Alphons dargestellt) zusammenkommt respektive sie sogar heiratet. Beide sind selbstredend von an nun an nicht vor Clarissas Rache sicher und letztlich zerbricht auch ihre Ehe an den ewigen Machtkämpfen. Dies facht Christophs Wut logischerweise nur noch mehr an. Als die in ihren Augen einzig wahre Gräfin von Anstetten die Veröffentlichung ihrer Biographie plant, sieht er seine ultimative Chance gekommen, macht Peter Kaufmann, den dessen Noch-Frau einst für tot erklären ließ, ausfindig und holt ihn nach Düsseldorf. Die Buchpräsentation wird zum Desaster, da schon der ohne ihr Wissen von ihren Gegnern geänderte Titel alles verrät, was sie über Jahre so gekonnt versucht hat, zu verbergen. Zu allem Überfluss kann Christoph nun rückwirkend ihre Ehe für ungültig erklären lassen. Allerdings gibt die Frau mit der legendären Frisur nie auf

Sie macht Christoph unmissverständlich klar, dessen neue Liebe Carolin, die unter Mordverdacht steht und eigentlich die Frau seines Sohnes ist, nur zu entlasten, wenn dieser sie erneut zu seiner Frau macht. Und einmal mehr triumphiert die „Vorzeige-Strippenzieherin". Ihr Wieder-Ehemann erkennt jedoch nach und nach, dass er wohl nie mehr wird glücklich werden können und begeht vor den Augen Clarissas Selbstmord. Und das geht selbst an dieser oftmals so gefühlskalten und berechnenden Person nicht spurlos vorbei, die sich daraufhin freiwillig in Therapie begibt.

Dass vor, während und nach all diesen Ereignissen konsequent Krieg gegen Tanja geführt wird, ist bereits ausführlich erläutert und damit auch ihr erster und zweiter Ausstieg vorweggenommen worden.


Nach Clarissa ist vor Annabelle, denn nach ihren «VL»-Ausstieg im Oktober 2001 dauerte es fast auf den Tag genau vier Jahre, bis Isa Jank sich aufmachte, Daily-Deutschland zu beweisen, wer das TV-Biest der TV-Biester ist! Klammert man «Bianca – Wege zum Glück» aus, das ja ohnehin eine Sonderstellung einnimmt, war Annabelle die Hauptantagonistin der Serie, die nach Julias Glückssuche (Susanne Gärtner) endgültig zur Dailynovela wurde. Somit machte sie insgesamt vier Paaren das Leben schwer: Julia und ihrem Sohn Daniel Gravenberg (Roman Rossa), Nina (Gisa Zach) und Ben Petersen (Hubertus Grimm) – ja, die beiden Darsteller haben heute schon einmal in einem anderen Kontext Erwähnung gefunden –, Luisa (Susanne Berckhemer) und Simon Becker (David Kramer) sowie ihre Tochter Nora (Anja Boche) und Alexander van Weyden (Timo Hübsch).

Auch diese Meisterin der Ränkespiele hat zu Beginn im Prinzip nahezu alles, was sie sich immer erträumt hat: Annabelle Krüger heiratet einst den mittlerweile verstorbenen Philipp Gravenberg, und damit in eine einflussreiche Familie ein, die „Falkental Porzellan“, eine, wie der Name schon vermuten lässt, Porzellanmanufaktur betreibt. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor: Daniel und Patrizia (Lucie Muhr). Beide wenden sich letztlich nach allem, was ihre Mutter sich geleistet hat, von ihr ab. Dass sie eine Menge dafür getan hat, um zu verhindern, dass Daniel und Julia, die sie von Anfang an nicht für die richtige Frau für ihren geliebten Sohn gehalten und die sie unter anderem auch versucht hat, zu überfahren, glücklich werden, ist da nur einer von vielen Gründen. Zahlreiche Intrigen von ihr haben anfangs das Ziel gehabt, Julia loszuwerden oder Daniels respektive ihre eigene Position in der Firma zu stärken. Und dazu ist ihr jedes Mittel recht, was in erster Linie ihr Schwiegervater Werner Gravenberg (Friedhelm Ptok, die deutsche Stimme des aus «Star Wars» bekannten Imperators Palpatine) zu spüren bekommt und mit seinem Leben bezahlt. Ein weiterer hartnäckiger Gegner ist ihr Schwager Frederik Gravenberg (Holger C. Gotha, der in «SdL» auch den Kunstdieb Curd Heinemann, den Vater von Nils, verkörpert), dem sie mehrfach übel mitspielt und den sie einmal beinahe überfährt. Ihre Fast-Schwiegertochter Marie Vermont (Sonja Baum) landet wegen der machthungrigen Frau immerhin im Koma. Zwischenzeitlich arbeitet sie sogar mit Katy Wellinghoff (Nicola Ransom), die seinerzeit Bianca (Tanja Wedhorn) massiv geschadet hat, zusammen. Ein zwischenzeitlicher, schmerzhafter Schlussstrich unter das Kapitel „A. Gravenberg“ scheint gezogen werden zu können, als sie aus Falkental verschwindet – allerdings nicht ohne zuvor eine Menge Geld von dem Firmenkonto zu entwenden.

