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«NOS4A2»: Horrorserie ohne Schrecken

Die Prämisse von Amazons neuer Horror-Drama-Serie um Zachary Quinto als Vampir, der die Seelen kleiner Kinder frisst, um sich selbst zu verjüngen, mag zunächst durchaus interessant klingen. Der titelgebende Vampir Nosferatu rückt allerdings genauso stark wie der vermeintliche Horror in den Hintergrund…

In den ersten Minuten der Serie scheint «NOS4A2» seiner Genre-Einordnung als Horrorserie noch gerecht zu werden. Ein kleiner Junge wird aus seinem Elternhaus von einem steinalten, grimmig-dreinschauenden Mann entführt, während dessen Helfer die Mutter samt Liebhaber ermordet. Nach diesem Intro wechselt die Kamera allerdings kurze Zeit später zur eigentlichen Protagonistin der Serie, der 18-jährigen Vic McQueen (Ashleigh Cummings). Diese hat übernatürliche Fähigkeiten und kann mit ihrem Motorrad den Schleier zwischen der echten Welt und ihrer Gedankenwelt überqueren. So ist es ihr möglich an erdachte Orte zu reisen. Ist sie beispielsweise auf der Suche nach einer Person oder einem bestimmten Gegenstand kann sie an exakt den Ort zu reisen, an dem sich jener befindet.

Prinzipiell könnte man als Zuschauer nun davon ausgehen, es handele sich bei «NOS4A2» um eine übernatürliche Horrorserie. In den ersten beiden Folgen der Serie liegt der Fokus der Serie aber allzu sehr auf dem Familiendrama der Protagonistin, wodurch diese bisher eher in die Kategorie Teen-Drama mit übernatürlichen Elementen einzuordnen ist. Wäre «NOS4A2» in dieser Genre-Einordnung zumindest stringent und würde mit überzeugendem pacing einherkommen, könnte man die Genreverwirrung noch verzeihen. Am problematischsten ist allerdings die unverkennbare Langatmigkeit, mit welcher der Zuschauer konfrontiert wird. Erwähnenswert ist hierzu, dass «NOS4A2» eine Buchverfilmung des amerikanischen Autors Joe Hill, dem Sohn von Horror-Koryphäe Stephen King ist. Dessen Buch ist 720 Seiten stark und es scheint bisher nicht so, als sei geplant diese 720 Seiten innerhalb der zehnteiligen ersten Staffel der Serie abzuhandeln. Wer die ersten 40 Sekunden des Trailers gesehen hat, hat auch praktisch alle relevanten Szenen der ersten beiden Folgen gesehen.



Ebenfalls fragwürdig sind zudem einige Charakterzeichnungen innerhalb der Serie. So wird der alkoholabhängige Vater von Vic als äußerst sympathisch und liebevoll dargestellt, obwohl er die Mutter im Alkoholrausch scheinbar (off-screen) regelmäßig misshandelt. Die als Putzfrau arbeitende Mutter wird hingegen als Fremdkörper innerhalb der Familie gezeichnet, die ihre Tochter nach der Schule in ihren Job zwängen möchte und deren Chance auf ein Kunststudium nicht ernst nimmt. Der Fokus auf diese Familienkonstellation, der zudem äußerst repetitiv wirkt, verwehrt dem Zuschauer bisher tiefere Einblicke in die Welt des von Zachary Quinto gespielten Nosferatu und seinem Kinderparadies „Christmasland“, in dem er die von ihrer Seele beraubten Kinder unterbringt.

«NOS4A2» weiß nicht wirklich, was es sein möchte: Horrorserie, Teen/Coming-of-Age-Drama oder beides miteinander vernetzt. Keines dieser Genres wird in irgendeiner Weise originell oder packend umgesetzt, womit «NOS4A2» schnell im Bereich inflationär-generischer Serienunterhaltung versickert.

In den USA startete «NOS4A2» am 2. Juni beim Heimatsender AMC. In Deutschland wird die Serie als Amazon-Exclusive in deutscher und englischer Sprache ab 7. Juni verfügbar sein.
07.06.2019 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/109860
Marc Schneider

super
schade

55 %
45 %

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Tags

NOS4A2

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
07.06.2019 10:37 Uhr 1
Mir hat schon deer Trailer kein großes Bdürfnis zum Angucken gegeben.
medical_fan
07.06.2019 13:38 Uhr 2
Das gleiche kann man auch von "Spuk im Hill House" sagen. Spukserie ohne Spuk. Horroserie ohne Horror. Wenigstens findet hier bei NOS4A2 keine Zuschauerverarsche statt.
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