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«The Conners»: «Roseanne» ohne Roseanne

Die Conner-Familie gibt auch ohne die einstige Matriarchin der amerikanischen Mittelschichtsfamilie eine Stimme: Die ist jedoch nun weniger politisch als früher.

«Roseanne» ohne Roseanne – bis vor wenigen Monaten wäre dieses Szenario kaum vorstellbar gewesen. Roseanne Conner war das Herzstück der Serie, ihre Seele und ihr erzählerisches Zentrum, Roseanne Barr ihre Stimme und ihre Haltung. Vor diesem Hintergrund haben die ersten beiden Folgen der «Conners» Erstaunliches geleistet, indem sie gezeigt haben, dass es eben doch ohne geht.

In der Serie ist Roseanne Conner vor wenigen Wochen überraschend verstorben. Wie die Familie nach und nach aufdeckt, ist in der Nachbarschaft ein Ringtausch an Medikamenten im Gange gewesen, weil sich nicht jeder alle Präparate leisten konnte, die er so brauchte. Schritt für Schritt war Roseanne in die Abhängigkeit gerutscht und hat an den wildesten Stellen im Haus ihre Vorräte an Schmerzpillen versteckt, um nach ihrer Knie-OP wieder auf den Damm zu kommen. Das sollte ihr das Leben kosten.

Solche Dramen spielen sich in den Vereinigten Staaten täglich dutzendfach ab, ganz besonders im vom Ende der verarbeitenden Industrie dahingerafften ländlichen Mittleren Westen, wo die Serie unverkennbar spielt. Die Ambition hinter den «Conners» ist insofern dieselbe wie die hinter dem «Roseanne»-Reboot:

Auch ohne Roseanne geben die «Conners» der Malaise der amerikanischen Mittelschicht wieder ein Gesicht: Die nun thematisierte Opioid Crisis, der sprunghafte Anstieg schmerzmittel- und heroinsüchtiger Menschen in der Mitte der Gesellschaft, ist seit langer Zeit ein erschreckendes Brandthema. Ihre Gründe liegen in besonderer Weise auch in einem politisch-institutionellen Versagen: Anstatt die Grunderkrankungen von Schmerzpatienten in angemessenem Umfang zu behandeln, werden ihre Symptome zügig und konsequent mit Opiaten wegtherapiert, bis sie von den horrenden Medikamentenpreisen entweder in billigere Alternativen – kurz: Heroin – getrieben oder zu einer laienhaft bedarfsorientierten Selbstmedikation hingerissen werden. Abtritt Roseanne – Willkommen bei den Conners!

Was nun freilich fehlt, ist die glühende Trump-Stimme, der Dualismus zwischen der Deplorable Roseanne und der Nasty Woman Jacky, die lebensnahe, wenn auch erschreckende Erzählung, wie eine bodenständig-progressive Frau sich auf einmal von Rechtspopulisten politisch am besten vertreten sieht. Dass das kein Widerspruch ist, sondern vielleicht krude, aber doch folgerichtig zusammenpasst, wurde in der ersten neuen «Roseanne»-Staffel bereits überdeutlich: Doch dieses Untersuchungsfeld wäre auch in den künftigen Trump-oder-Pence-Jahren eine wichtige Stimme im amerikanischen Fernsehen gewesen.

Durch Roseanne Barrs Ausscheiden bleibt gleichsam auch der Weg in die erzählerische Konsequenz versperrt, den Bill Maher, ein feuriger Linker, brachialer Trump-Gegner und langjähriger Bewunderer von Barrs progressiv-sozialistischer Haltung und ihrem Kampf für benachteiligte Gruppen, in seiner Sendung so eloquent wie anschaulich forderte: Die zweite «Roseanne»-Staffel müsse von den bitteren Enttäuschungen der Trump-Wähler aus der unteren Mittelschicht handeln, weil der demagogische Präsident bis auf ein paar markige Sprüche überhaupt nichts Substanzielles für sie getan habe, außer sie mit leeren Versprechungen so brutal zu betrügen wie kein Politiker zuvor.

Doch Donald Trump und der Reiz, den seine Persona auf die Roseanne-Klientel ausüben konnte, spielen in dieser Serie keine Rolle mehr. Vielleicht kann ihr das auch gut tun, weil sie die Konflikte der Menschen, die sie symbolisiert, entpolitisiert und sie aus der oft brutalen Schusslinie nimmt. Bedacht, aber haltungsvoll zeigen die «Conners», wie die bitteren Diagnosen über die Zurückgelassenen, die Forgotten Men and Women, weiterhin zutreffen und ihr Heilsbringer, ein vulgärer Immobilienmagnat aus dem zwielichtigen Finanz-Moloch New York, nicht das Geringste an ihnen verändert hat.
26.10.2018 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/104758
Julian Miller

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Conners Roseanne

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
zombiehunter
26.10.2018 07:30 Uhr 1
Tjoar. Das war jetzt nicht wirklich ein Artikel zu "The Conners"...
Henbeu
26.10.2018 17:26 Uhr 2
In der Schule würde man sagen "Thema verfehlt" ..
Baby
29.10.2018 09:24 Uhr 3
Dann lieste das und denkst nur "Alter, was geht in den USA ab" - das ist normal bei denen dass die sich Medis tauschen? Uff. Okay.



Im nächsten Artikel würde ich aber auch gerne was über die neue Serie erfahren und nicht über Medikamentenhandel und den politisch vergessenen Mittleren Westen, sondern die Menschen in der Serie. Danke. :)
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