Ihre triumphale Rückkehr feiert sie an der Seite ihres neuen Ehemannes Richard van Weyden (Peter Zimmermann), den sie – für ihre Verhältnisse – aufrichtig liebt und der sich sogar als Vater ihrer Tochter Nora, die sie lange nicht anerkennen will und dann vornehmlich für ihre Zwecke einspannt, herausstellt. Als Hochzeitsgeschenk erhält sie „Falkental Porzellan“. Richards Tochter Viktoria (Mareile Bettina Moeller) wiederum ist ihre neue Stiefmutter ein Dorn im Auge, auch sie begreift jedoch schnell, dass es bei dieser Gattin ihres geliebten „Daddys" schwieriger wird als bei ihren Vorgängern, sie loszuwerden. Und so überbieten sich die beiden regelrecht in ihren Aktionen, mit denen sie der jeweils anderen schaden wollen, bis schließlich Viktoria dem Gift erliegt, das sie eigentlich für ihre Erzfeindin vorgesehen hat.

In der Zwischenzeit hat Helena Bernstein (Silke Matthias), die Mutter von unter anderem Viktoria, die Bühne betreten, und beginnt, spätestens ab dem Moment, als sie vom Tod ihrer Tochter erfährt, gegen die einzige Person vorzugehen, die ihrer Meinung nach für diese Tragödie verantwortlich sein kann. Dabei unterstützt wird sie von Hagen Ritter (Jens Peter Nünemann), der, obwohl sie es ihm nicht immer leicht gemacht hat, seine „Vicky“ sehr geliebt hat. Doch über Punktsiege kommen beide nicht hinaus. Als Hagen sein Gedächtnis verliert, bringt ihn Annabelle fast sogar dazu, Helena – im Glauben, dass sie die Mörderin seiner großen Liebe ist – umzubringen. Dies misslingt. Am Tag der Hochzeit von Richard und Helena und nachdem sich dieser von Annabelle, die zwischenzeitlich einen Schlaganfall erlitten hat, hat scheiden lassen, kommt diese im zweiten Anlauf an ihr Ziel: Dank manipulierter Bremsen hat Helenas Wagen einen Autounfall und ihre infolgedessen erlittenen Verletzungen sind so schwer, dass sie ihnen, unmittelbar nachdem sie Richard noch am Krankenbett das Jawort gegeben hat, erliegt. Die Anzahl derer, die Annabelle im Übrigen bis zu diesem Zeitpunkt erpresst hat, ist so hoch, dass eine Auflistung etwas zu viel Raum einnehmen würde.

Nach vielen weiteren Täuschungsmanövern und Bemühungen von Richard, seine Ex-Frau endlich zu überführen, gelingt es ihm mit der Hilfe von Nora, die sich letzten Endes schweren Herzens gegen ihre Mutter stellt, dass sie endlich verhaftet wird – verurteilt wird sie letztlich auch deshalb, weil ihr ehemaliger Erzfeind Frederik auftaucht und gegen sie aussagt. Doch Annabelle schafft es tatsächlich, kurz vor Haftantritt zu fliehen – und Nora sieht lange wie ihre Fluchthelferin aus. Die Geflohene inszeniert nach Jahren, in denen ihre Tochter vor allem schlimmen Vorwürfen von ihrem Vater ausgesetzt ist, sogar ihren Unfalltod. Als Annabelle aber plötzlich vor Nora steht und dieser anbietet, mit ihr gemeinsam unterzutauchen, sieht die junge Frau endlich ihre Chance gekommen, ihre Unschuld zu beweisen. Es kommt zu einem großen Finale, in dem die Geschäftsfrau, die gefühlt gegen jedes Gesetz verstoßen hat, all ihre Missetaten zugibt und von einer Brücke in den Tod stürzt, nachdem Richard und Frederik noch vergeblich versucht haben, sie zu retten.

Die Vita von Clarissa spricht ebenso für sich wie die von Annabelle – letztere sogar noch mehr, weshalb der Verfasser dieses Beitrags, so er sich denn entscheiden müsste, sich für die «WZG»-Antagonistin aussprechen und so aus dieser „Top 5" eine „Top 6" machen würde.
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06.11.2019 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/113446
Florian Kaiser

super
schade

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
anna.groß
06.11.2019 14:17 Uhr 1
Florian Kaiser, du bist der Beste!

Hätte trotzdem eine Top Ten gemacht, Katy & Pascal aus "Bianca" waren schon sehr übel, oder Viktor Falkenberg und Rolf Jäger aus "Unter Uns" ... und AWZ hat doch sicher auch den ein oder anderen?!

Aber Clarissa/Annabelle toppt tatsächlich niemand ;-)
F.K.
07.11.2019 00:31 Uhr 2
Danke, ich gebe zumindest immer mein Bestes. ;)



Natürlich hätte es noch eine Menge geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten gegeben, aber ich sehe es so: Eine "Top 5" ist ein guter Kompromiss, denn schließlich wäre auch eine "Top 3" möglich gewesen. Und es freut mich selbstverständlich, wenn die "QM"-Leser auch längeren Texten etwas abgewinnen können, aber übertreiben sollte man es vielleicht dann trotzdem nicht. ;)



In jedem Fall wird es noch weitere Soap-Check-Specials geben – an Ideen mangelt es definitiv nicht.
Esel
09.12.2019 23:03 Uhr 3
Auch wenn das widersprüchlich klingen mag: Eine Katrin Flemming ist für mich eine der besten Rollen in deutschen Dailys (vielleicht sogar *die* beste jemals). Aber sie gehört dennoch für mich nicht zu den großen Bösewichten/Biestern, weil ich sie trotz mancher fieser Aktionen von ihr nicht als solche sehe. Eine Antiheldin vielleicht.
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