Blockbuster-Regisseur Jon Favreau hat mit «The Chef Show» eine locker-leichte Kochsendung zusammengeköchelt.
Ausführende Produzenten
- Jon Favreau
- Roy Choi
- Annie Johnson
Netflix bringt zwar nahezu am laufenden Band fiktionale Serien heraus, doch es gibt noch eine klassische TV-Programmfarbe, die der Video-on-Demand-Dienst liebt: Kochsendungen. Von der Spitzenköche-Porträtreihe «Chef's Table» über die kulinarische Erkundungstour «Salz. Fett. Säure. Hitze.» hin zu «Ugly Delicious», «Cooked», «Somebody Feed Phil», «Stretfood», «Die Wurzeln des Geschmacks» und zum sehr klar fokussierten «Die Geschichte des Tacos» – und selbst damit sind noch längst nicht alle aufgezählt. Da drängt sich die Frage auf: Kann «The Chef Show» dem bei Netflix bereits bestens bedienten Genre noch irgendetwas sehenswertes hinzufügen?
Um die Antwort nicht unnötig lang hinauszuzögern: Durchaus! «The Chef Show» ist eine kleine Kochshowkuriosität, als dass das Format ein Ableger der Jon-Favreau-Dramödie «Kiss the Cook» (Originaltitel: «Chef») ist. Favreau, der Regisseur der ersten beiden «Iron Man»-Filme sowie der Disney-Remakes «The Jungle Book» und «Der König der Löwen», wurde in der Vorbereitung seines Kochfilms von Foodtruck-Erfolgskoch Roy Choi unterrichtet. Da sich Favreau und Choi bestens verstanden haben, beschloss Favreau einige Zeit nach den «Kiss the Cook»-Dreharbeiten, erneut mit ihm zusammenzuarbeiten, damit sie einen Grund haben, erneut längere Zeit miteinander zu verbringen.
So entstand «The Chef Show», ein Format, das laut Favreau sehr spontan und ohne größere Vorplanung entstanden ist. So fragt in der ersten Folge Comedian Bill Burr, der zusammen mit Favreau und Choi Sandwiches zubereitet, "für wen das hier gedreht wird", worauf Favreau zunächst noch keine Antwort hat. Auch die Frage, ob die Sendung familienfreundlich wird oder man offen fluchen darf, bleibt unbeantwortet. Dies sind zwei exemplarische Beispiele für die "Konzeptlosigkeit" von «The Chef Show». Im Gegensatz zu anderen "Wir reisen durch's Land / um die Welt"-Kochformaten verfolgt «The Chef Show» keine festgezurrte Dramaturgie. Es wird nicht in jede Folge eine als bedeutungsschwanger inszenierte kulturelle Lektion hineingezwängt. Und während manche Ausgaben das Rezept verfolgen, dass Favreau mit Hollywood-Kollegen kocht, wird auch diese Rezeptur nicht zum Standard für die achtteilige erste Staffel.
Den Begriff "Wundertüte" zu verwenden, wäre überzogen, trotzdem bleibt «The Chef Show» auf angenehme Weise undefiniert. Mal wird das Publikum Schritt für Schritt durch leichte, aber raffinierte Gerichte geführt, andere Male sehen wir bei der Vorbereitung eines BBQ-Festivals zu. Mal wird erklärt, was alles in ein Kimchi gehört, jedoch liegt der Fokus darauf, wie Choi und Favreau bei der Zubereitung interagieren, statt darauf, Zuschauende anzuleiten, es den Beiden nachzutun.
In der fünften Ausgabe treffen sich Choi und Favreau mit «Planet Terror»- und «Alita: Battle Angel»-Regisseur Robert Rodriguez und unterhalten sich in seiner Küche über Diäten, Karrieren und kulinarische Passionen, während sie einfach nur Pizza backen. In der zweiten Folge dagegen werden Choi und Favreau sowie «Avengers»-Stars in einem Spitzenrestaurant bekocht. Und manchmal sieht man einfach nur, wie Choi und Favreau eine Backmischung nutzen.
«The Chef Show» ist also keine Sendung, die ihrem Publikum das Kochen beibringen will. Es ist keine Restauranttour, es ist keine Promitalkshow, bei der gegessen wird. Es ist von allem etwas – und dieses Potpourri wird mit dem ungezwungenen, eingespielten Zusammenspiel des munteren Favreaus und des grundentspannten Chois gelungen abgeschmeckt. Auch das sympathische Produktionsdesign (mit Vorspann sowie Zwischentiteln in verspielter Stop-Motion-Ästhetik) und die knackige Laufzeit einer jeden Folge helfen «The Chef Show» dabei, als Komfortfernsehen, das sein Publikum nicht verdummen lässt, zu überzeugen.
Fazit: «The Chef Show» ist eine ungekünstelte, optimistische, locker-flockige Dokusoap, in der Promis, Rezepte und Kulinarik-Roadtrips zu einem Wohlfühlgericht gemixt werden.
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