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Die Kritiker: «Flucht durchs Höllental»

Auf der Suche nach seiner Tochter und auf der Flucht vor der Polizei könnte Hans Sigl zum Bruce Willis der Alpen aufsteigen. Wenn aus der zünftigen Wanderung nur ein beinharter Bergfilm geworden wäre.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Hans Sigl als Klaus Burg
Marleen Lohse als Maja Wendt
Christian Redl als Georg Wendt
Karen Böhne als Barbara Leyendecker
Max von Pufendorf als Arndt Schubert
Johanna Gastdorf als Erika Erlacher
Leonie Wesselow als Aline Burg

Hinter der Kamera:
Produktion: ndF neue deutsche Filmgesellschaft mbH
Drehbuch und Regie: Marcus O. Rosenmüller
Kamera: Peter Joachim Krause
Produzent: Hans-Hinrich Koch
Für den renommierten Münchener Strafverteidiger Klaus Burg (Hans Sigl) ist es ein ungünstiger Zeitpunkt, um über das Wochenende die Stadt zu verlassen. Sein Mandant Georg Wendt (Christian Redl), ein suspendierter BKA-Beamter, hat gerade eine Menge juristischen Ärger an der Backe, nachdem er eine konzertierte Polizeiaktion gegen die kalabrische Mafia in Süddeutschland platzen ließ, mutmaßlich um eine unbeteiligte Unschuldige zu schützen, die sonst vom Obermafioso gemeuchelt worden wäre.

Doch man muss Prioritäten setzen: Und weil er aus dem Leben seiner siebzehnjährigen Tochter (Leonie Wesselow) völlig raus ist, seit er sie nach ihrem Kokainabsturz in ein sündhaft teures Internat verfrachtet hat, geht dem Topanwalt das anstehende gemeinsame Wellness-Wochenende über alles. Doch bei Burg kommt immer wieder das Pflichtbewusstsein durch, und schon am Frühstückstisch telefoniert er seinem exponierten Mandanten hinterher. Die Tochter kann es nicht fassen, und macht ihm eine Szene. Burg wird ausfallend, Tochter rennt davon. Eine Bagatelle.

Blöd, dass Tochter bald spurlos verschwunden ist und in der Hotelsuite eine Blutlache zurücklässt. Der Hotelbetreiber verdächtigt den kurz zuvor ausfallend gewordenen Vater und setzt ihn fest. Nachdem der sich losgerissen hat, schlägt das LKA in eine ähnliche Kerbe – vor allem die alkoholsüchtige Barbara Leyendecker (Karen Böhne), beim Thema Entführungen ein gebranntes Kind. Schon einmal kam es unter ihrem Kommando zu einem Familiendrama in einem Luxushotel in den Bergen.

Währenddessen bekommt der geschundene Burg bei Flucht und Tochtersuche durchs Höllental Unterstützung von der Tochter seines Mandanten (Marleen Lohse), einer ehemaligen Bergführerin, die am Morgen bei der Dorfbäckerin noch ein verzagt-hilfloses Gelübde abgelegt hatte: „Anna, ich geh‘ nicht mehr in die Berge, du weißt das doch.“ Wenn das nicht mal an einem alten Trauma liegt…

So hat am Schluss jeder seinen seelischen Mühlstein um den Hals – und von Anfang an wissen wir, wie es ausgehen wird: Die Bergführerin kann die Geister der alten Katastrophe hinter sich lassen, der anzugtragende Stadtmensch Burg kommt mal an die frische Luft und wird lernen, nie wieder seine Tochter zu vernachlässigen, der geschundene BKA-Mann wird die Früchte seiner verlustreichen Arbeit ernten, Kommissarin Leyendecker einen folgenschweren Fehler nicht noch einmal gemacht haben und die N’drangheta landet in der Zelle. Das Reißbrett, an dem dieser Film durchkomponiert wurde, ist in jeder Szene der Hauptdarsteller.

Noch dazu muss sich «Flucht durchs Höllental» bei jeder Wendung den biederen öffentlich-rechtlichen Sendeplatzvorschriften beugen, und kann so seinen Mangel an Spannung und seine übertriebene Formelhaftigkeit nicht einmal durch beinharte Bergaction kompensieren. Berg-Rambo Burg und seine treue Gefährtin, die Mandantentochter, dürfen also bestenfalls auf eine Akku-Flex zurückgreifen, um durch das Zersägen von ein paar Stahlseilen dem SEK den Weg zu erschweren. Peanuts. Fehlt nur noch, dass irgendwann Hansi Hinterseer mit zünftigem Almhut hinter einer Berghütte hervorschaut und mit einem „Ja, mei, wird scho wieder“ die Gemüter beruhigt. Es täte hier eigentlich ganz gut.

Das ZDF zeigt «Flucht durchs Höllental» am Montag, den 23. September um 20.15 Uhr.
23.09.2019 11:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/112371
Julian Miller

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Flucht durchs Höllental

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
bendinepenk
23.09.2019 17:58 Uhr 1
ich habe diesen Hit der deutschen Fernsehgeschichte vorab in der Mediathek gesehen. Oh Mann, ich habe immer darauf gewartet, daß Dr.Kleist auf dem Weg zum örtlichen Krankenhaus durch das Bild radelt, um dort dem Chefarzt beratend zur Seite zu stehen, aber Hansi Hinterseer hätte dem Werk auch einen würdigen Rahmen verliehen.
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