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Hingeschaut: «Top Chef Germany»: Warum ist da ein Thermomix?

Sat.1 versucht sich wieder mal an einer Kochshow – diesmal hat man sich das aktuell erfolgreichste Format dieser Art eingekauft und strahlt es fortan immer mittwochs zur besten Sendezeit aus. Wir haben uns die Premiere angesehen.

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Nachdem das Siegerteam gekürt wurde, wird klar, wohin die Reise mit «Top Chef» gehen wird. Es ist durch und durch eine Realityshow, in der gekocht wird. Denn: Der Teamchef der Verlierer muss vier seines sechsköpfigen Teams für die finale Runde nominieren, in der auch noch gleich zwei Kandidaten ausgesiebt werden. Er hätte sich als Verantwortlicher des Scheiterns auch selbst für die Eliminierung nominieren können, allerdings hat er sich lieber selbst in Sicherheit gewogen und vier andere Mitglieder seines Teams nominiert. Als Zuschauer reibt man sich bei so viel Rückgratlosigkeit die Hände. Natürlich treiben es die Reaktionen der anderen Teilnehmer auf diese Entscheidung auf die Spitze – genau das will man sehen, wenn man unterhalten werden will. Und so kochen die vier Teilnehmer um die Wette, bei der am Ende zwei Köche die Sendung verlassen müssen.



Hier sei erwähnt, dass einer der Köche in der finalen Eliminierung tatsächlich den Thermomix benutzt hat. Wenn in einer Show die angeblich besten Köche Deutschlands präsentiert werden, die zum Teil einen oder mehr Michelin-Sterne besitzen, will der Zuschauer keine Nutzung des Thermomix sehen. Zu allem Überfluss ist der Thermomix-Theatraliker auch noch weiter gekommen. Der innere Hobbykoch mit imaginärem Anspruch auf Perfektion ist von so viel Inkonsequenz emotional völlig fertig mit der Sendung. Man wünscht sich in diesem Moment ein Comeback von Britta von Lojewski herbei, die bei VOX die Neuauflage von «Kochduell» am Vorabend zusammenzimmert und den Thermomix-Skandal wegkocht.

Die Jury um Eckhart Witzigmann bekleidet ihre Aufgabe extrem gut. Sat.1, beziehungsweise die Red Seven Entertainment GmbH, hat hier ein sehr gutes Händchen bewiesen. Gerade Witzigmann als „Koch des Jahrhunderts“ bewertet die Kandidaten unterhaltsam und ansprechend, immer mit einem positiven Kommentar vorab, auch wenn danach eine respektvolle Kritik folgt. Restaurantkritikerin Alexandra Kilian ist hier vor allem in ihrer Mimik weitaus direkter, aber ebenso wie Peter Maria Schnurr immer auf Augenhöhe mit den Kandidaten. Das ist erfrischend sympathisch und zeigt, wie ernst man bei Sender und Produktion das Format für Deutschland nimmt. Hier fehlen – zumindest in der Auftaktepisode – Degradierung, persönliche Angriffe und abschätzige Bemerkungen. Für eine Sendung dieses Kalibers und Fallhöhe hat man sich glücklicherweise gegen ein schlagzeilenträchtiges Antisozialverhalten innerhalb der Produktion entschieden.

Man hat eine Kochshow erwartet und sie auch bekommen – darüber hinaus wird eine spannende Realityshow geliefert. Red Seven Entertainment hat geliefert und das Franchise von «Top Chef» mehr als angemessen umgesetzt. Sowohl Jury- als auch Kandidaten-Casting ist mehr als nur geglückt. Sofern man ein bisschen weniger Fokus auf theatralische Darstellungen der Kandidaten legt, kann man sich für die 23. internationale Umsetzung von «Top Chef» durchaus auf die Schulter klopfen. Aber bitte ohne Thermomix.

Sat.1 strahlt «Top Chef Germany» mittwochs um 20.15 Uhr aus. Die bisherige Episode kann in der Sat.1-Mediathek nachgeschaut werden.
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09.05.2019 06:53 Uhr Kurz-URL: qmde.de/109193
Fabian Neveling

super
schade

73 %
27 %

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Tags

Top Chef The Taste Kochduell Top Chef Germany

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